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Wirtschaft: Deutsche Hypothekenbanken: Die Zinswende ist nicht in Sicht

BERLIN (mot).Die deutschen Hypothekenbanken haben 1998 als "Ausnahmejahr" in der Nachkriegsgeschichte der Institute bilanziert.

BERLIN (mot).Die deutschen Hypothekenbanken haben 1998 als "Ausnahmejahr" in der Nachkriegsgeschichte der Institute bilanziert.Für knapp 400 Mrd.DM seien im vergangenen Jahr Neukredite für Immobilien- und Staatsfinanzierungen vergeben worden, teilte der Verband Deutscher Hypothekenbanken am Donnerstag in Berlin mit.Dies sei ein Plus von über 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewesen."Erneut bestätigt sich, daß der Marktanteil der Hypothekenbanken in Niedrigzinsphasen wächst", hieß es.Die Zinswende sei noch nicht erreicht, man werde sich "weiter im Zinstal bewegen".Für das laufende Jahr erwartet die Branche ein eher moderates Wachstum.Beim Neugeschäft solle das hohe Niveau von 1998 gehalten werden.Kritik äußerten die Baufinanzierer an den rot-grünen Steuerplänen, die "einige bittere Pillen" für den Immobilenbereich enthielten.

1998 habe vor allem ein kräftiger Anstieg bei den Zusagen von Hypothekarkrediten das Ergebnis positiv beeinflußt, sagte Verbandsvorsitzender Karsten von Köller.Während in den Vorjahren das Geschäft mit öffentlich-rechtlichen Kreditnehmern "Wachstumsmotor" gewesen sei, hätten 1998 Hypothekarkredite auf ein Rekordvolumen von 117,5 Mrd.DM (plus 20,4 Prozent) aufgestockt werden können."Trotz rückläufiger Baugenehmigungen und Fertigstellungen war dies das beste Ergebnis der Nachkriegszeit", sagte von Köller.Als "Weihnachtsgeschenk" bezeichnete der Verbandschef den Boom bei Wohnungsbaudarlehen, die um 22 Prozent auf über 78 Mrd.DM zugenommen hätten."Es war vor allem der überraschend große Nachfrageschub im Dezember, der uns den neuen Rekord bescherte." Viele Haushalte hätten offenbar in Erwartung der Steuerreform Immobilienkäufe vorgezogen.Im Geschäft mit Kommunalkrediten, das um 28,1 Prozent auf 281,1 Mrd.DM expandierte, beanspruchen die Hypothekenbanken weiter die führende Position als Finanzdienstleister für die öffentliche Hand.

Historisch niedrige Zinsen und verschlechterte steuerliche Rahmenbedingungen prägten das Geschäft mit Wohnungsbaudarlehen.Mit einem Plus von drei Prozent auf 22,2 Mrd.DM sei das Zusagevolumen "deutlich unterdurchschnittlich" gewachsen, berichtete Karsten von Köller.Während sich immer mehr Haushalte den Traum vom Eigenheim, vor allem als Reihenhaus, verwirklichten - die Kreditzusagen kletterten hier um ein knappes Drittel - brach vor allem beim Neubau von Mietwohnungen das Zusagevolumen um 17,8 Prozent auf 5,2 Mrd.ein.Auch die Baufinanzierung bei Eigentumswohnungen sank mit 5,9 Mrd.DM um 14,4 Prozent.Insgesamt ließen in diesem Segment verschlechterte steuerliche Rahmenbedingungen eine auskömmliche Rendite nicht mehr zu.Anleger würden offensichtlich auch zunehmend geschlossene und offene Immobilienfonds bevorzugen.Eine dämpfende Wirkung gehe auch von niedrigen Mieten aus, die bei Erst- und Neuvermietungen 1998 weiter um ein bis drei Prozent gesunken seien.Darüber hinaus sei das Vorhaben der Bundesregierung, die Spekulationsfrist für Immobilien von zwei auf zehn Jahre zu erhöhen für die Attraktivität der Kapitalanlage im Mietwohnungsbau außerordentlich schädlich, kritisierte von Köller.Erfaßt würden auch Verkäufe von Immobilien, die seit dem 1.Januar 1989 hergestellt oder erworben wurden."Dieser Verstoß gegen den Vertrauensschutz ist inakzeptabel."

Unterdessen kaufen immer mehr Deutsche nach Angaben der Landesbausparkassen (LBS) eine Wohnung im europäischen Ausland.Die Immobiliengesellschaften der LBS hätten 1998 mehr als doppelt soviele Auslandsobjekte vermittelt als im Vorjahr, erklärte der LBS-Verband am Donnerstag.1998 seien 29 000 Objekte im Wert von 8,8 Mrd.DM vermittelt worden.Einen Trend zum Eigenheim registrierte 1998 auch die Badenia.Die viertgrößte private deutsche Bausparkasse konnte 1998 einen erneuten Zuteilungsrekord von erstmals über drei Mrd.DM Bausparsumme verbuchen.Finanziert wurden zu 55 Prozent Einfamilienhäuser, zu 24 Prozent Zwei- bis Dreifamilienhäuser und zu 13 Prozent Eigentumswohnungen.

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