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Wirtschaft: Der Verkehr bleibt auf der Straße

Der Lokführerstreik schadet dem Image des Gütertransports auf der Schiene, fürchtet der Logistikverband

Berlin - Die Streiks im Güterverkehr der Deutschen Bahn treffen die Firmen hart, die auf die Schiene gesetzt haben. Wenn es um die Zulieferung etwa von Teilen für die Produktion geht, haben fast 23 Prozent aller Unternehmen keine Sicherheitsreserve für Transportausfälle, knapp 26 Prozent nur für einen Tag. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME), die dem Tagesspiegel vorliegt und die am heutigen Montag vorgestellt werden soll.

Der Verband befürchtet laut eigener Auswertung, dass das – ohnehin schon schwache – Image des Gütertransports auf der Schiene durch die aktuellen Streiks der Lokführer negativ belastet werden könnte. Firmen könnten von ihren Plänen, Verkehr etwa vom Lkw auf den Zug zu verlagern, wieder abrücken.

An der BME-Umfrage haben sich 170 Unternehmen aus allen Branchen beteiligt. Dabei kam heraus, dass die Schiene schon bisher als vergleichsweise unzuverlässiger Transportweg gilt. So halten zum Beispiel fast drei Viertel der Firmen, die auf das Flugzeug bei der Belieferung setzen, höchstens für einen Tag Sicherheitsreserven für die Produktion bereit. Beim Lkw sind es knapp zwei Drittel.

Über alle Branchen halten 73 Prozent den Zug für zu langsam und zu unflexibel, besonders hoch ist der Anteil der Unternehmen mit dieser Meinung bei den Konsumgüterherstellern (83 Prozent). Einem Großteil der Befragten sind die Preise der Eisenbahnunternehmen schlicht zu hoch. Bei 71 Prozent der Befragten spielt die Schiene im Logistikkonzept überhaupt keine Rolle.

Dabei sind sich laut der Studie viele Firmen bei der Auswahl des Transportwegs für ihre Waren des Klimawandels und der CO2-Problematik durchaus bewusst – eine ganze Reihe hat sogar deshalb zuletzt gezielt auf die Schiene gesetzt. Etwa vier Fünftel der befragten Firmen halten die heutigen Maßnahmen, um den Ausstoß des Klimagases CO2 zu reduzieren, für noch nicht ausreichend, nur drei Prozent der Unternehmen gehen die Regelungen zu weit.

Zwar würde nur jede zehnte Firma mehr zahlen, wenn der beauftragte Logistiker stärkere Maßnahmen zum Klimaschutz ergreift. Aber bei gleichem Preis-Leistungsverhältnis würden mehr als 80 Prozent der Firmen den Dienstleister mit dem saubersten Transportweg bevorzugen. Und jedes dritte Unternehmen hält den Umweltschutz für den wichtigsten Grund, um die Eisenbahn zu nutzen. Bernd Hops

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