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Wirtschaft: Deutsche Inflationsrate ist eigentlich niedriger

Studie der Bundesbank: Indikator ist wegen Berechnungsfehlern um 0,75 Prozentpunkte zu hoch FRANKFURT/MAIN (ro).Die Inflationsrate in den alten Bundesländern ist aufgrund systematischer Berechnungsfehler um 0,75 Prozentpunkte zu hoch.

Studie der Bundesbank: Indikator ist wegen Berechnungsfehlern um 0,75 Prozentpunkte zu hoch FRANKFURT/MAIN (ro).Die Inflationsrate in den alten Bundesländern ist aufgrund systematischer Berechnungsfehler um 0,75 Prozentpunkte zu hoch.Dies behauptet die Bundesbank in einer Studie, die am Dienstag in Frankfurt veröffentlicht wurde.Wie in den USA werde "auch in Deutschland die Teuerung durch den Konsumentenpreisindex überzeichnet".Gründe dafür seien ein veralteter Warenkorb, die fehlende Berücksichtigung von Qualitätsänderungen bei neuen Produkten, die zu späte Beachtung neuer Güter bei der Inflationsmessung und die Vernachlässigung von Umwälzungen im Handel.Die Bundesbank fordert deshalb dringend Verbesserungen bei den Berechnungsgrundlagen.Die 200 Seiten dicke Studie mit dem Titel "Probleme der Inflationsmessung in Deutschland" war in Frankfurt mit Spannung erwartet worden.Stimmen die Analysen der Bundesbank, dann hätte die Inflationsrate in Westdeutschland 1997 nicht bei 1,7 Prozent, sondern unter einem Prozent gelegen.Im Januar wäre sie sogar von den vom Statistischen Bundesamt errechneten 1,1 Prozent auf rund 0,4 Prozent gesunken.Die Bundesbank greift damit die alte Frage der Genauigkeit von Inflation auf.In den USA ist dies auch in Wissenschaftskreisen lange ein Thema.Dort gibt es Berechnungen, wonach die Teuerung pro Jahr um bis 1,5 Prozentpunkte zu hoch ausgewiesen wird.Bei seinem Besuch in Frankfurt Ende letzten Jahres hatte US-Notenbank-Chef Alan Greenspan über das Problem gesprochen.Der Untersuchung der Bundesbank zufolge führt ein veralteter Warenkorb zu einer zu hohen Teuerung.Der daraus resultierende Fehler liege bei etwa 0,1 Prozentpunkten.Wichtigste Fehlerquelle seien aber Probleme bei der Qualitätsbereinigung von Preisunterschieden.Die Bundesbank hat dies anhand der Teuerung bei Waschmaschinen, Kühlschränken und Tiefkühlgeräten durchgerechnet.Vor allem bei stagnierenden oder rückläufigen Preisen würde die Statistischen Ämter bei diesen Geräten Qualitätsverbesserungen nicht berücksichtigen.Dadurch entstünde bei der Inflationsrate ein Fehler von einem halben bis einem Prozentpunkt.Schließlich bemängelt die Bundesbank die Vernachlässigung von Umwälzungen im Handel.So würde nicht erfasst, daß die Verbraucher zu neuen Geschäften mit einem günstigeren Preis-Leistungsverhältnis wechseln würden.Die Bundesbank fordert Verbesserungen bei den Berechnungsmethoden der Preisänderungen.Vor allem die Wissenschaft müsse sich dem Thema intensiver widmen.Dies werde im Gegensatz zu den USA hierzulande vernachlässigt.Solche Anstrengungen würden als langweilig und unwürdig angesehen, während sich in den USA berühmte Ökonomen damit befassten.Viele deutsche Banker waren über die Größenordnung der von der Bundesbank ermittelten Überzeichnung der Inflation überrascht.

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