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Wirtschaft: Deutsche Bank und Telekom streiten um das Fernsehkabel

DÜSSELDORF (dri/HB).Die Spitze der Deutschen Telekom AG, Bonn, ist verärgert über Rolf-Ernst Breuer, den Chef der Deutschen Bank AG.

DÜSSELDORF (dri/HB).Die Spitze der Deutschen Telekom AG, Bonn, ist verärgert über Rolf-Ernst Breuer, den Chef der Deutschen Bank AG."Es ist wohl einmalig in der Finanzwelt, daß ein Konsortialführer ein Asset eines Börsenaspiranten kleinredet", heißt es aus Telekom-Kreisen.Anlaß ist ein Gespräch Breuers mit EU-Wettbewerbskommissar Karel Van Miert über die Pläne der Deutschen Bank, der Telekom das Fernsehkabelgeschäft für neun Mrd.DM abzukaufen.Die Telekom bewertet das Geschäft mit 20 Mrd.DM.Gleichzeitig zählt die Deutsche Bank zum Kreis der Konsortialführer für den in diesem Jahr geplanten zweiten Börsengang der Telekom.

Nach wie vor fragen sich jedoch auch andere Kaufinteressenten, ob die Telekom den Kabelverkauf tatsächlich ernsthaft betreibt.Offensichtlich stehen sich im Vorstand unterschiedliche Interessen gegenüber: Auf der einen Seite Netze-Vorstand Gerd Tenzer, der Kaufinteressenten als Verzögerer des Prozesses erscheint.Auf der anderen Seite Ron Sommer, der die Telekom international ausrichten will.Noch in diesem Jahr will er eine große Akquisition im Ausland tätigen, die über die neuen Aktien im Wert von über 15 Mrd.DM finanziert werden soll.Die dann anstehenden Verhandlungen mit Kartellbehörden dürften einfacher werden, wenn sich die Telekom von ihrem zweiten flächendeckenden Netz trennen würde.In Kürze, heißt es aus Sommers Umfeld, würden die ersten Kabel-Regionalgesellschaften vorgestellt, darunter Gesellschaften für Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen."Der Verkauf muß dieses Jahr durchgepeitscht werden", weist die Telekom die Vermutung einer Verzögerungsstrategie zurück.

EU-Wettbewerbskommissar Van Miert fordert bereits seit längerem, daß sich die Telekom von ihrem Fernsehkabelnetz trennt, damit mehr Wettbewerb im deutschen Telekommunikationsmarkt entstehen kann.Denn die Breitbandkabel mit fast 18 Millionen angeschlossenen Haushalten eignen sich außer für die Fernsehübertragung auch für die Telefongesprächsvermittlung und einen schnellen Internet-Zugang.Außerdem würde Wettbewerb in den Telefon-Ortsnetzen möglich.In den USA sind Kabelnetzbetreiber begehrte und an der Börse zu hohen Preisen gehandelte Unternehmen - ein Markt, für den die Deutsche Bank in Deutschland den Geburtshelfer spielen will.

Vor einem lukrativen Kabelgeschäft sind allerdings einige Hürden zu nehmen.Die deutsche Kabelfernsehlandschaft ist jenseits der größeren Anbieter Telecolumbus (eine Otelo-Tochter), Bosch, TSS und Primacom in 4000 zumeist sehr kleine Unternehmen zersplittert.Denn in den 80er Jahren mußte die Telekomabteilung der Bundespost auf Geheiß des damaligen Ministers Christian Schwarz-Schilling die Hausverkabelung einschließlich des Betriebs der Hausverteilanlagen den früheren Antennenbauern überlassen.Bei zwei Dritteln der Kabelhaushalte verfügt die Telekom daher nicht über den direkten Kundenzugang.An der Zahl direkt angeschlossener Kunden orientiert sich jedoch in den USA der Wert eines Kabelnetzes.Deshalb halten Branchenbeobachter bisher das verlustschreibende Kabelgeschäft nicht für ein Asset, sondern eher für eine Kursbelastung.

Die Deutsche Bank würde das Kabelnetz nach dem Kauf von der Telekom zunächst in ein Konsortium von Finanz- und strategischen Investoren einbringen.Dieses Konsortium, dessen Partner die Bank in wenigen Wochen bekanntgegeben wird, soll sinnvolle Geschäftseinheiten bilden und die kleinen Kabelnetzbetreiber entsprechend integrieren.Neben der Deutschen Bank vermissen jedoch auch andere Kaufinteressenten, wie die Veba AG, die über Otelo am zweitgrößten Kabelnetzbetreiber Telecolumbus (zwei Millionen Haushalte) beteiligt ist, bei der Telekom echte Verhandlungsbereitschaft.So sei noch immer unklar, wie die Regionalgesellschaften aussehen sollen und wann sie zum Verkauf stehen.

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