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Wirtschaft: Deutsche Bank verdient wieder mehr

Gewinnsprung im Jahr 2002 wurde aber nur durch Verkauf von Industriebeteiligungen erreicht

Frankfurt (Main) (ro). Die Deutsche Bank hat im Vergleich zu den übrigen Großbanken in Deutschland das Jahr 2002 am besten abgeschlossen. Im vierten Quartal verbuchte die Bank im Gegensatz etwa zur Commerzbank einen Gewinn von 242 Millionen Euro – auch nach Ausklammerung von Sondereffekten wie dem umfangreichen Verkauf von Unternehmensanteilen. Im eigentlichen Bankgeschäft blieben 237 Millionen Euro nach einem Verlust von 1,1 Milliarden Euro im letzten Jahresabschnitt 2001, sagte der Vorstandssprecher Josef Ackermann am Freitag in Frankfurt.

Der Gewinn war allerdings geringer, als Analysten erwartet hatten. Dementsprechend zurückhaltend reagierte auch die Börse. Die Aktie der Deutschen Bank verlor zwischenzeitlich rund drei Prozent. Bis zum Nachmittag konnte sich der Kurs nur geringfügig erholen. Zum Schluss blieb aber ein Minus von rund 3,7 Prozent auf 37,58 Euro.

Die Deutsche Bank hat sich auch dank des guten vierten Quartals im Gesamtjahr 2002 gegen das schwierige Umfeld relativ gut behauptet. Vor Steuern erreichte das Institut einen Gewinn von 3,5 Milliarden Euro. Das ist fast doppelt so viel wie 2001, als das Ergebnis noch von Großpleiten in den USA wie von Enron und Worldcom belastet wurde. Ohne die Erträge aus Beteiligungsverkäufen sowie außerordentlichen Belastungen ergibt sich ein Überschuss von 1,9 Milliarden Euro nach 2,2 Milliarden Euro im Vorjahr.

Vorstandssprecher Ackermann sieht die Bank mit diesem Ergebnis und vor allem auch mit der erreichten Kostensenkung in einer guten Position. Für das Jahr 2003 zeigt sich Ackermann nach einem „außerordentlich ermutigenden“ Geschäftsverlauf im Januar zuversichtlich – selbst für den Fall einer weiter schlechteren Wirtschaftslage. In den vergangenen Quartalen konnte die Bank auch ihre Risikovorsorge reduzieren.

An Fusionen wird sich die Deutsche Bank mittelfristig nicht beteiligen. „Wir wollen erst aus eigener Kraft richtig stark werden“, sagt Ackermann. Hohe Gewinne aus Beteiligungsverkäufen – im Jahr 2002 waren es rund 3,6 Milliarden Euro – wird es allerdings kaum geben. Die Bank hatte Anteile an der Deutschen Börse, Continental, Buderus und Südzucker abgestoßen. „Solange die Finanzmärkte so schwach sind, werden wir nicht weiter verkaufen. Der Verkauf bleibt aber Teil unserer Strategie.“ Den aktuellen Wert der Beteiligungen, die die Bank noch hält, bezifferte der Vorstandssprecher auf 5,4 Milliarden Euro. In den Büchern stehen sie mit einem geringeren Kurs, so dass eine stille Reserve (siehe Lexikon, Seite 16) von rund 300 Millionen Euro bliebe.

Nach Ansicht von Ackermann zeigt die Deutsche Bank schon knapp ein Jahr nach seinem Amtsantritt ein völlig neues Gesicht: „Wir sind nicht mehr vergleichbar mit der Bank von vor einem Jahr.“ Dies zeige sich allein schon in den drastisch reduzierten Kosten. „Wir gehen mit rigoroser Disziplin vor“, sagt Ackermann. Die Aufwendungen sanken von 22,8 auf rund 19 Milliarden Euro und damit stärker als geplant. Ursache dafür war unter anderem der massive Personalabbau. Die Zahl der Mitarbeiter schrumpfte von 89 000 auf 72 000. Bis Ende 2003 sollen gut 3000 weitere Arbeitsplätze wegfallen.

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