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Wirtschaft: Deutsche stecken mehr Geld in Aktien

Monatsbericht der Bundesbank / Sparquote sinkt auf zwölf Prozent / Weniger Kredite FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Bundesbürger haben 1997 rund zwei Prozent weniger auf die hohe Kante gelegt und gleichzeitig mehr Geld als in den Vorjahren für die eigenen vier Wände ausgeben.

Monatsbericht der Bundesbank / Sparquote sinkt auf zwölf Prozent / Weniger Kredite FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Bundesbürger haben 1997 rund zwei Prozent weniger auf die hohe Kante gelegt und gleichzeitig mehr Geld als in den Vorjahren für die eigenen vier Wände ausgeben.Die Bundesbank führt dies auf die niedrigen Zinsen, die Preisberuhigung auf dem Grundstücksmarkt und auf geringere Baupreise zurück.Den übrigen Teil des Gesparten haben die Deutschen bedeutend stärker als zuvor in den Kauf von Aktien gesteckt."Offenbar haben der Börsengang der Telekom im November 1996 und die Hausse an den Weltaktienbörsen bis zum Herbst vergangenen Jahres viele private Anleger zum Kauf von Risikopapieren animiert", schreibt die Bundesbank im Monatsbericht Mai.Insgesamt erhöhte sich das Geldvermögen der Bundesbürger 1997 um knapp 390 Mrd.DM auf brutto 5,344 Billionen DM.Nach Abzug der Schulden in Höhe von 1,82 Billionen DM kletterte das Netto-Geldvermögen um knapp 290 Mrd.DM auf insgesamt 3,522 Billionen DM.Mit 287,5 Mrd.DM war die private Ersparnis im vergangenen Jahr um gut sechs Mrd.DM geringer als 1996.Die Bundesbank macht dafür die wachsende Arbeitslosigkeit, die moderate Anhebung der Tariflöhne und eine geringere Dynamik der Vermögenseinkommen verantwortlich.Die Sparquote lag bei 12,1 Prozent, der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung.Nach rund 53 flossen 1997 rund 57 Mrd.DM in den Erwerb einer Eigentumswohnung oder eines Eigenheims.243 Mrd.DM investierten die Bundesbürger in ihr Vermögen.Mit Blick auf Aktien zogen sie aber den indirekten Gang an die Börse vor: Der Erwerb von Investmentzertifikaten erhöhte sich von 21,1 auf 49,8 Mrd.DM, direkt gaben die Deutschen mit acht Mrd.DM 1997 sogar 2,5 Mrd.DM weniger für Aktien aus als 1996.Insgesamt haben die privaten Aktienkäufe nach Schätzungen der Währungshüter damit das Rekordergebnis von 1996 erreicht.Selbst die Krise in Südostasien habe das neu erwachte Aktieninteresse nicht geschmälert.Auch bestehende Vermögen wurde in Aktien umgeschichtet.Bundesanleihen und andere öffentliche Rentenpapiere, vor allem aber die Geldanlage bei Banken, verloren deutlich an Interesse.Bei der Neuverschuldung hielten sich die Bundesbürger, schreibt die Bundesbank, 1997 zurück.Trotz des Autobooms nahmen sie für einen neuen Pkw oder neue Möbel weniger Kredite auf als 1996.Für 1,426 Billionen DM beanspruchten sie Baukredite, das waren rund 94 Mrd.DM mehr als ein Jahr zuvor.Die Anlageverhältnisse zwischen West- und Ostdeutschland haben sich nach Erkenntnissen der Bundesbank 1997 weiter angeglichen.Besonders bei Investmentzertifikaten denken die Deutschen in Ost und West mittlerweile gleich.Allerdings vertrauen die Ostdeutschen immer noch einen bedeutend höheren Anteil ihres Geldes den Banken an: Im Osten liegen zwei Drittel des privaten Geldvermögens bei den Banken, im dagegen Westen nur ein Drittel.Auch Lebensversicherungen stoßen in Ostdeutschland auf wenig Interesse.Während die Privathaushalte 1997 weniger Geld zur Seite legen und damit ihre klassische Rolle als Financier für die deutsche Wirtschaft nur noch eingeschränkt wahrnehmen konnten, erhöhten sich die Gewinne der Unternehmen nach Angaben der Bundesbank deutlich.Die Gewinne, die sie zurücklegten, waren so hoch wie zuletzt in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre nach dem starken Verfall des Ölpreises.Trotz der hohen Gewinne war die Investitionsneigung 1997 relativ gering.Zwar seien, so die Bundesbank, die Bruttoinvestitionen um 13 Prozent auf 442 Mrd.DM gestiegen.Zwei Drittel davon dienten allerdings der Lageraufstockung.Die Investitionsquote sei 1997 nicht nur geringer gewesen als Anfang der neunziger Jahre sondern auch niedriger als Anfang der achtziger Jahre, als die Rezession die Investitionen deutlich drückte.Dies habe vor allem zwei Konsequenzen: Weniger Wachstum und der Verlust von Arbeitsplätzen.Nur im Ausland legten deutsche Unternehmen bei Anlageinvestitionen zu: Nach 37,6 Mrd.DM gaben sie dafür 1997 gut 40 Mrd.DM aus.Seit Anfang der neunziger Jahre summieren sich die Direktinvestitionen deutscher Firmen im Ausland damit auf etwa 270 Mrd.DM.Sollte wieder mehr investiert werden, hofft die Bundesbank auch wieder auf eine höhere inländische Ersparnis.Auch wenn diese Mittel bei einem weiteren Aufschwung quasi automatisch anfallen würden, dürfe der Staat bei der Konsolidierung nicht nachlassen."Nicht zuletzt um auch von dieser Seite Spielraum für eine umfassende Steuerreform zu schaffen."

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