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Wirtschaft: Deutsche Bahn AG: Sanierung über Immobilienverkauf

Die finanzielle Situation der Deutschen Bahn AG hat sich stärker entspannt, als die teilweise schon zurückgenommenen Katastrophenmeldungen von Bahnchef Hartmut Mehdorn im vergangenen Jahr erwarten ließen. Die Bahn-Führung wird, wie das Handelsblatt zuverlässig aus dem Unternehmen erfuhr, dem Aufsichtsrat am Mittwoch eine mittelfristige Finanzplanung präsentieren, die den angeschlagenen Konzern über Immobilienerlöse von rund 3,5 Milliarden Mark mittelfristig aus der Krise führen soll.

Die finanzielle Situation der Deutschen Bahn AG hat sich stärker entspannt, als die teilweise schon zurückgenommenen Katastrophenmeldungen von Bahnchef Hartmut Mehdorn im vergangenen Jahr erwarten ließen. Die Bahn-Führung wird, wie das Handelsblatt zuverlässig aus dem Unternehmen erfuhr, dem Aufsichtsrat am Mittwoch eine mittelfristige Finanzplanung präsentieren, die den angeschlagenen Konzern über Immobilienerlöse von rund 3,5 Milliarden Mark mittelfristig aus der Krise führen soll.

Das Jahr 2000 hat für die Deutsche Bahn AG besser als erwartet mit einem operativen Gewinn von voraussichtlich 350 Millionen Mark abgeschlossen. Da zugleich der Bund zusätzliche Investitionsmittel versprach, sind damit Horrorszenarien mit einem zusätzlichen Mittelbedarf von 20 oder gar 30 Milliarden Mark offenbar endgültig vom Tisch. Die Bilanz 2000 wird mit gut 32 Milliarden Mark Umsatz, einem Eigenkapital von 18 Milliarden Mark sowie zinspflichtigen Verbindlichkeiten von 10,7 Milliarden Mark und weiteren 13 Milliarden Mark zinsloser Darlehen vom Bund abschließen. In den vergangenen Tagen wurde das Zahlenwerk bereits von Spezialisten der Unternehmensberatungsfirma Arthur Anderson durchleuchtet. Diese prüfen derzeit im Auftrag des Bundes das Finanzgebaren des bundeseigenen Unternehmens.

Die Finanzplanung bis 2005 zielt den Informationen des Handelsblattes zufolge darauf ab, die zinspflichtige Verschuldung in den kommenden vier Jahren zu begrenzen. Dies soll, so das Konzept, über "Vermögensfreisetzungen" - den Verkauf nicht mehr benötigter Grundstücke - erreicht werden. Die Geschäftsjahre bis 2005 gelten als schwierig, weil gleichzeitig weitere Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe anstehen.

Etwa die Hälfte der in den Büchern der Bahn-Holding stehenden Immobilien - ohne Schienennetz und Bahnhöfe - soll in den nächsten drei bis vier Jahren veräußert werden. Gesucht werden, wie bei ähnlichen Projekten, private Investoren und Projektentwickler, um den Grundbesitz möglichst lukrativ über attraktive "Pakete" in flüssige Mittel zu verwandeln. Die ins Auge gefassten Objekte machten etwa sieben bis acht Prozent des gesamten Immobilien-Eigentums der Bahn aus. Es handele sich natürlich nicht um jene Grundstücke, die im Rahmen der jüngsten Vereinbarung mit dem Bund zu Gunsten des Bundeseisenbahnvermögens (BEV) verwertet würden.

Am Markt werden die Pläne der Deutschen Bahn AG angesichts eines vielfachen Gesamtvolumens des deutschen Immobiliengeschäfts gelassen aufgenommen. Zweifel äußerten Makler aber, ob es tatsächlich gelingen kann, Erlöse aus Projektentwicklungen in drei bis vier Jahren zu realisieren. Spätestens ab 2005 sieht die Finanzplanung der Bahn vor, die weitere Verschuldung aus dem Cash Flow zu finanzieren beziehungsweise auch in großem Umfang Schulden abzulösen - vorausgesetzt, der Konzernumsatz erreicht die vorgesehenen 34 Milliarden Mark. Zusätzliche Kreditaufnahmen sieht der Plan trotz anhaltend hoher Investitionstätigkeit dann nicht mehr vor. Seit der Gründung der Deutsche Bahn AG im Jahr 1994 sind bis zum Jahr 2000 rund 95 Milliarden Mark investiert worden, 60 Prozent davon ins Netz. Von 2000 bis 2005 sind weitere 77 Milliarden Mark geplant, 20 Milliarden Mark davon in Fahrzeuge.

Probleme hat die Bahn dabei, den Geldsegen aus den UMTS-Erlösen des Bundes zu verarbeiten. Nachdem in den vergangenen Jahren im Schnitt 5,5 Milliarden Mark in Ausbau und Instandhaltung des "Bestandsnetzes" - also nicht in Neubauprojekte - geflossen sind, sollten mit Hilfe der zusätzlichen Gelder 7,9 Milliarden Mark pro Jahr verbaut werden.

Diese Summe werde um "mindestens eine Milliarde" unterschritten, bestätigten Bahnkreise dem Handelsblatt. Grund sei aber weniger die in der Politik wiederholt geäußerte Vermutung, die Bahn sei nicht in der Lage, die Planungskapazitäten für die Baustellen bereit zu stellen. Die Bahn habe vielmehr das Problem, dass sie die Investitionen in das Bestandsnetz "unter dem rollenden Rad" tätigen müsse. Eine wachsende Zahl von Baustellen im Streckennetz beeinträchtigte zwangsläufig den fahrplanmäßigen Betrieb - und da gebe es Grenzen.

Fieberhaft werde im Management der Bahn AG dafür an Lösungen gearbeitet, um Baustellen an den Gleisen und Bahnanlagen und Betrieb unter einen Hut zu bekommen. Wie ein Sprecher der Netz AG bestätigte, werden auch "Korridorplanungen" diskutiert, zweigleisige Strecken während der Erneuerung selbst über längere Abschnitte nur eingleisig zu betreiben.

ek

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