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Anshu Jain (L) and Jürgen Fitschen, Co-Chefs der Deutschen bank, wollen laut "Wall Street Journal" ihren Rücktritt erklären.

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Update

Deutsche Bank: Co-Chefs Jain und Fitschen treten zurück

Die Deutsche Bank steckt seit Monaten in der Krise. Jetzt tritt die Doppelspitze aus Jürgen Fitschen und Anshu Jain zurück. Nachfolger wird John Cryan, der bisher im Aufsichtsrat der Bank saß.

Die Co-Chefs der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen und Anshu Jain, haben ihren Rücktritt angekündigt. Jain wird zum 30. Juni 2015 zurücktreten, Jürgen Fitschen zum Abschluss der Hauptversammlung im Mai 2016, teilte die Deutschen Bank am Sonntag in Frankfurt mit. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat heute in einer außerordentlichen Sitzung John Cryan (54) mit Wirkung zum 1. Juli 2015 zum Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank ernannt., hieß es in einer Pressemitteilung der Bank. Cyran wird zunächst gemeinsam mit Fitschen die Bank leiten, nach dessen Ausscheiden wird er alleiniger Chef des Kreditinstituts. Jain bleibt dem Geldhaus bis Januar nächsten Jahres als Berater verbunden. Die Verträge von Jain und Fitschen als Ko-Chefs der Bank sollten ursprünglich noch bis zum 31. März 2017 laufen.

Aus dem angekündigten Kulturwandel wurde nichts

Aufsichtsratschef Paul Achleitner dankte Jain und Fitschen für ihre Entscheidung, ihr Amt früher als geplant niederzulegen. Das zeige auf beeindruckende Weise ihre Einstellung, „die Interessen der Bank vor ihre eigenen zu stellen“, erklärte Achleitner am Nachmittag nach einer außerordentlichen Sitzung des Kontrollgremiums. Jain sagte, die Bank stehe vor einer „glänzenden Zukunft“. Fitschen und er hätten die Kapitalbasis gestärkt, Risiken abgebaut und in Technologie, Kontrollen und Compliance investiert. „Vor allem haben wir unsere Kunden zufrieden gestellt, unsere Erträge erhöht und dabei gleichzeitig die Bank neu geformt und gestärkt“, erklärte der Banker am Sonntag.

Das sehen viele anders. Die Doppelspitze Jain/Fitschen war 2012 angetreten, um einen Kulturwandel in der Bank in Gang zu setzen. Rechtsstreitigkeiten sollten beseitigt, die Nähe zum Kunden ausgebaut werden. Die Aufklärung der zahlreichen Skandale, in die Bank verwickelt ist, hat sich jedoch als schwieriger und kostspieliger erwiesen als gedacht. Auch die Kapitalausstattung und der Aktienkurs sind hinter den selbst gesteckten Zielen zurück geblieben. Auf der Hauptversammlung im Mai hatten daher 39 Prozent der Aktionäre dem Vorstand die Entlastung versagt – eine Ohrfeige.

„Die Investoren haben kein Vertrauen mehr zu Anshu Jain und Jürgen Fitschen gehabt“, sagte Klaus Nieding, Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dem Tagesspiegel. Zudem sei der Kulturwandel nicht in allen Teilen der Bank angekommen. Es sei daher nur konsequent, dass es jetzt einen Wechsel an der Spitze gebe. "Jetzt besteht endlich die Chance für einen echten Neuanfang", betonte der Finanzpolitiker der Grünen, Gerhard Schick. Die bisherigen Chefs seien zu stark mit den alten Problemen verbunden gewesen. Schick kritisierte die Nominierung von Jain und Fitschen an der Spitze als Fehlbesetzung. Der Neuanfang wäre am besten schon mit dem Abgang von Josef Ackermann eingeleitet worden. "Die Personalentscheidung von damals führte zu verlorenen Jahren für die Bank", sagte Schick.

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