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Wirtschaft: Deutsche Bank: Rolf-E. Breuer: Wie Phönix aus der Asche

Vor nicht einmal vier Monaten schien Rolf Breuer am Boden. Die groß angekündigte Fusion mit der Dresdner Bank war wie eine Seifenblase geplatzt.

Vor nicht einmal vier Monaten schien Rolf Breuer am Boden. Die groß angekündigte Fusion mit der Dresdner Bank war wie eine Seifenblase geplatzt. Mehr noch: Breuer wurde vorgeworfen, sein Wort gebrochen zu haben und die Nachbarbank einfach schlucken zu wollen. Seine Partner bei der Dresdner Bank fühlten sich hintergangen, Dresdner Bank-Chef Walter nahm seinen Hut. Der Ruf auch nach Breuers Rücktritt wurde laut, viele sahen schon seinen Vorstandskollegen Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank.

Heute ist all dies vergessen, als kurze Episode abgehakt. Rolf Breuer, stets gut gelaunt und braun gebrannt, sitzt fester im Sattel als je zuvor und niemand zweifelt, dass er seinen Vertrag, der bis zur Hauptversammlung 2002 läuft, voll erfüllen wird. Mehrere Gründe haben zu diesem erstaunlichen Umschwung geführt: In den letzten Wochen und Monaten konnten sich die Deutsche Bank und Breuer voll auf sich selbst konzentrieren. Die Öffentlichkeit beschäftigte sich fast ausschließlich mit den Gesprächen zwischen Dresdner und Commerzbank.

Seit Anfang April, zeitgleich mit dem Scheitern der Fusion mit der Dresdner Bank, ist der Kurs der Deutsche Bank-Aktie um mehr als 30 Prozent gestiegen. Das Papier hat die anderen Bankaktien und den Deutschen Aktienindex weit hinter sich gelassen. Der Börsenwert der Deutschen Bank ist damit auf fast 120 Milliarden Mark gestiegen. Das alles freut Aktionäre und Analysten. Natürlich sprechen auch die Zahlen für den 62jährigen Breuer: Wer in sechs Monaten schon deutlich mehr verdient als im gesamten Jahr zuvor und dabei satte 7,8 Milliarden Mark einfährt, kann sich zu Recht auf die Schultern klopfen lassen. Und nicht zuletzt zeigt sich, dass die von Breuer eingefädelte Übernahme von Bankers Trust mehr und mehr eine Erfolgsgeschichte wird. Sie kann sich mittlerweile mit den großen britischen und US-Investmentbanken messen. Die Deutsche Bank ist alleine stark genug. Partner braucht sie nicht, aber günstige Gelegenheiten wird sich Breuer nicht entgehen lassen. Damit kann er auch die Gespräche mit der Allianz in aller Ruhe weiter führen. Der Druck für die Münchener ist größer. Kein Wunder, dass sich der grauhaarige Banker auf der Pressekonferenz am Donnerstag als Strahlemann zeigte. Breuer, daran besteht heute kaum Zweifel, wird seine Karriere bei der Deutschen Bank beenden - auf dem vorgezeichneten Weg.

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