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Wirtschaft: Details zum weiß-blauen Steuer-Coup

Beim Aktientausch kann eine Versteuerung der stillen Reserven als Gewinn vermieden werdentmh MÜNCHEN.Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank AG und die Bayerische Vereinsbank (BV) AG, beide München, wollen heute weitere Details zu ihrer geplanten Fusion bekanntgeben.

Beim Aktientausch kann eine Versteuerung der stillen Reserven als Gewinn vermieden werdentmh

MÜNCHEN.Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank AG und die Bayerische Vereinsbank (BV) AG, beide München, wollen heute weitere Details zu ihrer geplanten Fusion bekanntgeben.Dabei geht es um das Kernstück der Verschmelzung, den von der BV angebotenen Umtausch je einer Allianz-Aktie aus ihrem Portefeuille gegen je sechs Hypo-Aktien.Auf diese Weise will die BV als erste Stufe der Fusion von freien Aktionären 40 bis 45 Prozent aller Hypo-Anteile einsammeln.Das soll für die BV steuerneutral sein und gilt mitunter als bayerischer Sonderweg. Nicht nur der neue Vorstandschef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, schwärmt vom möglichen Steuer-Coup.Beim Aktientausch kann nämlich bei der BV eine Versteuerung der stillen Reserve als Gewinn vermieden werden.Die stille Reserve ist die Differenz zwischen Buchwert (einstiger Einkaufspreis) und Zeitwert (jetziger Verkaufspreis) ihrer Allianzpapiere.Das Tauschmodell nutzt ein Gutachten des Bundesfinanzhofs von 1958.Danach entfällt die Steuerpflicht, wenn die getauschten Aktien wert-, art- und funktionsgleich sind.Auch beim Ringtausch zwischen den Münchner Konzernen Viag und Bayerwerk sowie dem Freistaat wurden mit Verweis auf den Bundesfinanzhof und in Absprache mit den bayerischen Finanzbehörden hohe Steuerzahlungen umgangen.Im Fall von Hypo- und Allianz-Aktien erkennen Bayerns Behörden offenbar ebenfalls eine Wert-, Art- und Funktionsgleichheit. Seitens der beiden Münchner Banken kann man offiziell keine Sonderbehandlung oder gar eine "Bayern-Connection" erkennen.Hinter vorgehaltener Hand wird aber eingeräumt, daß das Gutachten aus dem Jahr 1958 Interpretationsspielraum läßt.Der wird in Bayern offenbar zugunsten fusionswilliger Großkonzerne genutzt.Dennoch ist der behördlich begünstigte Aktientausch nicht ohne Probleme.Vor der Bekanntgabe der Fusionspläne kosteten Hypo-Aktien gut 58 DM.Die Allianz-Aktie stand bei 450 DM.Bei einem Tauschverhältnis von sechs zu eins errechnet sich ein Preis von 75 DM je Hypo-Aktie, also weit mehr als der damalige Hypo-Kurs.Mittlerweile hat die Börse reagiert.Allianz-Papiere haben kräftig angezogen, noch stärker aber die der Hypo-Bank.Der Tausch bringt nur mehr ein mageres Plus.Vordergründig reduziert sich für heutige Hypo-Aktionäre der Tausch damit auf die Frage, ob sie künftig Anteilseigner der Allianz oder des neuen Bankhauses Bayerische Hypo- und Vereinsbank sein wollen.Falls die Fusion aber daran scheitert, daß die BV keine 40 bis 45 Prozent der Hypo erreicht, würde die Hypo-Aktie unweigerlich abstürzen.Dann hätten die jetzigen Hypo-Aktionäre zu hoch gepokert und versäumt, ihren fusionsbedingten Spekulationsgewinn zu realisieren.

tmh

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