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Deutsche Exporte: Die Welt ersetzt Europa

Deutschland exportiert mehr in Länder außerhalb Europas – und kompensiert so die Schuldenkrise.

Berlin - Die deutsche Wirtschaft wird dank lebhafter Exporte in Länder außerhalb der EU derzeit kaum von der europäischen Schuldenkrise in Mitleidenschaft gezogen. Im Monatsvergleich legte der Export im August kalender- und saisonbereinigt überraschend kräftig um 2,4 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das ist der größte Zuwachs seit Mai. Im Juli waren die Ausfuhren um 0,4 Prozent gestiegen. Experten hatten im August mit einem Rückgang um 0,6 Prozent gerechnet.

Die Produktion ging im August zwar etwas zurück – das Minus fiel aber ebenfalls kleiner aus, als erwartet worden war. Die Unternehmen stellten 0,5 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Analysten hatten mit einem noch stärkeren Rückgang von 0,8 Prozent gerechnet.

Der Wert der ausgeführten Waren erhöhte sich im August gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,8 Prozent auf insgesamt 90,1 Milliarden Euro. Der Wert der Importe legte um 0,4 Prozent auf 73,8 Milliarden Euro zu. Der Außenhandelsüberschuss lag damit bei 16,3 Milliarden Euro, verglichen mit 11,6 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Kalender- und saisonbereinigt lag der Exportüberschuss im August sogar bei 18,3 Milliarden Euro.

Die anhaltende Wirtschaftskrise in der Euro-Zone mache sich gleichwohl im deutschen Außenhandel bemerkbar, erklärte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner. Erneut hätten die Exporte nach Brasilien, Russland, Indien und China sowie in den Dollar-Raum die Ausfälle bei Exporten in die Euro-Zone mehr als kompensiert. „Ungeachtet der positiven Entwicklung bleibt die EU auch auf absehbare Zeit aber noch unser wichtigster Absatzmarkt“, sagte Börner. „Daher ist es so wichtig, dass die Partner in der Währungsgemeinschaft wieder durch entsprechende Strukturreformen auf Trab gebracht werden.“

Gemessen an der aktuellen Auftragslage der Unternehmen deutet sich insgesamt eine Abschwächung der deutschen Wirtschaft an – die Bestellungen aus der Euro-Zone haben aber zuletzt wieder zugelegt, wie das Bundeswirtschaftsministerium bereits am Freitag mitgeteilt hatte. Auch das schwächere Wachstum in Asien (siehe Kasten) dürfte die deutsche Exportwirtschaft treffen. Experten zeigten sich am Montag hingegen optimistisch. Dekabank-Experte Andreas Scheuerle sagte zu den August-Zahlen: „Es ist unglaublich, wie sich die deutsche Exportwirtschaft in einem rauen Umfeld schlägt.“ Scheuerle geht davon aus, dass die hiesige Wirtschaft dank der guten Exportzahlen ein Miniwachstum im dritten Quartal schaffen kann: „Aber es wird ein Balance-Akt auf der Nulllinie.“ Laut Ökonomin Jennifer McKeown von Capital Economics deutet auch die Produktionszahl daraufhin, dass die Konjunktur auf Wachstumskurs bleibt: „Denn das kleine Minus fällt nicht so stark ins Gewicht. Schließlich hatten wir ein Plus im Juli, das nun nur leicht auf 1,2 Prozent nach unten revidiert wurde.“ Sollte die Fertigung im September stabil bleiben, springe somit im Sommervierteljahr ein kleines Plus heraus. mit rtr, dapd

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