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Wirtschaft: Deutsche Post: Endspurt für den Börsengang

Die Deutsche Post will Anfang November an die Börse gehen und sieht sich dafür gut gerüstet. Der Umsatz werde dieses Jahr mehr als 60 Milliarden Mark erreichen, sagte Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel bei der Grundsteinlegung für den "Post-Tower", eine neue Konzernzentrale, am Montag in Bonn.

Die Deutsche Post will Anfang November an die Börse gehen und sieht sich dafür gut gerüstet. Der Umsatz werde dieses Jahr mehr als 60 Milliarden Mark erreichen, sagte Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel bei der Grundsteinlegung für den "Post-Tower", eine neue Konzernzentrale, am Montag in Bonn. 1999 war der Umsatz nach Zukäufen bereits sprunghaft auf 44,8 Milliarden Mark gestiegen. Als Global Player im zukunftsträchtigen Logistikgeschäft sei die Post auch international bestens positioniert, betonte Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos).

Zumwinkel bestätigte den 6. November als geplanten Termin für den Börsengang des Konzerns, der jetzt unter dem Dachnamen Deutsche Post World Net firmiert. Einzelheiten sollen etwa vier Wochen vor dem Börsengang geklärt werden. "Dieser Termin steht zu 95 Prozent", sagte der Vorstandschef und fügte hinzu, es könne höchstens zu "einigen Tagen" Verzögerung kommen. Eine Verschiebung wegen des derzeitigen Börsenumfelds schloss er aus. "Die gegenwärtige Stimmung an den Märkten kommt der Post zugute, weil wir uns als Brücke zwischen der Old- und New-Economy präsentieren wollen", sagte Zumwinkel. Die Zeichnungfrist für die Post-Aktie beginnt im Herbst.

Ähnlich wie bei der Deutschen Telekom werde es auch mehrere Tranchen geben, in denen der Bund als Eigentümer seine Anteile an Privatanleger verkaufe. Für die Börseneinführung werde der Bund zunächst zwischen 25 und 33 Prozent seiner Anteile anbieten. Die Entscheidung über das genaue Ausgabevolumen werde voraussichtlich erst im Oktober fallen, sagte Zumwinkel. Im Zusammenhang mit dem Börsengang wird es eine Neuordnung der Anteile unter den Post-Eigentümern Bund und Kreditanstalt für Wiederaufbau geben.

Zugleich bestätigte der Konzernchef Berichte, nach denen die Aktie in weiteren europäischen Ländern gleichzeitig an die Börse gebracht werden soll. "Die einzelnen Länder stehen aber noch nicht fest", sagte er zu einem Bericht der "Financial Times Deutschland", wonach die Aktie in Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz zum Kauf angeboten werden solle.

Der Börsengang werde eine "Erfolgsstory", zeigte sich Post-Finanzvorstand Edgar Ernst überzeugt. Die in Brüssel anhängigen Verfahren oder Prüfungen würden das Going Public nicht gefährden. Der Etat für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit im Zusammenhang mit dem Börsengang werde in der Größenordnung von rund 100 Millionen Mark liegen. Bereits in den vergangenen Monaten war die Post immer wieder als Sponsor von öffentlichen eranstaltungen, wie der Expo und der Millieniumsfeier in Berlin, in Erscheinung getreten.

Auf der Porto-Seite drohen der Post vor dem Börsengang nach Aussage von Müller keine neuen Probleme. Er erteilte Forderungen nach einer Senkung des Briefportos eine Absage. Die von ihm vorgenommene weitere Festlegung der jetzt geltenden Gebühr von 1,10 Mark für Standardbriefe bis Ende 2002 sei rechtswirksam. Der verbrauchernahe Verband für Post und Telekommunikation (DVPT) sowie Post-Konkurrenten hatten eine Senkung des Portos auf 80 Pfennige gefordert, da der jetzige Preis überhöht sei. Nach ihrer Darstellung ist Müllers Weisung auch rechtswidrig, da er in die Zuständigkeiten der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post eingegriffen habe, die für die Genehmigung der Gebühren zuständig sei.

Der neue "Post-Tower" unterstreiche die Modernität und Innovationskraft des Konzerns, sagte Zumwinkel. Das Unternehmen setze mit dem Bau zugleich ein Zeichen für den Wirtschaftsstandort Bonn und den Aufbruch der früheren Polit-Metropole in eine neue Ära. Für die Stadt symbolisiere der Bau, der bis Mitte 2002 fertig gestellt sein soll, den bereits sichtbaren Wandel vom Machtzentrum zu einem modernen Wirtschaftszentrum, sagte Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD).

Das von dem deutsch-amerikanischen Architekten Helmut Jahn entworfene Hochhaus entsteht im ehemaligen Regierungsviertel südlich des "Langen Eugen". Mit 162,5 Metern wird es das frühere Abgeordnetenhaus (114 Meter) noch weit übertreffen. Bedenken, der unter Denkmalschutz stehende "Lange Eugen" könne von dem Glasfassadenbau in den Schatten gestellt werden, wischte Jahn beiseite. "Beide Gebäude werden sich ergänzen", wobei der "Lange Eugen" für die Vergangenheit und der "Post Tower" für die Zukunft stehe.

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