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Letzte Ausfahrt mit Opel. Karl-Friedrich Stracke hat die Wende beim angeschlagenen Autohersteller nicht geschafft.

© dpa

Detroit greift ein: Opel ohne eigenen Kopf

Karl-Friedrich Stracke muss als Opel-Chef zurücktreten. US-Sanierer Stephen Girsky soll es nun richten. Gewerkschafter sind voller Hoffnung - Experten eher voller Sorge.

Ein gutes Jahr hat Karl-Friedrich Stracke an der Spitze von Opel durchgehalten. Am Donnerstag gab er auf. Das Ziel, den Autobauer in die Gewinnzone zu führen, ist angesichts der Absatzflaute in Europa in weite Ferne gerückt.

Stracke verlor offenbar die Gunst der Bosse in Detroit, wo die Konzernmutter General Motors (GM) die Geschicke des nach Toyota zweitgrößten Autoherstellers der Welt lenkt. „Der Opel-Aufsichtsrat wird in Kürze einberufen, um einen kommissarischen Opel-Vorstandsvorsitzenden zu benennen“, teilte das Unternehmen überraschend mit. Einstweilen wird GM-Vize Stephen Girsky, der auch dem Opel-Aufsichtsrat vorsitzt, die Geschäfte von GM in Europa kommissarisch leiten.

Stracke hatte erst kürzlich einen Zukunftsplan für den angeschlagenen Autobauer für die kommenden Jahre vorgestellt. Bei Opel ist eine Job-Garantie in allen Werken bis Ende 2016 Bestandteil eines umfassenden Sanierungskonzepts. Was danach mit den Mitarbeitern in Deutschland geschieht, ist offen. Alleine im ersten Quartal verbuchte GM im Europageschäft einen Fehlbetrag von 256 Millionen Dollar.

Das Unternehmen leidet vor allem unter dem schwachen Absatz in Europa. Der Marktanteil ist hier zuletzt auf 6,8 Prozent gefallen. Gleichzeitig macht General Motors mit Chevrolet Opel massiv Konkurrenz. Beobachter sind überzeugt, dass GM Stracke zum Rücktritt gedrängt hat, um einen knallharten Sanierungskurs einzuleiten. Jetzt drohten ein massiver Stellenabbau und Werksschließungen. „Der Niedergang der Marke und des Unternehmens wird beschleunigt“, sagte der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Stracke hatte noch vor wenigen Tagen in einem Interview gesagt, langfristig gebe es nur eine Arbeitsplatzgarantie, nämlich nachhaltige Gewinne. „Wir haben einen Plan, den werden wir auch umsetzen“, ergänzte am Donnerstag Opel- Technikchefin Rita Forst – wenige Stunden vor dem Rücktritt Strackes.

In Betriebsrats- und Gewerkschaftskreisen wurde der Rückritt durchaus positiv kommentiert. Der Gesamtbetriebsrat bedankte sich in einer offiziellen Erklärung bei Stracke für dessen Engagement. „Mit der Benennung von Herrn Stephen Girsky zum Präsidenten von GM-Europe zeigt General Motors, dass das Europageschäft ein Eckpfeiler des Konzerns ist“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Opel-Aufsichtsrats und Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. Der Weg der „ Konsolidierung des Unternehmens“ müsse nun „gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern im gegenseitigen Vertrauen“ fortgesetzt werden.

In der IG Metall wurde der Rücktritt als gute Nachricht begrüßt. Stracke sei „überfordert“ gewesen. „Wir hatten den Eindruck, dass er das nicht packt.“ Stracke habe für „Schwafelei und nicht für Strategie“ gestanden. Mit GM-Vize Girsky komme nun jemand, der von Detroit autorisiert sei. „Jetzt gibt es eine echte Chance für einen produktiven Verhandlungsprozess.“

Dem Vernehmen nach war Girsky auch dabei, als es auf Initiative der IG Metall eine Zusammenkunft der Ministerpräsidenten aus Bundesländern mit Opel-Standorten gab. Neben Hessen (Rüsselsheim) und Rheinland-Pfalz (Kaiserslautern) sind dies Nordrhein-Westfalen (Bochum) und Thüringen (Eisenach).

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