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Wirtschaft: Deutsche Bank startet Postbank-Kauf

Konzern kündigt die größte Kapitalerhöhung seiner Geschichte an

Frankfurt am Main – Josef Ackermann hat es offenbar eilig. Früher als geplant will der Deutsche-Bank-Chef die Postbank komplett übernehmen und eine Kapitalerhöhung durchführen, wie es sie in der Geschichte der Bank noch nicht gegeben hat. Am Sonntagnachmittag verkündete Ackermann, sich mindestens 9,8 Milliarden Euro frisches Kapital von den Aktionären besorgen zu wollen. Mehrere Medien hatten bereits in der vergangenen Woche von dem Plan berichtet.

„Mit dieser Kapitalerhöhung wollen wir uns das notwendige Eigenkapital für eine geplante Konsolidierung der Postbank sichern“, erklärte Ackermann nun. Mit dem Zukauf könne die Deutsche Bank ihre Position auf dem Heimatmarkt weiter ausbauen und eine führende Position im europäischen Privatkundengeschäft einnehmen. Zudem werde das Eigenkapital der Bank gestärkt – auch im Hinblick auf die schärferen Regeln, die die Bankenaufseher aus 27 Ländern am Wochenende in Basel beschlossen haben.

Die Postbank hat 14 Millionen Kunden in Deutschland, mehr als jedes andere Institut und ist deshalb für die Deutsche Bank von großer strategischer Bedeutung. Wenn es ihr gelänge, das Privatkundengeschäft zu stärken, würde die Bank unabhängiger vom volatilen Investmentbanking werden.

Experten bezweifeln jedoch, dass sich der Deal für den Branchenprimus langfristig rechnen wird. „Es ist eine Riesenaufgabe, die Postbank annähernd in die Renditefelder zu führen, in denen die Deutsche Bank unterwegs ist“, urteilt der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftler Martin Faust. Die Postbank bastele noch an einem eigenen Filialnetz, das Image der bisherigen Post-Tochter sei angestaubt. Zwar habe das Institut viele Kunden, aber „man muss sich schon fragen, mit welcher Qualität und mit welchem Potenzial“. Hinzu kommt der enorme Kapitalbedarf. Die Postbank hatte den Belastungstest der europäischen Bankenaufseher nur knapp bestanden. In den sogenannten Stresstests hatte sich die Bank bei der Simulation einer neuen Finanzkrise nur knapp über der geforderten Kapitalquote von sechs Prozent gehalten.

Derzeit hält die Deutsche Bank knapp 30 Prozent an dem Bonner Institut. Jetzt will sie ein Übernahmeangebot vorlegen. Je Postbank-Aktie werde man einen Preis von 24 bis 25 Euro anbieten, hieß es am Sonntag. Die vorzeitige Übernahme werde das Ergebnis der Deutschen Bank im dritten Quartal voraussichtlich mit rund 2,4 Milliarden Euro belasten.

Zum einen müsse die Deutsche Bank die Anteile, die sie bereits an der Postbank besitzt, neu bewerten. Zudem müssten die Vereinbarungen mit der früheren Postbank-Mutter, der Deutschen Post, neu bewertet werden. Denn der Preis, den die Deutsche Bank jetzt für die Postbank-Aktie zahlen will, liegt deutlich unter dem, was sie der Post für den ersten Teil bezahlt hat – und was sie noch zahlen muss.

Die Deutsche Bank hatte sich im Spätsommer 2008 mit der Post auf eine Übernahme der Postbank geeinigt. Später unterzeichnete sie einen Vertrag, nach dem sie im Februar 2011 allen Aktionären ihre Anteile abkaufen muss – für 45 Euro je Aktie. Im Streubesitz befinden sich noch etwa 30 Prozent der Aktien. Nur die kann Ackermann jetzt vorzeitig kaufen. Über den Kauf des 40-Prozent-Anteils der Post gibt es separate Vereinbarungen. Um all das zu finanzieren, bittet die Deutsche Bank die Aktionäre kräftig zur Kasse. Das Grundkapital der Deutschen Bank AG soll um fast die Hälfte erhöht werden. Dazu will die Bank bis zu 309 Millionen neue Aktien ausgeben. dpa

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