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Wirtschaft: Deutsch-italienische Telekom-Fusion ist perfekt

DÜSSELDORF/LONDON (tor/HB/rtr).Die Deutsche Telekom und Telecom Italia wollen nach ihrer Fusion durch weitere Akquisitionen und Allianzen ihre globale Expansion vorantreiben.

DÜSSELDORF/LONDON (tor/HB/rtr).Die Deutsche Telekom und Telecom Italia wollen nach ihrer Fusion durch weitere Akquisitionen und Allianzen ihre globale Expansion vorantreiben."Die Fusion ist ein Schritt, aber nicht der letzte", erklärten beide Unternehmen am Donnerstag in London.Man wolle nicht an den Grenzen Europas halt machen.Auf die Frage, ob eine Übernahme der amerikanischen Gesellschaft Sprint geplant sei, sagte Telekom-Chef Ron Sommer: "Wir wissen genau, was wir als nächstes tun werden."

Nach tagelangem hin und her haben Deutsche Telekom und Telecom Italia ihre Fusion unter "gleichberechtigten Partnern" bestätigt.Die Unternehmen sollen in einer neuen Gesellschaft verschmolzen werden.Mit einem Marktwert von 317 Mrd.DM (162 Mrd.Euro), einem Umsatz von fast 115 Mrd.DM (60 Mrd.Euro) und mehr als 300 000 Mitarbeitern wird der neue Telekomriese das größte börsennotierte Unternehmen Europas und nach der japanischen NTT der zweitgrößte Telekommunikationskonzern der Welt.

Noch in diesem Jahr wollen die Partner die Fusion unter Dach und Fach bringen.Ob ihnen das gelingt, ist jedoch angesichts der zahlreichen Hürden zweifelhaft.So gibt es bei der italienischen Regierung, die eine goldene Aktien an Telecom Italia besitzt, noch Vorbehalte gegen den Zusammenschluß.Der Staatssekretär im Amt des Ministerpräsidenten, Franco Bassanini, sagte am Donnerstag, die von Bonn zugesagten Verpflichtungen seien noch zu unpräzise.Die Bundesregierung hatte zwar eine zügige Privatisierung der Telekom zugesagt, an der der Bund direkt und indirekt noch 72 Prozent der Aktien hält.Eine von den Italienern geforderte Stimmrechtsbeschränkung sei aber nicht möglich.

Auch die jeweiligen Aktionäre und die Kartellbehörden in Brüssel und Washington müssen dem Zusammenschluß zustimmen.EU-Wettbewerbskommissar Karel Van Miert hatte bereits in den vergangenen Tagen Bedenken angemeldet.Die Deutsche Telekom werde wohl aus einigen Beteiligungen, darunter der auf internationale Gespräche für Großkunden spezialisierten Gesellschaft Global One, aussteigen müssen.Global One ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Deutschen Telekom mit France Télécom und der US-Firma Sprint.Deutsche-Telekom-Chef Ron Sommer kündigte jedoch gestern an, die Telekom wolle diese Beteiligung behalten."Die Fusion zielt darauf ab, uns zu einem europäischen Kraftwerk der Telekommunikation zu machen und richtet sich nicht gegen unsere bisherigen Partnerschaften", sagte Sommer in London.Auch für Global One bedeute die Fusion eine Verbesserung.Van Miert zufolge werde die deutsch-italienische Fusion über mehrere Monate geprüft werden.

Sommer begründete die Fusion gestern in London mit den "enormen Wachstumschancen", die ein gesamteuropäischer Telekom-Konzern gerade in den neuen Technologien habe.Er wies die in den vergangenen Tagen laut gewordene Kritik am fehlenden industriellen Sinn des Zusammenschlusses zurück.Der Telekom-Chef bezifferte das Einsparpotential bis zum Jahr 2000 auf 600 Mill.Euro.Bis zum Jahr 2003 sollen die Kosten um eine Mrd.Euro gesenkt werden, wobei sich Sommer und Telecom-Italia-Chef Franco Bernabè zu einem möglichen Stellenabbau ausschwiegen.

Die nächsten Expansionschritte der Partner sind offenbar bereits geplant.Sommer nannte als Ziele die USA, wo die Deutsche Telekom mit dem Konzern Sprint kooperiert, und Großbritannien.

Aktionäre der Deutschen Telekom erhalten für ihre Papiere jeweils eine Aktie der neuen Gesellschaft.Die Stammaktionäre der Telecom Italia bekommen für drei alte einen neuen Anteil.Aufgrund des für die Aktionäre der Deutschen Telekom ungünstigen Tauschverhältnisses - Analysten bezifferten den Aufpreis der Telekom-Anteilseigner auf acht Mrd.Euro - gab die T-Aktie gestern zunächst deutlich nach, bevor sie sich im Tagesverlauf erholte und den Handel mit einem leichten Minus von 45 Cent bei 35,50 Euro abschloß.

Obwohl die Aktionäre der Deutschen Telekom mit 56 Prozent der Aktien die Mehrheit an dem neuen Unternehmen haben sollen, bemühten sich Sommer und Bernabè nach Kräften, den Eindruck einer Übernahme zu vermeiden.So wollen die beiden Konzernchefs den neuen Telekomriesen gleichberechtigt als Co-Chairmen führen und sich dabei jährlich abwechseln.Ein Ausscheiden eines der beiden nach einer Schamfrist sei nicht geplant.

Der neue Name der Telefongesellschaft sei noch geheim, sagte Sommer.Er werde jedenfalls weder "Deutsche" noch "Italia" enthalten und mit einem "c" buchstabiert werden.Das neue Unternehmen wird zwei Hauptquartiere in Rom und Bonn haben.Es soll nach deutschem Recht gebildet werden und dann so bald wie möglich in ein Unternehmen europäischen Rechts übergehen.Die neuen Aktien sollen an den Börsen in Frankfurt, Mailand und New York (NYSE) notiert werden.

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