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Die Deutsche Bank hat einen großen Teil des Umbaus hinter sich, die Commerzbank steckt mitten drin.

© imago images / Hannelore Förster

Deutsche Bank und Commerzbank: So unterschiedlich geht es Deutschlands größten Geldhäusern

Zum ersten Mal seit sechs Jahren macht die Deutsche Bank Gewinn. Bei der Commerzbank dagegen geht der Umbau erst los, 10.000 Stellen fallen weg. Woran das liegt.

Von Carla Neuhaus

Manfred Knof ist der Mann für die schwierigen Fälle. Ein Sanierer, der klare Ansagen macht. Über den manche aber auch sagen, er könne mit Zahlen besser umgehen als mit Menschen. Auf jeden Fall ist er jemand, der nicht lange fackelt, schnell auch bittere Entscheidungen trifft. Das hat er bei der Deutschen Bank gezeigt und beweist es nun bei der Commerzbank erneut.

Bei Deutschlands größtem Geldinstitut mit dem blauen Logo war Knof gerade einmal 14 Monate. Eine intensive Zeit, in der er als Chef des Privatkundengeschäfts beschloss, jede fünfte der bis dahin 500 Filialen zu schließen. Und er war bereit, jede zweite Stelle in seiner Sparte zu opfern. Auch ihm ist es zu verdanken, dass Vorstandschef Christian Sewing heute sagen kann, die Deutsche Bank sei „nachhaltig profitabel“. Trotz Pandemie hat er am Donnerstag den ersten Gewinn seit sechs Jahren verkündet: 624 Millionen Euro netto. Die Deutsche Bank, so scheint es, lässt ihre Krise langsam hinter sich. „Wir streben natürlich für 2021 einen Gewinn an“, sagt Sewing. Ein Jahr später sollen auch die Aktionäre wieder eine Dividende erhalten.

Ganz anders ist die Lage bei der Commerzbank. Statt guter Zahlen liefert sie Schlagzeilen über einen massiven Stellenabbau und einen so hohen Verlust wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Das Minus liegt bei 2,9 Milliarden Euro. Während die Deutsche Bank den Umbau größtenteils hinter sich hat, geht er bei der Commerzbank gerade erst los.

Christian Sewing präsentierte am Dienstag den ersten Gewinn der Deutschen Bank seit Jahren.
Christian Sewing präsentierte am Dienstag den ersten Gewinn der Deutschen Bank seit Jahren.

© imago images/sepp spiegl

Und derjenige, der dort nun Tempo macht, ist Manfred Knof. Erst zum 1. Januar hat ihn Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter als neuen Vorstandsboss zur Commerzbank geholt. Wenige Wochen später hat Knof die erste Entscheidung getroffen: 10.000 Arbeitsplätze werden wegfallen. In Deutschland trifft das jeden dritten Beschäftigten der Commerzbank. Fast die Hälfte der Filialen wird geschlossen.

Während die Gewerkschaft Verdi protestiert, hat Knof einen wichtigen Mann auf seiner Seite: Finanzminister Olaf Scholz (SPD). Seit der Finanzkrise ist der Bund an der Commerzbank beteiligt. „Alle wissen, es muss etwas getan werden, auch etwas sehr Drastisches“, sagte Scholz diese Woche.

Auch beim Bund hat die Geduld mit der Commerzbank offenbar langsam ein Ende. Seit Jahren schon befindet sich das Institut im Umbau. Erst war es Martin Blessing, dann Martin Zielke, die versuchten, das Haus zukunftsfähig zu machen. Bereits vor zwei Jahren brachte Jörg Kukies, Staatssekretär im Finanzministerium, eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ins Spiel. Damals steckten beide Häuser in der Krise.

Manfred Knof ist erst seit Januar Commerzbank-Chef, trifft aber schon jetzt unbequeme Entscheidungen.
Manfred Knof ist erst seit Januar Commerzbank-Chef, trifft aber schon jetzt unbequeme Entscheidungen.

© imago images/kolbert-press

Heute ist die Lage etwas anders. Denn die Deutsche Bank ist mit ihrem Umbau schon ein ganzes Stück weiter: 85 Prozent der Maßnahmen seien abgeschlossen, hieß es jetzt. Dabei fallen auch bei ihr noch weitere Filialen weg. 100 Zweigstellen der Tochter Postbank müssen schließen. Wie bei der Commerzbank auch kostet das Geld. Der Unterschied ist nur: Die Deutsche Bank hat einen Großteil der Kosten bereits im Vorjahr in der Bilanz verbucht – damals stand unter dem Strich ein Minus von 5,7 Milliarden Euro.

Der Börsenboom trägt die Deutsche Bank durch die Krise

Über 2020 hingegen sagt Sewing: „Im wichtigsten Jahr unseres Umbaus ist es uns gelungen, die Transformationskosten und die gestiegene Risikovorsorge mehr als auszugleichen – und das trotz globaler Pandemie.“ Dabei ist es ausgerechnet das Investmentbanking, das die Deutsche Bank durch die Krise trägt: der Zweig des Instituts, der lange für umstrittene Geschäfte stand und den Sewing bewusst zusammengestrichen hat. In der Pandemie aber haben nicht nur Kleinanleger den Kapitalmarkt für sich entdeckt – auch professionelle Investoren haben von den Kurssprüngen an der Börse profitiert. Vor Steuern hat die Deutsche Bank im Investmentgeschäft 3,2 Milliarden Euro Gewinn gemacht – ein Jahr zuvor waren es nur 502 Millionen Euro.

Kehrt das Institut also zur alten Zockermentalität zurück? Sewing dementiert das. „In unserem Kapitalmarktgeschäft geht es nicht um Wertpapierhandel als Selbstzweck“, sagt er. „Wir haben uns da gesteigert, was wir künftig als Kerngeschäft sehen.“

Dabei täuschen die starken Zahlen aus dem Investmentbanking darüber hinweg, dass es an anderer Stelle bei der Deutschen Bank nicht allzu gut läuft. Im Privatkundengeschäft zum Beispiel hat das Institut Verlust gemacht. Außerdem stellt es sich wie andere Häuser schon jetzt auf Firmenpleiten ein. 1,8 Milliarden Euro hat die Deutsche Bank als Risikovorsorge auf der Seite liegen – nach 723 Millionen Euro ein Jahr zuvor.

Da ist das starke Investmentbanking für das Institut geradezu ein Glücksfall. Die Commerzbank hingegen hängt vor allem vom Geschäft mit Mittelständlern ab. Die Coronakrise trifft sie deshalb besonders hart. Auch Knof hat darum noch einmal deutlich mehr für etwaige Kreditausfälle zur Seite gelegt – 1,7 Milliarden Euro stecken nun in der Risikovorsorge. Für den neuen Chef ist das wohl ein weiteres Argument für den Radikalumbau. Knof jedenfalls ist von seiner Strategie überzeugt: „Wir werden diesen Weg mit aller Konsequenz gehen, aber fair und in gegenseitigem Respekt.“

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