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Bewegte Zeiten. Die Deutsche Bank tut sich schwer beim Umbau nach der Krise.

© dpa

Deutsche Bank: Kosten für Rechtsstreitigkeiten fressen Gewinn auf

Die Aufarbeitung von Skandalen und hohe Rückstellungen für Gerichtsverfahren belasten die größte deutsche Bank. Der Quartalsgewinn schrumpft um die Hälfte.

Die Kosten und Rückstellungen für zahlreiche Rechtsstreitigkeiten, in die die Deutsche Bank verwickelt ist, haben den Gewinn des deutschen Marktführers aufgezehrt. Die größte deutsche Bank stellte im zweiten Quartal weitere 630 Millionen Euro für mögliche Lasten aus Gerichtsverfahren zurück. Diese Rücklagen summieren sich mittlerweile auf drei Milliarden Euro.

Die hohen Aufwendungen kompensierten den Rekordgewinn im Privatkunden- Geschäft und die guten Erträge im Investmentbanking zum großen Teil. Allerdings schaffte es die Bank, ihre Kapitalbasis weiter zu stärken und die für 2015 gesetzten Ziele vorzeitig zu erreichen. Nach Steuern verdiente die Deutsche Bank zwischen April und Juni 335 Millionen Euro, nur halb so viel wie im Vorjahresquartal. Die Eigenkapitalrendite schrumpfte auf nur noch 2,4 Prozent. Im ersten Halbjahr summierte sich der Nettogewinn auf 1,99 Milliarden Euro, vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

An der Börse kamen die Zahlen am Dienstag nicht gut an. Analysten hatten mit einem Vorsteuergewinn von rund 1,3 Milliarden Euro gerechnet. Zeitweise sackte der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie um fünf Prozent ab. Am Abend lag das Minus noch bei vier Prozent.

Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die Ko-Chefs der Bank, wollten am Dienstag nicht exakt erläutern, warum die Rückstellungen für die Aufarbeitung vergangener Finanzskandale weiter erhöht wurden. Es seien zwar eine Reihe wichtiger Rechtsfälle beigelegt, aber es gebe weiter Verfahren, so die Banker, „deren Ausgang wir nicht abschätzen können“. Dazu zählen der Streit mit der Kirch-Gruppe, der Skandal um manipulierte Interbanken-Zinsen (Libor) oder Klagen wegen Hypothekengeschäften in den USA. Risiken aus der Vergangenheit stecken auch in der internen „Bad Bank“, in die kritische Wertpapiere ausgelagert wurden. Sie sollen jetzt Zug um Zug verkauft werden. Auch hier fiel zwischen April und Juni ein Vorsteuer-Verlust von 700 Millionen Euro an.

Jain und Fitschen hoben hervor, dass die Bank ihre Kernkapitalquote und damit die Eigenkapitalregeln der Bankenaufseher (Basel III) von zehn Prozent schon zwei Jahre vor dem selbst gesetzten Zeitpunkt 2015 erreicht habe. „Dies ist auf eine starke operative Performance sowie darauf zurückzuführen, dass wir Vermögenspositionen diszipliniert reduziert haben“, hieß es. Wichtig ist nach Ansicht von Jain auch, dass die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) nur noch bei drei Prozent liegt, was eigentlich erst ab 2018 vorgeschrieben ist. Die Quote besagt, dass die Bilanzsumme der Bank 33 Mal höher ist als das Eigenkapital.

Jain betonte, die Bank werde weiter Vermögenswerte verkaufen und damit die Bilanzsumme um bis 250 Milliarden Euro reduzieren. Auch dadurch soll die Verschuldungsquote weiter sinken. Trotzdem werde die Bank ihr Geschäft stärken. Die Deutsche Bank habe derzeit Reserven in Höhe von drei Milliarden Euro.

Im eigentlichen Bankgeschäft kommt das Geldhaus derweil gut voran. Im Geschäft mit Privatkunden und dem Mittelstand verbuchte man mit 507 Millionen Euro vor Steuern (plus 38 Prozent) einen Quartals-Rekordgewinn. Die Integration der Postbank kommt offenbar voran. Im ersten Halbjahr verbuchte die Sparte einen Vorsteuer-Gewinn von 990 Millionen Euro und damit fast die Hälfte des gesamten Überschusses der Bank.

Auch im Investmentbanking, dem Geschäft mit Anleihen, Aktien, Devisen und der Beratung von Firmen bei Fusionen und Übernahmen, lief es wieder rund. Der Vorsteuergewinn stieg um fast 60 Prozent auf 785 Millionen Euro, getragen auch von weiteren Kostensenkungen. Damit knüpft die Deutsche Bank an die guten Zahlen der US-Konkurrenz an.

Jain betonte erneut die Bedeutung des Kulturwandels in der Bank für alle weltweit rund 97 800 Mitarbeiter. Dies werde allerdings ein Prozess, der Jahre dauere. In der vergangenen Woche hatten Jain und Fitschen sechs Leitlinien als Verhaltenskodex formuliert und an alle Mitarbeiter weitergegeben.

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