zum Hauptinhalt
Großer Vermieter. Die Deutsche Annington besitzt 180.000 Wohnungen in Deutschland.

© dpa

Deutsche Annington: Neuer Anlauf an die Börse mit Rabatt

Das größtes private Wohnungsunternehmen Deutschlands will nun doch an die Börse – eine Woche nach der Absage. Hals über Kopf sollen die Aktien schon am Donnerstag in den Handel gehen.

Berlin - Deutschlands größter privater Wohnungsvermieter, die Deutsche Annington, hat entweder ein gutes Gespür für die Stimmungslagen der Börse. Oder die Eigentümer des Unternehmens, die Finanzinvestoren Terra Firma und CPI Capital Partners Europe, stehen unter finanziellem Hochdruck. Kaum eine Woche nach ihrem über Nacht abgesagten Börsengang versucht es die Deutsche Annington nun Hals über Kopf zum zweiten Mal. Am Dienstag kündigte das Unternehmen in Bochum einen Börsengang mit deutlich geringerem Umfang zu reduzierten Preisen an. Schon am Donnerstag ist die Erstnotiz geplant.

Dabei wählt die Gesellschaft, die bundesweit rund 180 000 Wohnungen besitzt, beim Gang aufs Parkett die Hintertür: Die Aktien werden nur noch großen Investoren angeboten, Kleinanleger gehen leer aus. Bis zu 15,5 Prozent der Aktien sollen sich anschließend im Streubesitz befinden. Ursprünglich wollten die Finanzinvestoren bis zu 25 Prozent der Aktien an die Börse bringen. Der Börsengang soll jetzt noch maximal knapp die Hälfte der ursprünglich angepeilten rund 1,2 Milliarden Euro einbringen. Bis zu knapp 35 Millionen Aktien wollen die beteiligten Investmentbanken zum Preis von 16,50 bis 17 Euro verkaufen. Bei dem abgeblasenen ersten Anlauf sollten die Aktien noch zum Preis zwischen 18 bis 21 Euro angeboten werden. Doch es fanden sich nicht genügend Investoren, so dass das Unternehmen in der Nacht vor der geplanten Erstnotiz am 3. Juli die Notbremse zog. Der Erlös des beschleunigten Börsengangs soll wie geplant zum Schuldenabbau eingesetzt werden.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte, dass Kleinanleger beim zweiten Anlauf leer ausgehen. „Diesen Trend beobachten wir auch bei anderen Börsengängen“, sagte DSW-Sprecher Jürgen Kurz dem Tagesspiegel. Aus „Aufwands- und Haftungsgründen“ würden privaten Kleinanlegern häufig keine neuen Aktien angeboten. „Das nimmt ihnen – bei allen Risiken, die zu beachten sind – die Möglichkeit, an Kurssteigerungen teilzuhaben“, sagte Kurz. Die Deutsche Annington wähle nun aus nachvollziehbaren Gründen den vermeintlich sicheren Weg, um den offenbar großen Finanzbedarf der Finanzinvestoren zu decken. Generell sei ein Börsengang, der nur dem Schuldenabbau diene und sich für die Alt-Eigentümer auszahle, ohnehin aus privater Anlegersicht „kein gutes Zeichen“.

„Wir freuen uns, dass wir den geplanten Börsengang der Deutschen Annington heute fortsetzen können“, sagte Rolf Buch, Vorstandschef des Unternehmens, das auf dem attraktiven deutschen Wohnungsmarkt eine führende Rolle spielt. Der Mieterbund hatte zuletzt vor überzogenen Gewinnerwartungen gewarnt und über einen „jahrelangen Investitionsstau“ und „Vernachlässigungen“ in zahlreichen Wohnungen des Unternehmens geklagt.

Mit ihrem Zickzackkurs an die Börse folgt die Deutsche Annington anderen prominenten Beispielen. So hatte der Versicherer Talanx im Herbst 2012 seine Börsenpläne zunächst ebenfalls kurzfristig abgesagt, um sie später wieder aufzunehmen und durchzuziehen. Der Chemiekonzern Evonik wiederum scheute in diesem Frühjahr nach mehren Absagen eine Platzierung unter Privatanlegern und verkaufte seine Aktien zunächst nur an große Investoren. mit dpa

Zur Startseite