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Wirtschaft: Der Zins-Guru empfiehlt Umdenken

Alan Greenspan, Präsident der US-Notenbank, ist nicht gerade bekannt für klare Worte. Deshalb muss man dann, wenn er einmal deutlich wird, genau hinhören.

Alan Greenspan, Präsident der US-Notenbank, ist nicht gerade bekannt für klare Worte. Deshalb muss man dann, wenn er einmal deutlich wird, genau hinhören. Zum Euro hat er sich unlängst unmissverständlich geäußert. Die europäische Währung, die Anfang 2002 gesetzliches Zahlungsmittel wird, werde den Bürgern Europas zwar mehr Effizienz bringen, ihr wirtschaftlicher Nutzen aber werde durch die verheerende Arbeitsmarktsituation beeinträchtigt.

Ein verstärkter Kündigungsschutz, räumte Greenspan ein, erscheine zwar zunächst erstrebenswert, sei faktisch aber von Nachteil. "Jahrzehntelang hat Europa versucht, seine Beschäftigten vor den vermeintlich rauheren Seiten des freien Wettbewerbs zu schützen", erklärte Greenspan in Washington, "aber in den USA ist die Beschäftigungsquote weit höher, weil die Unternehmen es weniger riskant finden und deshalb eher bereit sind, Mitarbeiter einzustellen." Und: "Die Gewinne der modernen Technologien resultieren im Wesentlichen aus einer Reduzierung der Lohnkosten." Also werde auch weiterhin beachtliches Kapital von Europa nach Amerika fließen. Vor einigen Jahren wurde der starke Dollar "mit der florierenden US-Wirtschaft erklärt. Doch entgegen aller Erwartung wurde der Euro durch die Konjunkturflaute in den USA nicht wesentlich gestärkt". Alan Greenspans Hieb auf das "europäische Modell" sollte als Anregung dienen, eine Politik zu überdenken, die, wie Greenspan treffend feststellte, das Gegenteil von dem erreicht hat, was sie eigentlich bezweckte.

Für diejenigen, die den Euro als wirkungsvolles Instrument ansehen, den Händlern das Leben zu erleichtern, gab die Rede des Zentralbank-Präsidenten indes Anlass zu Hoffnung. "Es steigert die Effizienz, wenn internationale Transaktionen in einer gemeinsamen Währung abgewickelt werden", bemerkte er und lobte "die enormen Zuwachsraten der Rentenmärkte im Euro-Raum in den vergangenen drei Jahren". Denn dadurch entsteht eine neue Anleger-Kultur. Aktionäre fordern nämlich wirtschaftlichen Erfolg und Transparenz in einem Ausmaß, wie es einfache Bankkunden nie tun würden. Jetzt schon kann man für die Transparenz danken, die der Euro im Hinblick auf die sozialen Experimente geschaffen hat. Dafür, dass er das deutlich gemacht hat, gebührt Alan Greenspan wirklich Dank.

Aus dem Wall Street Journal[übersetzt], ge

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