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Ab nach Übersee.

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Wirtschaft: Deutsche Autos für Asien

Die Autoproduktion zieht hierzulande wieder an – trotz schwacher Nachfrage im Inland

Berlin - Die deutsche Autoindustrie kommt schneller aus der Krise, als von der Branche selbst noch zu Jahresbeginn erwartet. „Wachstumsträger sind vor allem die asiatischen Märkte“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Autoindustrieverbands VDA, am Freitag in Berlin. Anders sieht es auf dem deutschen Markt selbst aus: Hier rechnet der VDA im laufenden Jahr nur mit 2,8 bis 2,9 Millionen neu zugelassenen Pkw, das wären eine Million weniger als 2009. Im Vorjahr hatte allerdings die Abwrackprämie für Altautos die Zahl der Neuzulassungen auf knapp 3,81 Millionen in die Höhe getrieben. Jetzt normalisiere sich der Markt wieder, sagte Wissmann. Im ersten Halbjahr seien hierzulande 1,47 Millionen Pkw neu zugelassen worden, das sind 29 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Trotz der schwächeren Nachfrage aus dem Inland rechnet der VDA in diesem Jahr mit einer um zehn Prozent auf 5,45 Millionen gesteigerten inländischen Produktion. „Damit wären wir nur noch 100 000 Einheiten vom hohen Produktionsniveau des Jahres 2008 entfernt“, sagte Wissmann. Getrieben werde die Entwicklung von der hohen Nachfrage aus dem Ausland. „Vor allem in China zieht die Nachfrage nach Oberklassemodellen deutscher Marken kräftig an“, sagte Wissmann.

Insgesamt legte der Pkw-Export laut VDA im ersten Halbjahr um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 2,16 Millionen Autos zu. Die Produktion in Deutschland stieg demnach in den ersten sechs Monaten um 23 Prozent auf 2,85 Millionen Fahrzeuge. In der Folge sei die Kurzarbeit im Pkw-Bau weitgehend verschwunden, sagte Wissmann. Auf dem Höhepunkt der Krise im Februar 2009 habe die Zahl der Kurzarbeiter bei 273 000 gelegen, bis März 2010 sei sie auf 70 000 gesunken. Derzeit liege sie mit Sicherheit deutlich darunter, sagte Wissmann.

Dass sich die deutschen Hersteller nach 2008 und dem Horrorjahr 2009 so rasch wieder erholen würden, habe er selbst nicht erwartet, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Freitag auf einer „Handelsblatt“-Tagung in München. Zwar berge die wirtschaftliche Erholung nach wie vor Risiken. Es zeichne sich aber ab, dass es weiter aufwärtsgehen werde. Die ersten Monate des Jahres seien gerade für die deutschen Premiumhersteller besonders erfolgreich gewesen. „Auch das Gesamtjahr 2010 könnte eines der besten Jahre in der Geschichte des Automobils werden“, sagte Zetsche. Nach den kräftigen Zuwächsen könne der Juni womöglich ein Rekordmonat für Daimler werden.

Allerdings erwartet der VDA, dass sich die dynamische Entwicklung der Branche in der zweiten Jahreshälfte etwas beruhigt. Die Geschwindigkeit des Aufschwungs werde sich etwas verlangsamen. Insgesamt werde der Weltautomobilmarkt in 2010 auf mindestens 59 Millionen Fahrzeuge wachsen. Als Risiken auch für die Autobranche nannte Wissmann neue Turbulenzen an den Finanzmärkten, mögliche Preiserhöhungen bei Energie und Rohstoffen und eine ungünstige Wechselkursentwicklung. Mit einem Euro-Kurs um die 1,20 Dollar könne die Branche aber gut leben.

In naher Zukunft erwarte die Branche „eine gewisse Abkühlung“ auch auf dem chinesischen Markt, sagte Wissmann. Mittel- und langfristig hätten China und Indien aber „unglaubliches Potenzial“. So kämen derzeit in Indien auf 1000 Menschen nur elf bis zwölf Autos, in China seien es 20, in Deutschland aber 500 Pkw. Corinna Visser

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