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Wirtschaft: Der wartende Patient

Beschwerden über Service im Gesundheitswesen

An die Praxisgebühr haben sich die meisten Patienten gewöhnt, an lange Wartezeiten beim Arztbesuch noch lange nicht. „Ich höre auf fast jeder Veranstaltung Klagen“, sagt Helga KühnMengel, Patientenbeauftragte der Bundesregierung. Da würden Menschen frühmorgens in die Praxis bestellt, bis Mittag nicht behandelt und mit einem neuen, um Wochen späteren Termin wieder nach Hause geschickt. „Das regt die Leute natürlich auf“, sagt Kühn-Mengel, „auch, weil sie oft das Gefühl haben, dass Privatpatienten schneller behandelt werden.“

Die Beschwerden kommen dann bei ihr an – bis zu 600 Briefe im Monat erhält die Patientenbeauftragte. „Die meisten Fragen haben direkt oder indirekt mit Geld zu tun“, sagt sie. Auch das sagt viel über Service aus, denn viele Patienten können nicht oder nur schwer nachvollziehen, welche Leistungen ihre Krankenkasse noch bezahlt und für welche sie selbst aufkommen müssen. Und nicht immer können ihnen die Ärzte weiterhelfen. In einem extremen Fall hatte ein Zahnarzt für eine Prothese 400 Euro veranschlagt, der Patient erhielt aber später eine Rechnung über 1000 Euro. Prüfgremien wie bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung seien vielen Betroffenen nicht bekannt.

Andere Patienten klagen über Ärzte, die bestimmte Vorsorgeuntersuchungen privat abrechnen, dennoch zehn Euro Praxisgebühr verlangen (die nur für gesetzlich Versicherte fällig wird). Da haben Dialysepatienten Probleme mit der Fahrtkostenabrechnung oder ärgen sich Behinderte, weil sie einen Teilaufsatz beim Elektrorollstuhl selbst zahlen sollen.

Immer wieder, sagt die Patientenbeauftragte Kühn-Mengel, schilderten Patienten oder Angehörige ihre Erfahrungen in Pflegeheimen oder Krankenhäusern – weil sie nicht die Aufmerksamkeit bekommen hätten, die sich sich wünschten, oder der Arzt eine Diagnose stellte, ohne den Patienten anzuschauen. Schlechter Arzt oder schlechter Service? Im Gesundheitswesen gibt es eine große Grauzone. „Patienten haben ein Recht auf Service“, sagt Kühn-Mengel. Menschen müssten auch beim Arzt gut bedient werden – „auch wenn sie keine Kunden sind“.pet

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