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Deutsche Bank

© Laif

Deutsche Bank: Triumph oder Trauma

In dieser Woche zeigt sich, wie stark die Deutsche Bank von den Turbulenzen an den Finanzmärkten betroffen ist.

Frankfurt am Main - Für die deutsche Finanzbranche schlägt am Donnerstag die Stunde der Wahrheit. Um neun Uhr morgens will das größte deutsche Kreditinstitut, die Deutsche Bank, die Geschäftszahlen für das Jahr 2007 bekannt geben. Dann wird sich zeigen, wie stark Deutschland von der Krise am amerikanischen Immobilienmarkt wirklich betroffen ist.

Die Nervosität ist groß: Kann Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sein Versprechen halten? Er hatte Anfang November für das dritte Quartal bereits Abschreibungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro bekannt gegeben und die US-Hypothekenkrise damit für sein Haus abgehakt. Oder drohen der Deutschen Bank ebenfalls Abschreibungen in zweistelliger Milliardenhöhe wie bei den US-Banken Citigroup und Merrill Lynch oder bei der Schweizer UBS? In der vergangenen Woche machten an der Börse Gerüchte um Gewinnwarnungen die Runde und zogen die Aktie der Deutschen Bank ins Minus. Zwei Wochen zuvor hatte Ackermann die Branche vor weiteren Rückschlägen gewarnt, ohne auf die Entwicklung in der Deutschen Bank einzugehen. Der „Kollaps“ der Marktpreise werde sich in den kommenden Monaten fortsetzen, was die Banken zu weiteren Abschreibungen zwinge. Auch die Konjunktur könne in Mitleidenschaft gezogen werden, orakelte Ackermann.

Für ihn selbst kann der Donnerstag ein Tag des Triumphes werden – privat wie beruflich. Wenn der mächtige Banker am Morgen im Hermann-Josef-Abs-Saal in Frankfurt vor die Kameras tritt und ein einigermaßen passables Ergebnis für das vierte Quartal 2007 verkündet, kann er abends erleichtert seinen 60. Geburtstag feiern. Muss er schlechte Zahlen präsentieren, dürfte sein gerade wieder aufpolierter Ruf abermals schwer leiden.

Im dritten Quartal 2007 hatte die Deutsche Bank der Krise noch getrotzt. Obwohl sie einen Verlust im Investmentbanking ausweisen musste, fuhr die Bank insgesamt noch einen Gewinn von 1,6 Milliarden Euro ein. „Wir haben früh reagiert, deshalb sind die Ergebnisse gut“, frohlockte Ackermann damals.

Doch mittlerweile hat sich der Blick auf die gesamte Branche deutlich eingetrübt. Auch die Deutsche Bank hat darunter zu leiden. Die Rating-Agenturen haben ihren Daumen nach unten gesenkt, halten die Bonität der Bank nicht mehr für untadelig. Weltweit erwarten sie für die Branche Verluste von 265 Milliarden Dollar. Erst ein Drittel davon ist offengelegt.

Trotzdem: Ein Desaster wie bei der Schweizer UBS erwartet niemand. Die Agentur Reuters hat 14 Analysten gefragt: Sie sagen im Schnitt einen Gewinnrückgang um 50 Prozent auf 925 Millionen Euro voraus. Das würde immer noch für einen Rekordgewinn von knapp 6,5 Milliarden Euro im Gesamtjahr reichen. „Die Deutsche Bank hat ihre Risiken offenbar ganz gut gemanagt“, sagt Robert Minde von der BHF Bank. Sie mache gute Geschäfte mit Privatkunden, im Zahlungsverkehr und im Aktienhandel. Dies könne die Schwierigkeiten im Investmentbanking ausgleichen. Allerdings hat auch Minde Zweifel, ob Ackermann das Gewinnziel von 8,4 Milliarden Euro vor Steuern für 2008 bestätigen wird. „Das ist im Blick auf die Finanzkrise sehr ambitioniert. Es besteht die Gefahr, dass die Deutsche Bank kleinere Brötchen wird backen müssen.“ Als Problem könne sich erweisen, dass 70 Prozent der Erträge und des Gewinns aus dem Investmentbanking kommen. Dort sind die Bremsspuren unübersehbar. Dieter Hein von Fairesearch ist noch vorsichtiger: „Die Banken wissen nicht genau, was sie in ihren Büchern haben. Sie kennen das Ausmaß der Risiken nicht.“ Offensichtlich funktioniere bei den Banken die Risikosteuerung nicht, vermutet der Analyst. Man könne auch bei der Deutschen Bank nicht sicher sein. Wegen ihres starken Engagements in Amerika sei sie potenziell mehr gefährdet als etwa die Commerzbank. „Möglich, dass auch die Deutsche Bank zehn Milliarden abschreiben muss“, glaubt Hein.

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