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Mehdorn

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Deutsche Bahn: Mehdorn kämpft um seinen Börsengang

Der Chef der Deutschen Bahn verlangt von der Koalition eine schnelle Entscheidung in Sachen Banhprivatisierung. Vom Börsengang erhofft sich Mehdorn neue MIttel für dringend benötigte Investitionen, um Konkurrenzfähig zu bleiben: "Es ist fünf vor zwölf, wir sind am Ende unserer Kapazität."

Die Deutsche Bahn hat davor gewarnt, die Privatisierung des Staatskonzerns abzusagen. Das würde die Konkurrenz in Deutschland und Europa stärken. „Der Markt wartet nicht, um uns herum tobt der Bär“, sagte Bahn-Vorstandschef Hartmut Mehdorn am Montag bei der Vorstellung der Bilanz in Berlin. Das Unternehmen sei angesichts des erneuten Rekordgewinns reif für den Kapitalmarkt. Für weiteres Wachstum sei aber zusätzliches Geld nötig.

Die Politik müsse in den kommenden Wochen eine Entscheidung fällen, wenn der Börsengang noch in diesem Jahr über die Bühne gehen solle, drängte Mehdorn. „Der Verkehrsmarkt in Europa ist in einem rasanten Umbruch.“ Ohne eine Privatisierung laufe die Bahn Gefahr, ihre führende Stellung zu verlieren. Börsennotierte Konzerne aus dem Ausland drängten auf den Markt und „können uns mit Unterstützung des Kapitalmarkts einen immer härter werdenden Wettbewerb liefern“. Die Debatte um die Privatisierung sei bis ins Detail geführt, „alle haben ihr Ei in die Pfanne getan, jetzt ist es wirklich erledigt“. Den Vorschlag der SPD-Linken, nur die Logistiksparte zu verkaufen, hält er aber „für den absoluten Unsinn“.

Mehdorn verwies auf den hohen Investitionsbedarf im Schienennetz. „Es ist fünf vor zwölf, wir sind am Ende unserer Kapazität.“ Deutschland liege EU-weit bei den entsprechenden Investitionen im Schlussfeld. Mittelfristig sei mit großen Engpässen zu rechnen. Dringend ausgebaut werden müssten die Rheinschiene, die Strecke Frankfurt am Main – Basel oder die S-Bahn im Ruhrgebiet. Auch das Vorhaben, eines Tages in dreieinhalb Stunden von Berlin nach München zu fahren, „hätten wir gerne schneller realisiert“. Bisher ist die Fertigstellung der ICE-Strecke erst für 2017 geplant. Die Privatisierung könne das Geld bringen, „um einen Teil dieser Wegstrecke zu gehen“.

Im vergangenen Jahr belasteten der Orkan Kyrill und vor allem der Tarifstreit mit den Gewerkschaften die Bahn-Bilanz. Dem Konzern seien durch Streiks und die Drohung mit Arbeitskämpfen 160 Millionen Euro Gewinn entgangen, vor allem im Personenverkehr. Dies sei eine „erhebliche Belastung“, die wegen der gestiegenen Personalkosten ab 2009 noch zunehmen werde, sagte Mehdorn. Die Bahn werde „die gesamte Palette an Instrumenten prüfen“, mit denen man kurz- und mittelfristig gegensteuern könne. Über die kommenden fünf Jahre werde sie sich auf 1,5 Milliarden Euro summieren.

Trotzdem stieg der Gewinn nach Steuern auf 1,72 Milliarden Euro – das waren 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz legte um vier Prozent auf 31,3 Milliarden Euro zu. Generell wuchs das Geschäft auf der Schiene mit zwei Prozent, bei den übrigen Aktivitäten, etwa der wachstumsstärksten Gütersparte Schenker, gab es ein Plus von sechs Prozent.

Gleichwohl war das Gleisnetz, das jahrelang Verluste eingefahren hatte, erstmals profitabel. Die Bahn fuhr aber ihre Investitionen, die sie aus eigener Tasche bestreitet, um mehr als ein Viertel zurück. Finanzvorstand Diethelm Sack begründete dies mit der abgeschlossenen Modernisierung der ICE-1-Züge und der Fertigstellung des Berliner Hauptbahnhofs. Man spare nicht, um die Zahlen für den Börsengang zu verbessern, unterstrich Mehdorn. Solche Vorwürfe seien „abwegig“.

Das Jahr 2008 ist nach seinen Worten gut angelaufen. Man peile fünf Prozent mehr Umsatz an, dabei seien die zuletzt gekauften Firmen im Ausland noch nicht einmal berücksichtigt. Der Gewinnanstieg werde aber „nicht ganz so hoch ausfallen“ wie in den Vorjahren, sagte Sack.

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