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Wirtschaft: Deutlicher Umsatzrückgang im deutschen Einzelhandel

Berlin (brö/nne). Angesichts der schwachen Wachstumsraten und massiver Kaufzurückhaltung bei den Kunden rechnet der deutsche Einzelhandel in diesem Jahr erstmals seit 1997 mit sinkenden Umsätzen.

Berlin (brö/nne). Angesichts der schwachen Wachstumsraten und massiver Kaufzurückhaltung bei den Kunden rechnet der deutsche Einzelhandel in diesem Jahr erstmals seit 1997 mit sinkenden Umsätzen. Real würden die Einnahmen der Geschäfte voraussichtlich um ein halbes Prozent unter dem Vorjahr liegen, sagte der Präsident des Hauptverbandes des deutschen Einzelhandels (HDE), Hermann Franzen, am Montag in Berlin. "Deutschland befindet sich in einer äußerst kritischen Situation", sagte Franzen. "Im dritten Quartal wird das Bruttoinlandsprodukt zum ersten Mal real sinken." Dies schlage voll auf den Handel durch. Verschlechtert habe sich die Lage nochmals durch den Afghanistan-Konflikt. Das kommende Jahr dürfte "noch etwas schlechter werden als das laufende." Der HDE rechnet für 2002 mit einem realen Umsatzrückgang von 1,5 Prozent.

Die insgesamt düsteren Aussichten werden sich auch auf die Mitarbeiterzahlen in der Branche auswirken. Für 2001 rechnet der Verband mit einem Rückgang um 20 000 auf rund 2,8 Millionen. Der HDE-Präsident forderte von der Regierung ein schnelles Gegensteuern, um den Kunden wieder Kaufkraft zu verschaffen. So müsse auf die Erhöhung von Tabak-, Versicherungs- und Ökosteuer verzichtet werden. Außerdem solle die zweite Stufe der Steuerreform vorgezogen werden. Das forderte auch Handwerks-Präsident Dieter Phillip.

Auch die Konsumenten sind pessimistischer als noch vor wenigen Monaten. Nach einer Umfrage im Auftrag des ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus gehen 45 Prozent der Deutschen davon aus, dass sich die Lage des Landes innerhalb eines Jahres verschlechtern wird. Nur noch 19 Prozent der befragten 1006 Bürger erwarten eine Verbesserung. Im April waren nur 25 Prozent pessimistisch. Laut Umfrage sprachen sich mit 53 Prozent mehr als die Hälfte der Deutschen für ein Konjunkturprogramm aus.

Das amerikanische Konjunkturbarometer ist im September so scharf gefallen wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr. Der Index der wichtigsten Wirtschaftsdaten ging um 0,5 Prozent zurück, teilte das Conference Board, ein Forschungsinstitut der Privatwirtschaft, am Montag in New York mit. Im August war der Index um 0,1 Prozent gefallen. Im Januar 1996 war das Barometer zuletzt in ähnlicher Größenordnung gefallen wie jetzt - nämlich um 0,7 Prozent.

"Der Rückgang der letzten beiden Monate lässt annehmen, dass die Schwäche der Wirtschaft bis ins nächste Jahr anhält", sagte Ken Goldstein, Volkswirt des Conference Board. "Die Dienstleistungsindustrie wird auch schwächer und wir haben wenig Grund zu der Annahme, dass sich das bald ändert."

Gedrückt wurde das Konjunkturbarometer durch fallende Aktienpreise und große Entlassungswellen. Auto- und Computerhersteller haben ihre Gewinnerwartungen nach unten korrigiert. Die Zuversicht der Verbraucher geht zurück, die Auslastung der Fabriken und Bestelleingänge ebenfalls. Das Conference Board wertet acht zuvor veröffentlichte Konjunkturindikatoren aus, sowie Schätzungen über neue Auftragseingänge.

Volkswirtschaftler sind sich praktisch einig, dass die US-Wirtschaft im 3. Quartal geschrumpft ist, nach einem Zuwachs von nur noch 0,3 Prozent (hochgerechnete Jahresrate) im zweiten Quartal. Auch die Wirtschaftsberater der Regierung gehen davon inzwischen aus. Sollte das Bruttoinlandsprodukt auch im vierten Quartal schrumpfen - wie Experten vorhersagen -, wäre die in den USA übliche Definition einer Rezession - zwei Quartale mit rückläufiger Wirtschaftsleistung - erfüllt. Die Notenbank hat in diesem Jahr bereits neun Mal die Leitzinsen gesenkt, um Investitionen billiger zu machen und die Wirtschaft anzukurbeln.

brö, nne

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