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Wirtschaft: Der Zwang zum Niedrigpreis

Von Bernd Hops Die Touristikkonzerne wollen wieder Geld mit ihren Produkten, mit ihren Reisen verdienen. Deshalb haben sie vor ein paar Wochen in seltener Einmütigkeit verkündet, sie wollten nicht mehr so viele Billigreisen anbieten, ihre Kunden zum frühen Buchen animieren und weniger LastMinute-Tickets verkaufen.

Von Bernd Hops

Die Touristikkonzerne wollen wieder Geld mit ihren Produkten, mit ihren Reisen verdienen. Deshalb haben sie vor ein paar Wochen in seltener Einmütigkeit verkündet, sie wollten nicht mehr so viele Billigreisen anbieten, ihre Kunden zum frühen Buchen animieren und weniger LastMinute-Tickets verkaufen. Das lässt die Vermutung zu: Da hat sich jemand abgesprochen. Jedenfalls meint das Kartellamtspräsident Ulf Böge. Er will nun genauer unter die Lupe nehmen, was es mit den Äußerungen in der Branche auf sich hat, man sei sich „einig über ein Ende der Preisschlacht“.

Aber egal, was Böge herausfindet: Den größten Druck werden die Reisekonzerne ohnehin von Seiten der Verbraucher erhalten. Die neuen Strategien kommen einem Umerziehungsversuch gleich. Seit Jahren steigt die Nachfrage nach flexiblen und günstigen Angeboten wie Last Minute. Denn immer mehr Menschen werden immer flexibler, was Reiseziel, Unterbringung und Reisezeit angeht. Was die Verbraucher in Deutschland von einem Zwang zum Frühbuchen – bei allen Vergünstigungen – halten, haben sie bei der Bahn demonstriert: nämlich nichts. Gerade beim Reisen hat der Verbraucher die Macht: Er kann es nämlich auch lassen. Wenn es ihm zu teuer ist zum Beispiel. Oder wenn er sich unfair behandelt fühlt.

Diese Lektion hat die Bahn gelernt, und diese Lektion werden auch die Reiseunternehmen lernen, unabhängig davon, welche Behörde ihre Geschäftspraktiken prüft. Spätestens im kommenden Sommer, wenn die Reisenden trotz aller Frühbucheranreize nicht gekauft haben. Spätestens dann werden alle Absprachen vergessen sein. Und dann geht die Rabattschlacht wieder los.

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