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Wirtschaft: Deutsche Bahn AG: Konzern will angeblich massiv im Fernverkehr kürzen

Die Deutsche Bahn AG will mittelfristig angeblich deutlich mehr Zugkilometer streichen als bisher bekannt. Bis 2005 werden rund 32,6 Millionen Kilometer wegfallen, meldet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf ein Papier für den Aufsichtsrat.

Die Deutsche Bahn AG will mittelfristig angeblich deutlich mehr Zugkilometer streichen als bisher bekannt. Bis 2005 werden rund 32,6 Millionen Kilometer wegfallen, meldet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf ein Papier für den Aufsichtsrat. Die Bahn bestätigte allerdings nur, dass sie bereits ab Juni 13 Millionen Zugkilometer vor allem im Interregio-Verkehr streichen wolle. Eine Sprecherin wollte sich zu den höheren Zahlen nicht äußern. "Interne vermeintliche Planzahlen werden von uns grundsätzlich nicht kommentiert." Rund 4,5 Millionen Kilometer sollen aber durch mehr Angebote im Nahverkehr aufgefangen werden. Bahnchef Hartmut Mehdorn begründete diesen Schritt mit großen Einbußen: "Schwach ausgelastete Interregio-Verbindungen fahren der Bahn derzeit rund 300 Millionen Mark Verlust pro Jahr ein", erklärte er.

Der Bund als Hauptaktionär des Unternehmens kenne diese Vorlage nicht, erklärte das Verkehrsministerium. Der Bundestagsabgeordnete Albert Schmidt von Bündnis 90/Die Grünen, der auch Mitglied im Bahn-Aufsichtsrat ist, sagte, die höheren Zahlen seien niemals im Aufsichtsrat beraten worden. Sie könnten daher "allenfalls Planspielen einer Arbeitsgruppe entstammen und haben keinerlei Verbindlichkeit". Bekannt war bislang, dass sich die Bahn "in den kommenden fünf Jahren konsequent von unwirtschaftlichen Aktivitäten trennen" wolle und gleichzeitig in verbleibende Strecken und Material investieren werde, erklärte das Unternehmen. Die Bahn müsse im Sinne der Wirtschaftlichkeit ihre Angebote auch "bereinigen" dürfen, auch "wenn es dafür nicht nur Beifall gibt", sagte Bahnchef Mehdorn.

Protest kam von der Gewerkschaft Transnet, dem Fahrgastverband Pro Bahn und der Umweltorganisation Bund. Transnet, die sogar von einer Streichung von annähernd 40 Millionen Zugkilometern ausgeht, erklärte, die "Rückzugsorgie" sei verkehrspolitisch falsch. Auch Pro-Bahn-Sprecher Frank von Meißner sprach von einer verfehlten Verkehrspolitik und warnte vor einem Teufelskreis von Streckenstreichungen und Abwanderung von Fahrgästen.

"Bild" hatte aus der Bahn-Vorlage zitiert, das Unternehmen rechne mit einem Rückgang bei der Anzahl der Fahrgäste um rund 7,3 Millionen bis zum Jahr 2005. Dies dementierte die Bahn allerdings und verwies auf den Anstieg der Fahrgastzahlen um zwei Prozent auf 1,7 Milliarden im vergangenen Jahr. Die sei der höchste Zuwachs seit Beginn der Bahnreform, sagte die Bahn-Sprecherin. Dabei habe vor allem der Fernverkehr mit 3,8 Prozent zugelegt.

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