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Wirtschaft: Des einen Freud, des anderen Leid

Devisenmärkte - was geht mich das an? Dabei betrifft es Menschen überall in Euroland, ob der Euro-Kurs fällt oder steigt.

Devisenmärkte - was geht mich das an? Dabei betrifft es Menschen überall in Euroland, ob der Euro-Kurs fällt oder steigt.

Reisen.Touristen und Geschäftsreisende zahlen beim höheren Dollar-Kurs drauf.Denn die meisten Flugreisen werden in Dollar gehandelt - und in Euro und D-Mark entsprechend teurer.Ein 1000-Dollar-Flug, der Anfang des Jahres noch rund 1660 DM kostete, ist jetzt schon 1880 DM teuer.Auch Reisen in den USA werden teurer.Eine Übernachtung für 50 Dollar verteuerte sich seit Jahresanfang von 83 auf 94 DM.Im Gegenzug verbilligen sich Deutschland-Reisen für Touristen aus den USA."Das Heidelberger Schloß kann sich auf so viele Besucher einstellen wie schon lange nicht mehr", sagt Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim."Für den Tourismussektor ist die Euro-Schwäche deshalb eigentlich ganz hilfreich." Weil mit dem Dollar auch das britische Pfund an Wert gewann, müssen Reisende aus Deutschland auch beim England-Besuch tiefer in die Tasche greifen.

Unternehmen.Des einen Freud, des anderen Leid.Manche Firmen in Deutschland sind mit der Euro-Schwäche ziemlich zufrieden - vor allem jene, die viel ins Ausland exportieren, wo sie in Dollar abrechnen.Wenn ein Maschinenbauer eine Anlage im Wert von 20 000 DM verkauft, kostet sie heute 10 600 Dollar.Das sind fast 1500 Dollar weniger als noch zum Euro-Start Anfang Januar.Keine Frage, daß die Euroland-Anbieter erwarten, ihren Absatz im Dollarraum zu erhöhen.Umgekehrt indes verlieren Unternehmen, die viel aus dem Dollarraum importieren, an Wettbewerbsfähigkeit.Viele Rohstoffe werden durch den Dollar-Höhenflug immer teurer.Allerdings wirken sich die gegenwärtigen Schwankungen der Devisenkurse noch nicht dramatisch aus, weil viele Betriebe Kursrisiken absichern.

Börse.Am Mittwoch standen die Automobil-Aktien im Mittelpunkt des Interesses.Anleger mutmaßen, der schwache Euro könnte ihnen glänzende Zeiten im Exportgeschäft bescheren.Insgesamt dürften Exportbranchen, die zuletzt unter der Asienkrise litten, wieder profitieren.Vorausgesetzt, sie handeln weniger in der Euro-Zone und mehr im Dollar- und Pfund-Gebiet.

Inflation.Bislang hat die Euro-Schwäche nach Ansicht von Marktbeobachtern noch keine Wirkung auf die Verbraucherpreise.Dies könnte sich ändern, wenn der Kurs weiter fällt.Denn Einfuhren, deren Preis in Dollar gleich bleibt, verteuern sich in Euro.Fraglich ist aber, ob Unternehmen diesen Preisdruck angesichts der schlechten Absatzlage an die Verbraucher weitergeben.Ohnehin haben Dollar-Importe einen nur geringen Anteil.Vorteil des Euro: Die geringeren Wechselkurs-Risiken in der Währungsunion gelten als einer ihrer wichtigsten Vorzüge.

Kredite.Die Zinsen könnten wieder steigen, Bauherren und Autokäufer leiden.Wenn internationale Anleger das Vertrauen in den Euro verlieren, droht eine Kapitalflucht aus dem Euro-Raum.Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte sich dann gezwungen sehen, die Zinsen zu erhöhen - trotz Konjunkturdelle.

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