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Deutsche Post DHL

© dpa

Deutsche Post: Gelb schreibt rot

Das US-Engagement beschert der Deutschen Post einen hohen Verlust und kostet Arbeitsplätze. Vorerst jedoch nicht in Deutschland.

Die Deutsche Post wird in diesem Jahr erstmals seit ihrer Privatisierung rote Zahlen schreiben. Wie hoch der Verlust ausfallen wird, dazu wagte Vorstandschef Frank Appel am Montag noch keine Prognose. Grund für den Verlust sind die hohen Kosten, die die Post aufwenden muss, um das defizitäre Geschäft mit Eilsendungen in den USA zu restrukturieren. Ab Ende Januar kommenden Jahres wird die Tochter DHL Express keine Sendungen mehr innerhalb der USA transportieren, sondern nur noch solche, die über die Grenzen hinausgehen. Die inneramerikanischen Transporte soll der Konkurrent UPS übernehmen – ein entsprechendes Abkommen verhandelt die Post aber noch. Post-Chef Appel zeigte sich aber zuversichtlich, dass es bis Jahresende eine Einigung gibt.

Der Strategiewechsel wird in den USA knapp 15 000 Mitarbeiter die Arbeitsstelle kosten. Die Anzahl der dortigen Niederlassungen von DHL Express soll von 412 auf 103 sinken. Weitere tausende Arbeitsplätze könnten bei Subunternehmern wegfallen, die für DHL die Pakete ausfahren. 3000 bis 4000 Mitarbeiter soll DHL Express in den USA weiterhin unterhalten, um das internationale Geschäft abzuwickeln. Die bereits im Mai angekündigte Sanierung des US-Express-Geschäfts wird durch den Rückzug nun erheblich teurer als ursprünglich geplant. Die Kosten verdoppeln sich auf drei Milliarden Euro. Der Löwenanteil werde in diesem Jahr anfallen.

Die Börse nahm die Nachricht positiv auf: Die Post-Aktie legte bis zum Handelsschluss um fast sieben Prozent auf zehn Euro zu.

Es war der frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel, der mit der Post den amerikanischen Markt erobern und die dortigen Marktführer UPS und Fed-Ex herausfordern wollte. Zumwinkel musste im Februar zurücktreten, weil er im Verdacht steht, Steuern hinterzogen zu haben. Das US-Engagement hat die Post, die seit der Privatisierung jedes Jahr Milliarden verdient hat, viel Geld gekostet. Zumwinkels Nachfolger Appel bezifferte die seit fünf Jahren angehäuften Aufwendungen für das US-Engagement auf rund 7,5 Milliarden Euro. Nun leitet Appel den Strategiewechsel ein. „Ich habe mich in den ersten neun Monaten darauf konzentriert, dringende Themen aus der Vergangenheit anzupacken und unsere Ertragsbasis zu stärken“, sagte der Konzern-Chef am Montag in Bonn.

Die Post sei insgesamt weltweit „hervorragend aufgestellt“, sagte Appel weiter. Sie werde auch das Abflauen der Konjunktur oder eine Rezession gut überstehen und gestärkt daraus hervorgehen. Weitere Maßnahmen zur Kostensenkung dienten auch dazu, den Konzern „wetterfest“ zu machen. Bis Ende 2010 sollen Kosten in sämtlichen Geschäftsbereichen um rund eine Milliarde Euro gesenkt werden. Ein Arbeitsplatzabbau in Deutschland sei derzeit nicht geplant, sagte Appel. Die Gewerkschaft Verdi rechnet aber damit, dass die Deutsche Post langfristig auch Stellen in Deutschland streicht. „Wir befürchten einen Abbau auch in Deutschland“, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende Andrea Kocsis am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.

Florian Gerster, Präsident des Arbeitgeberverbands Neue Brief- und Zustelldienste, der die privaten Briefdienstkonkurrenten der Deutschen Post vertritt, kritisierte: „Die heute bekannt gegebenen Quartalszahlen der Post zeigen deutlich: Die Bürger in Deutschland müssen die Zeche für die US-Abenteuer der Post zahlen.“ Der ehemalige Staatskonzern nutze seine staatlich geförderten Gewinne aus dem deutschen Briefmarkt, um die Milliardenverluste im US-Geschäft auszugleichen.

In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz der Post um 2,3 Prozent auf 40,5 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern – ohne Sondereffekte – legte um 1,3 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zu. Das ausgewiesene Konzernergebnis stieg um 29,3 Prozent auf fast 1,5 Milliarden Euro. Darin enthalten ist allerdings eine Rückzahlung der Bundesregierung von 572 Millionen Euro, die die Post AG nach einem vom Gericht aufgehobenen EU-Beschluss wegen angeblich unzulässiger Beihilfen hatte zahlen müssen.

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