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Wirtschaft: Deutsche Bank hält sich zurück

Zukäufe im Inland sind nicht geplant, aber man denkt über Akquisitionen in Frankreich nach FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Deutsche Bank hat derzeit keine Pläne, in Deutschland ein anderes Geldhaus zu übernehmen.

Zukäufe im Inland sind nicht geplant, aber man denkt über Akquisitionen in Frankreich nach

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Deutsche Bank hat derzeit keine Pläne, in Deutschland ein anderes Geldhaus zu übernehmen."Wir wollen im Inland nichts kaufen, das unterscheidet uns von der Bayerischen Vereinsbank", meinte Vorstandssprecher Rolf Breuer bei der Halbjahres-Pressekonferenz."Wir haben eher im Ausland Akquisitionsbedarf".Die Bankenfusion in München betrachtet er vor allem wegen der Ausschaltung der Steuerbelastung als Coup.Damit entstünde in Deutschland ein neuer Konkurrent, den die Deutsche Bank sehr ernst nähme.Aus internationaler Sicht habe sich aber damit nicht viel getan."Deshalb gibt es keinerlei Handlungsbedarf für die Deutsche Bank." Weil die Deutsche Bank in Europa die Nummer eins bleiben und zu den führenden Banken der Welt gehören wolle, tangiere sie die Fusion in Bayern nur am Rande.Dies solle aber nicht als Arroganz verstanden werden, meinte Breuer.Als Wettbewerber in Deutschland und als führender Immobilienfinanzierer in Europa nehme die Deutsche Bank das neue Geldhaus sehr ernst.Noch nicht perfekt sieht der Deutsche Bank-Chef die Fusion in München unter politischen Aspekten.Grund: der drohende Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen."Da steht die Beweisführung noch aus." Bewunderung findet Breuer für die steuerlichen Aspekte der Münchener Bankenfusion und den neuen Weg des Aktientausches, um eine Beteiligung zu erwerben.Durch den von der Vereinsbank angebotenen Tausch ihrer Allianz-Aktien gegen Aktien der Hypo-Bank werden Steuerzahlungen in vermutlich dreistelliger Millionenhöhe vermieden.Die Deutsche Bank will sich schon seit längerem von ihren Industriebeteiligungen trennen, fühlt sich aber durch dann notwendige Abführungen an den Fiskus in Höhe von 60 Prozent der Erlöse gehindert."Ich hoffe da immer noch auf die Steuerreform".Für einen Aktientausch in Deutschland sieht Breuer derzeit kein entsprechendes Angebot.Im übrigen wisse man nicht, wie die zuständigen hessischen Steuerbehörden diese Frage bewerten. Weitere Großfusionen im Geldgewerbe sieht Breuer derzeit nicht.Allerdings könne er sich Kooperationen auch zwischen Großbanken in technischen Bereichen, etwa beim Zahlungsverkehr vorstellen.Dort seien notwendige Investitionen von einem Haus allein kaum noch zu verkraften.Neue Bewegung in der Bankenszene erwartet Breuer spätestens in der Europäischen Währungsunion."Dann geht der Konkurrenzkampf erst richtig los." Die Deutsche Bank selbst denkt derzeit verstärkt über Akquisitionen in Frankreich nach.Dort fehle der Bank noch ein starker Vertrieb.In den USA habe man keine Pläne.Obwohl Breuer auch im Versicherungsbereich mit den Erträgen noch nicht zufrieden ist, sei auch hier weder im In- noch im Ausland an Übernahmen gedacht. Die Deutsche Bank selbst ringt trotz eines auch im ersten Halbjahr 1997 anhaltenden Rekordkurses mit den Kosten.Von Januar bis Juni ist die Verwaltung bei der größten europäischen Bank im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 1996 mit 8,9 Mrd.DM um fast 27 Prozent teurer geworden.Bis Ende 1998 sollen deshalb die Kosten um 1 Mrd.DM gedrückt werden.Die Zahl der Mitarbeiter wird weiter sinken, allerdings nicht in den Filialen, sondern in den kundenfernen Bereichen.In den Filialen habe man nach dem Stellenabbau der vergangenen Jahre jetzt das Optimum erreicht, betont Breuer.Ende Juni beschäftigte die Bank in Deutschland 48 500 Mitarbeiter, 1100 weniger als ein Jahr zuvor.Weltweit waren es gut 74 000.Die Zahl ihrer Handelsplätze will die Deutsche Bank von derzeit weltweit 35 auf nur noch fünf drücken. Ihren Gewinn nach Steuern konnte die Deutsche Bank im ersten Halbjahr um 27,5 Prozent auf knapp 1,5 Mrd.DM steigern.Die Eigenkapitalrendite vor Steuern hat sich zeitanteilig auf 18,6 Prozent erhöht, im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres waren es noch 16 Prozent.Der Gewinn je Aktie erhöhte sich um 0,60 DM auf 2,90 DM.Hauptgrund war die Hausse an den Finanzmärkten: Der Provisionsüberschuß stieg um 26 Prozent auf 4,1 Mrd.DM, der Gewinn im Eigenhandel um 48 Prozent auf gut 2 Mrd.DM. Nachdem die Zinsmarge im ersten Halbjahr leicht gesunken ist, stabilisierte sie sich inzwischen auf dem Niveau des zweiten Halbjahres 1996.Der Zinsüberschuß von 5,7 (Vorjahreszeit 5,3) Mrd.DM liegt um 7,1 Prozent über dem ersten Halbjahr 1996.Die Verbesserung der Qualität des Kreditportefeuilles habe dazu geführt, daß im Vergleich zum Vorjahr die Risikovorsorge (0,5 Mrd.DM nach 0,8 Mrd.DM) geringer dotiert werden mußte.Mit einer nach internationalem IAS-Standard errechneten Bilanzsumme von 996 Mrd.DM nähert sich die Deutsche Bank der magischen Grenze von 1000 Mrd.DM.

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