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Wirtschaft: Deutsche Post AG: Keine Angst vor dem Brief-Markt

Wäre Werner Müller ein Unternehmer, könnte man durchaus verstehen, dass er das Briefmonopol der Post AG bis zum Jahr 2007 verlängern will. Schließlich befreit das Postgesetz den bundeseigenen Konzern von jedem Wettbewerbsdruck beim Transport und der Verteilung von Briefen.

Von Antje Sirleschtov

Wäre Werner Müller ein Unternehmer, könnte man durchaus verstehen, dass er das Briefmonopol der Post AG bis zum Jahr 2007 verlängern will. Schließlich befreit das Postgesetz den bundeseigenen Konzern von jedem Wettbewerbsdruck beim Transport und der Verteilung von Briefen. Allein im vergangenen Jahr sicherte die Alleinstellung dem Unternehmen mehr als ein Drittel des Umsatzes. Die Post, die sich selbst gern als Global Player beschreibt, sog aus dem Monopol in Deutschland auch 74 Prozent ihres Jahresgewinns. Nichts besseres könnte der Post also passieren, als dass es Werner Müller gelingt, diesen komfortablen Zustand noch weitere sechs Jahre zu zementieren.

Doch Werner Müller ist kein Unternehmer. Der Mann trägt als Bundesminister für Wirtschaft Verantwortung dafür, dass einzelne Unternehmen keine unberechtigten Vorteile genießen. Und er trägt als Bundesminister Verantwortung für einen funtionierenden Wettbewerb. Das heißt: Keinem Unternehmen, das Briefe transportieren will und kann, darf der Marktzutritt verwehrt werden. Denn das ist im Sinne der Verbraucher und dafür ist der Wirtschaftsminster da. Diese Aufgaben im Blick darf Müller die Herrschaft der Post über deutsche Briefkästen nicht länger unterstützen. Denn anders als noch vor ein paar Jahren müssen die Deutschen nicht mehr befürchten, dass es zum Zusammenbruch des Post-Systems kommt, wenn sich mehrere Unternehmen als Beförderer von Briefen anbieten. Selbst das Argument des flächendeckenden Netzes zieht nicht mehr. Wäre es Ziel des Ministers, in jedem Dorf einen Postdienstleister zu erhalten, könnte das unter Wettbewerbsbedingungen gesichert werden. Neuen Postunternehmen Marktchancen einräumen heißt letztlich auch, neue Chancen für den Arbeitsmarkt zu eröffnen. Und nicht zu vergessen: Briefmarken sind nirgendwo in Europa so teuer wie hier.

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