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Wirtschaft: Der Verlierer

Er wollte in die Geschichte der IG Metall eingehen – und das ist ihm gelungen. Die schwerste Niederlage der Gewerkschaft geht auf die Kappe von Hasso Düvel, Bezirksleiter von Berlin, Brandenburg und Sachsen und Streik und Verhandlungsführer im Kampf um die 35-Stunden-Woche.

Er wollte in die Geschichte der IG Metall eingehen – und das ist ihm gelungen. Die schwerste Niederlage der Gewerkschaft geht auf die Kappe von Hasso Düvel, Bezirksleiter von Berlin, Brandenburg und Sachsen und Streik und Verhandlungsführer im Kampf um die 35-Stunden-Woche. Auf die Arbeitszeitverkürzung im Osten hat Düvel seit Jahren hingearbeitet; die Angleichung an das Westniveau sollte die Karriere des 58-Jährigen abrunden. Düvel ist ein Überzeugungstäter. Wenn jemand nicht begreift, dass die stufenweise Arbeitszeitverkürzung im Osten sozial gerecht, volkswirtschaftlich vernünftig und betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, dann versteht er die Welt nicht mehr. Dann guckt er den Ignoranten traurig an und beharrt auf seiner Sicht. „Das is’ so.“ Düvel kann stur sein.

Er sei weicher geworden, sagen Mitarbeiter über den gelernten Maschinenschlosser, dem auch Ruppigkeiten nicht fremd sind. Berüchtigt sind die Ausraster am Verhandlungstisch. Wahrscheinlich verliert er völlig die Fassung, weil er nicht kapiert, dass die anderen nichts kapieren. Vermutlich glaubt er, dass Schröder und die Medien ihm den Arbeitskampf kaputt gemacht haben. Schon vor Wochen sah er die Arbeitgeber als „Trittbrettfahrer, die von der Anti-Gewerkschaftsstimmung im Land profitieren wollen und sich jedem Kompromiss verweigern“. Düvel hat die Relevanz der politischen und wirtschaftlichen Kulisse, in der er zum Kampf aufgerufen hatte, nicht erkannt. Das nennt man wohl Borniertheit.

In Einzelpunkten, bestätigen auch die Arbeitgeber, ist mit Düvel gut verhandeln: Er hört zu, greift Argumente auf und lässt sich auch schon mal überzeugen. Eher Pragmatiker als Ideologe. „Das reicht aber nicht aus, wenn ich nicht kapiere, dass Kampagnen eine Eigendynamik bekommen“, sagt ein Kritiker aus den eigenen Reihen über Düvels Strategie im Kampf um die 35-Stunden-Woche. Er wollte eben mit dem Kopf durch die Wand.

Düvels Gewerkschaftskarriere begann in Niedersachsen. Dort lernte er in jungen Jahren den Mann kennen, mit dem Düvel so eng verbunden ist, wie mit keinem Zweiten in der IG Metall: Jürgen Peters. Als Gewerkschaftsboss Zwickel vor fünf Jahren den Hauptkassierer der IG Metall zum zweiten Vorsitzenden machen wollte, initiierte Düvel eine Kampagne für den Kumpel Peters. Mit Erfolg. Peters wurde gegen den Willen Zwickels zweiter Vorsitzender. Und seitdem hat die IG Metall ein Problem.

Nach der Kapitulation im Arbeitskampf versucht Düvel, das Feuer auf sich zu ziehen, damit Peters unverletzt bleibt. Für den niedersächsischen Dickschädel Düvel wäre das eine bittere Bilanz des Gewerkschafterlebens: Die IG Metall und den Flächentarifvertrag im Osten beschädigt und damit auch noch dem Freund den Weg an die Spitze der IG Metall verbaut. alf

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