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ICE

© dpa

Deutsche Bahn: Zehn Milliarden Euro für Berlin – München

Bis 2017 will die Bahn die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke fertig haben. In vier Stunden soll der Fahrgast von Berlin nach München reisen können. Billig ist das Projekt allerdings nicht: Rund acht Milliarden Euro kostet der restliche Ausbau.

Leipzig – Die Gleise teilen sich. Eine Strecke zweigt ab Richtung Halle, die andere wendet sich Gröbers zu, danach dem Flughafen Leipzig/Halle und dem Leipziger Hauptbahnhof. Die IG Modellbahn Schkeuditz e.V. hat sich besondere Mühe gegeben, im „Infopoint Halle/Saale“ der Bahn die hochfliegenden Pläne im Maßstab 1:200 originalgetreu darzustellen. Denn was mit dem Kürzel „VDE Nr. 8.2“ eher nüchtern beschrieben ist, ist Teil des größten und teuersten der „Verkehrsprojekte Deutsche Einheit“. In weniger als vier Stunden sollen Züge künftig von Berlin nach München fahren können. Bislang dauert das noch knapp sechs Stunden. Mit Hochdruck wird derzeit am Teilprojekt VDE 8.2 gearbeitet, der 123 Kilometer langen Neubaustrecke von Leipzig/Halle nach Erfurt.

Nachdem das Prestigeprojekt lange auf der Kippe stand, soll es nun 2017 endlich fertig gestellt sein. „Derzeit steht alles auf Grün, stoppen kann uns keiner mehr“, sagt Oliver Kraft, Vorstand Produktion der DB Netz AG. Das 1996 gestartete Zehn-Milliarden-Euro-Projekt stockte immer wieder. Vor allem auf dem aufwändigen Abschnitt durch den Thüringer Wald kam es mehrfach zu Verzögerungen. Die ICE-Strecke führt von Nürnberg über Erfurt, Halle und Leipzig nach Berlin.

In einer Stunde von Berlin nach Leipzig

Die 1,7 Milliarden Euro teure Ausbaustrecke Leipzig-Berlin ist bereits fertig. Seit Mai 2006 kann der ICE mit Tempo 200 fahren und braucht dank der Südeinführung in den Berliner Hauptbahnhof bis nach Leipzig nur noch rund eine Stunde. Auch die Aus- und Neubaustrecke von München über Ingolstadt nach Nürnberg wird schon befahren – die Reisezeit beträgt hier ebenfalls nur noch eine Stunde. Für das dazwischen liegende Stück von Leipzig über Erfurt nach Nürnberg werden von der Deutschen Bahn insgesamt mehr als acht Milliarden Euro veranschlagt, knapp 1,4 Milliarden Euro wurden davon schon verbaut. Rund 90 Prozent der verbleibenden gut 6,5 Milliarden Euro muss der Bund aufbringen. Die Bahn hofft außerdem auf eine Milliarde Euro aus EU-Fördertöpfen. Etwa 23 Kilometer westlich von Leipzig und kurz nach der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt enden die neuen Gleise schlagartig im Nichts. Am Knotenpunkt Gröbers, wo sich Fernbahn, Güter- und S-Bahnverkehr kreuzen, zweigen zwar die alten Gleise Richtung Halle ab. Aber die neue, schnelle Strecke soll künftig mitten durch die Auenlandschaft an Halle vorbei führen. Das ist kompliziert, die sensiblen Feuchtgebiete müssen überbrückt werden. Um den Umweltschutz-Anforderungen gerecht zu werden, entsteht eines der spektakulärsten Bauwerke des Projekts: die 6,5 Kilometer lange Saale-Elster-Brücke für 150 Millionen Euro.

Um die Menschen in der Umgebung von ihrem Großprojekt zu überzeugen, hat die Deutsche Bahn mehrere Informationszentren eingerichtet. Im „Infopoint Halle/Saale“ steht das Modell der Saale-Elster-Brücke. Hier können Besucher in Miniatur sehen, wie aus Erfurt kommend ein Hauptstrang der Strecke bis nach Gröbers und damit Richtung Leipzig führt, und ein anderer nach Halle. „Wir haben den Auftrag, Halle und Leipzig gleichberechtigt anzubinden“, erklärt ein Bahnsprecher.

In der „echten“ Landschaft steht derzeit nur ein Brückenpfeiler. Damit das gesamte Projekt in zehn Jahren fertig wird, plant DB-Netz-Vorstand Kraft, jährlich im Schnitt etwa 400 Millionen Euro auszugeben. „Wir arbeiten ernsthaft an der Umsetzung“, sagt der Leiter des Großprojekts VDE 8, Olaf Drescher. „Das war nicht immer so.“ Hinter der schnellen Verbindung von Berlin nach München steht aber noch eine andere Vision: Die Strecke Berlin – Verona könnte bald schon in Rekordzeit befahren werden.

Juliane Schäuble

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