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Wirtschaft: Deutsche Bahn: Gerhard Schröder rettet 2000 Jobs

Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich erneut in die Auseinandersetzung um die Sanierung eines deutschen Großunternehmens eingeschaltet: Nach Verhandlungen mit Bahnchef Hartmut Mehdorn und dem Chef der Bahn-Gewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, soll vorerst von Schließungen zahlreicher Bahn-Ausbesserungswerke abgesehen werden. Die Vereinbarung sieht auch vor, die Bahn künftig in die Produktion von Schienenfahrzeugen einzubinden.

Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich erneut in die Auseinandersetzung um die Sanierung eines deutschen Großunternehmens eingeschaltet: Nach Verhandlungen mit Bahnchef Hartmut Mehdorn und dem Chef der Bahn-Gewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, soll vorerst von Schließungen zahlreicher Bahn-Ausbesserungswerke abgesehen werden. Die Vereinbarung sieht auch vor, die Bahn künftig in die Produktion von Schienenfahrzeugen einzubinden. Sie solle teilweise "Fertigungsleistungen für Fahrzeuge und Komponenten" für die Schienenfahrzeugindustrie erbringen, hieß es. Bahn-Experten halten die neuen Sanierungspläne allerdings nicht für ausreichend.

Der Bahnvorstand hatte Ende Juni zunächst die Schließung von acht der insgesamt 18 Ausbesserungswerke bis 2003 beschlossen. Das hätte 6000 Arbeitsplätze gekostet. Die Werke in Neustrelitz, Stendal und Leipzig sollen den neuen Plänen zufolge erhalten bleiben. Hansen sagte, 2000 der 6000 betroffenen Arbeitsplätze seien damit gesichert. Die anderen fünf Standorte sollen bis November noch einmal überprüft werden. Zur Frage möglicher Hilfen des Bundes für die bedrohten Betriebe sagte Schröder, regionale Wirtschaftsförderung sei "Ländersache". Die Bundesregierung werde die weitere Entwicklung lediglich "konstruktiv begleiten". Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye stellte klar, der Kanzler stehe bei den Vereinbarungen zwischen Bahn und Transnet "für nichts im Wort". Er habe nur bei den Verhandlungen geholfen.

Unterdessen hat nach Handelsblatt-Informationen Bahnchef Mehdorn eingeräumt, dass die DB AG, etwa bei tariflichen Standards, noch nicht mit privaten Anbietern konkurrieren könne. In einem Brief an Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig fordert Mehdorn deshalb Unterstützung. Er betrachte es als gemeinsame Aufgabe, den Bahn-Mitarbeitern deutlich zu machen, dass die schnelle Herstellung der Wettbewerbsfähigkeit weitere Einschnitte erfordere. Wegen Fortschreibung der Besitzstände früherer Beamter sitzt die Bahn im Vergleich zu privaten Anbietern auf wesentlich höheren Personalkosten.

Der private Bahn-Konkurrent Connex, der kürzlich anbot, auf einigen stillgelegten Interregio-Verbindungen eigene Züge fahren zu lassen, wolle den Sanierungsprozess der Bahn bewusst stören, schrieb Mehdorn weiter. Er verwahrte sich auch gegen eine Einschaltung des Eisenbahnbundesamts (EBA) zugunsten des Konkurrenten. Dies sei unnötig, heißt es in dem Brief, weil sich die Vivendi-Tochter Connex nie über eine Behinderung beim Trassenzugang beklagt hätte.

Bodewig schrieb in einem Brief an Connex-Chef Jean-Michel Herrewyn vom 24. August, "der Bund wird sich dafür engagieren, falls erforderlich, über das Eisenbahnbundesamt den diskriminierungsfreien Netzzugang sicherzustellen". An anderer Stelle hagelt es unterdessen weiter Kritik an den Wettbewerbspraktiken der Bahn. So wirft die Internationale Fachspedition Hoyer GmbH, Hamburg, der DB Cargo Dumpingpreise bei Chemietransporten vor.

ebe, ink, ap

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