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John Cryan, Co-Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank

© dpa

Deutsche Bank: Arbeitsplätze und Boni stehen zur Debatte

Deutsche-Bank-Chef John Cryan geht in die Offensive. Details zum geplanten Abbau von 9000 Arbeitsplätzen blieb der Banker aber erneut schuldig.

Monatelang war John Cryan im vergangenen Jahr nach seinem Amtsantritt im Juli öffentlich kaum in Erscheinung getreten. Jetzt scheint er das verstärkt nachholen zu wollen. Und wo er in den vergangenen Wochen oft unverblümt die Schwächen aufgezählt hat, stellt er jetzt bei seinen Auftritten mehr die Vorzüge der Bank in den Mittelpunkt. Am Mittwoch trommelte der Co-Chef der Deutschen Bank in Frankfurt gleich auf zwei Bankentagungen für sein Haus - und das durchaus energisch.

Die Deutsche Bank stünde besser da als sie von außen wahrgenommen werde, sagte der 55jährige Brite. „Wir sind nicht im Verteidigungsmodus“. Man werde die Position in Europa weiter ausbauen. Er betonte erneut, dass die Bank einen Großteil der offenen Rechtsstreitigkeiten möglichst noch in diesem Jahr beilegen will. Gleichzeitig bat Cryan aber auch um Geduld, schließlich stehe die Bank vor einem radikalen Umbau.

Weitere Boni werden gekappt

Details zum geplanten Abbau von 9.000 Arbeitsplätzen und der angekündigten Schließung von 200 der rund 700 Filialen in Deutschland blieb der Banker aber erneut schuldig. Am Mittwoch drang lediglich durch, dass für 2015 nicht nur die Boni für den Vorstand gestrichen werden, sondern auch weitere 250 Top-Investmentbanker deutliche Einschnitte hinnehmen müssen. Ihre Erfolgsbeteiligungen sollen um etwa 15 Prozent niedriger ausfallen, in Einzelfällen um bis zu 30 Prozent.

Cryan kommentierte dies in Begleitung seines neuen Sprechers Jörg Eigendorf allerdings nicht. Am 11. März wird die Bank ihren Geschäftsbericht veröffentlichen und dann auch Details über Vorstandsgehälter und Boni nennen. 2015 hatte die Deutsche Bank einen Rekord-Verlust von 6,8 Milliarden Euro verbuchen müssen. Für 2015 und auch für das laufende Jahr wird die Dividende gestrichen, möglicherweise auch für 2017.

Institut sei trotzdem krisenfest

Cyran betonte am Mittwoch, dass niemand anderes einen ehrlicheren Blick auf die Bank geworfen habe als er. „Ich habe einiges entdeckt, was mir nicht gefällt. Wahr ist aber auch: Wir gehen die Veränderungen konsequent an.“ Beim Umbau der Bank geht es dem Briten zufolge nicht nur um Zahlen, Abläufe und Strukturen. „Es geht vor allem um Menschen. Und unseren festen Willen, die Deutsche Bank zu alter Stärke zurückzuführen“.

Er glaubt, dass das Institut trotz des hohen Verlustes, trotz des Niedrigzinsumfeldes und des schwierigen Umfeldes für Banken krisenfest ist. Liquidität sei nicht das Problem des Instituts. Die Frage der Rentabilität stehe im Vordergrund.

Wo Cryan zurückhaltend wurde

Cryan räumt ein, dass gerade die ersten Wochen des Jahres hektisch waren, weil der Kurs der Aktie zeitweise bis auf ein Rekordtief abgerutscht war. Die Deutsche Bank sei im Vergleich zu anderen Instituten aber besonders hart abgestraft worden. Mittlerweile hat sich der Aktienkurs wieder etwas erholt. Und die Bank glaubt, dass Investoren wieder mehr Vertrauen schöpfen. Indiz dafür sei, dass das Angebot der Bank, eigene Euro- und Dollar-Anleihen zurückzukaufen, in den letzten Wochen viel weniger stark angenommen worden ist als erwartet. Offenbar wollten Investoren die Anleihen lieber behalten, weil sie eine Verbesserung der Lage sehen, heißt es in der Bank.

Eher Zurückhaltung signalisiert Cryan beim geplanten Verkauf oder Börsengang der Postbank. Angesichts der derzeit schwierigen Lage an der Börse will er sich Zeit lassen. Es sei zwar möglich, das Institut zu verkaufen, aber die Frage sei, zu welchem Preis. Cryan hält aber daran fest, sich bis Ende 2017 von der Postbank zu trennen.

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