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Wirtschaft: Deutsche Bank muss Immobilien neu bewerten

Sechs-Milliarden-Fonds „Grundbesitz“ offenbar in Not / Experte rät zum Verkauf / DSW warnt vor Hektik

Berlin - Der Preisverfall am deutschen Immobilienmarkt trifft jetzt auch die Deutsche Bank. Die Tochter DB Real Estate lasse die in ihrem sechs Milliarden Euro schweren Fonds „Grundbesitz International“ enthaltenen Gebäude von einem unabhängigen Experten überprüfen, sagte ein Sprecher am Montag. Zur Höhe eventueller Abschreibungen wollte er sich nicht äußern. Finanzkreise spekulieren über einen Betrag von mehreren hundert Millionen Euro.

Fonds-Experte Stefan Loipfinger riet Anlegern, ihre Fondsanteile zu verkaufen. „Es spricht viel für einen größeren Wertberichtigungsbedarf“, sagte der Herausgeber des „Fondstelegramms“ dem Tagesspiegel. Es sei damit zu rechnen, dass die Deutsche Bank mit „massiven Anteilsrückgaben“ zu rechnen habe. Abgesehen von eventuellen Abschreibungen kämpft der Grundbesitz-Fonds schon mit erheblichen Mittelabflüssen. In diesem Jahr zogen Anleger bis Ende November rund eine Milliarde Euro ab. Auch andere Immobilienfonds kämpfen mit Abflüssen, weil die Anleger weniger Interesse am deutschen Immobilienmarkt haben. Zum Problem für die Fonds wird dies, wenn nicht genügend liquide Mittel bereitstehen, um Anteile zurückzukaufen. „Im Ernstfall kann die Gesellschaft die Rücknahme auch vorübergehend verweigern“, sagte Stefan Loipfinger.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) warnte Anleger jedoch vor Hektik: „Anteile an Immobilienfonds stürzen nicht über Nacht ab“, sagte DSW-Sprecher Jürgen Kurz. „Jetzt sind erst einmal die Gutachter dran.“ Der aktuelle Wert der Fondsanteile wird einmal am Tag auf der Grundlage des im Fonds enthaltenen Immobilienvermögens berechnet. Die Fondsgesellschaft ist verpflichtet Anteile zu diesem Kurs zurückzunehmen. Erst bei einer Abwertung der Immobilien drohen deutliche Wertverluste. Die Deutsche Bank will dem Vernehmen nach im Januar das Ergebnis der jetzt eingeleiteten Sonderbewertung vorlegen. Offen ist noch, ob die Bank den Fonds stützen und die Wertverluste übernehmen will. Beschlossene Sache ist, dass der Vertrieb des Fonds an Neukunden eingestellt wird. Außerdem wird der Chef von DB Real Estate ausgewechselt. Neuer Mann an der Spitze wird Holger Naumann, der bisher Chief Operating Officer der DWS war, der Fondsgesellschaft der Deutschen Bank. Er ersetzt Mitte Januar Michael Kremer.

In letzter Zeit waren bereits mehrere große Immobilienfonds in Schwierigkeiten geraten. Die größten Probleme hatten die Sparkassen-Tochter Deka und die Hypovereinsbank-Tochter „iii“. Sowohl die Deka als auch die HVB waren zur Stützung ihrer Fonds gezwungen. mot/HB

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