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Die Herren der Zwillingstürme: Anshu Jain (links) und Jürgen Fitschen wollen bei der größten deutschen Bank aufräumen. Fotomontage: Imago

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Update

Deutsche Bank: Fitschen und Jain halten am Kulturwandel fest

Die Bank ist in zahlreiche Skandale verwickelt, im vierten Quartal schrieb sie Verluste, und auch für dieses Jahr hat das Institut Milliarden für Rechtsstreitigkeiten zurückgestellt. Dennoch sehen die Chefs ihr Haus auf einem guten Weg.

Milliardenschwere Verfehlungen aus Boomzeiten der Finanzbranche machen der Deutschen Bank auch in diesem Jahr zu schaffen. Nachdem die Bank in den vergangenen beiden Jahren bereits fünf Milliarden Euro für die Beilegung der Probleme ausgegeben hat, sind für 2014 weitere 2,3 Milliarden Euro zurückgestellt. Möglicherweise wird noch mehr nötig sein, räumte Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen am Mittwoch ein.

Bei der Bank brennt es an allen Ecken. So war das Institut nicht nur in den Skandal um Manipulationen des Interbanken-Zinssatzes Libor, sondern auch in windige Hypothekengeschäfte in den USA verwickelt. In beiden Fällen hat die Bank bereits gezahlt. Weitere Ermittlungen laufen noch wegen möglicher Manipulationen bei Devisenkursen. Offen ist auch noch der Streit mit den Erben des Medien-Moguls Leo Kirch.

Doch die Bank will sich ändern. Das machen Fitschen und sein Ko-Chef Anshu Jain an diesem Mittwoch auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main deutlich. Sie zeigen sich als Team und lassen keinen Zweifel daran, dass sie das Geldhaus gemeinsam wieder nach vorne bringen, die Skandale der Vergangenheit beilegen werden und den versprochenen Kulturwandel umsetzen wollen. 2015 soll wieder Normalität einziehen. Jain will dazu beitragen: „Ich denke, ich bin der richtige Mann für den Kulturwandel.“ Auch bei Kunden und Mitarbeitern gebe es keine Zweifel, dass er der Richtige an der Spitze sei. Der Brite sieht sich fest im Sattel. So fest, dass er Exzesse und Verfehlungen in der Investmentbank, die er früher geleitet hatte, eingesteht, ohne Details zu nennen. „Dafür übernehme ich die Verantwortung.“ Die Herausforderungen seien noch gewaltig, räumt Fitschen ein. Nach 17 des auf 40 Monate angelegten Prozesses der Neuausrichtung der Bank zieht er eine positive Zwischenbilanz. „Das Fundament für einen nachhaltigen Kulturwandel ist gelegt.“

Bitte Platz nehmen. Jürgen Fitschen und Anshu Jain geben sich auf der Jahres-Pressekonferenz der Deutschen Bank gut gelaunt.
Bitte Platz nehmen. Jürgen Fitschen und Anshu Jain geben sich auf der Jahres-Pressekonferenz der Deutschen Bank gut gelaunt.

© Reuters

Jeder Wandel müsse beim Top-Management beginnen. Deshalb werde der langfristige Bonus für den Vorstand und 150 Top-Führungskräfte nicht nach drei, sondern erst nach fünf Jahren ausgezahlt. Die Einhaltung der Werte soll 2014 zur Hälfte die Höhe des Bonus bestimmen. Eine Milliarde Euro investiere die Bank in die Verbesserung der Systeme und Kontrollen. Es sei sichergestellt, dass sich Zinsmanipulationen oder Ähnliches nicht wiederholen. „Die Quellen für solche Fälle werden sehr viel weniger virulent sein, auch wenn wir nicht gänzlich verhindern können, dass es auch in Zukunft Rechtsstreitigkeiten gibt.“ Mitarbeiter, die sich dem Wandel nicht stellen, müssen Fitschen zufolge mit Konsequenzen rechnen. Das soll auch für Top-Manager gelten, sollte sich herausstellen, dass sie für Skandale, Exzesse und Prozesse verantwortlich waren. „Wenn alle Verfahren abgeschlossen sind, werden wir uns zu Verantwortlichkeiten äußern.“

Die Rechtskosten und die Aufwendungen für den Umbau der Bank haben in der Bilanz Spuren hinterlassen. Im vierten Quartal musste sogar ein Nettoverlust von einer Milliarde Euro hingenommen werden, im ganzen Jahr blieb nur ein magerer Gewinn von einer Milliarde Euro. „Das ist enttäuschend“, gestand Jain, der auch diesmal nur Englisch sprach.

Dividende verharrt bei 75 Cent je Aktie

Trotzdem sieht er die Bank mit Blick auf das eigentliche Bankgeschäft mit einem Betriebsgewinn von 8,4 Milliarden Euro in einer so sicheren und ertragreichen Lage wie nie zuvor. Die Dividende soll mit 75 Cent pro Aktie stabil bleiben. Vor allem sei auch das Geschäftsmodell ausgewogener: So steuert die Investmentbank nicht mehr 63 Prozent des Gewinns bei wie im Jahr 2004, sondern nur noch 51 Prozent. Zu einem Drittel kommt der Ertrag aus Deutschland, zu 35 Prozent aus dem übrigen Europa, der Rest aus Amerika und Asien. „Keine deutsche Bank ist so global wie wir. Keine globale Bank ist so deutsch wie wir“, sagte Jain.

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