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Wirtschaft: Deutsche Telekom: Der rosa Riese kann Voicestream übernehmen

Die Deutsche Telekom darf das amerikanische Mobilfunkunternehmen Voicestream übernehmen. Die US-Aufsichtsbehörde für Telekommunikation (FCC) hat am Mittwoch ihre Genehmigung für den Kauf erteilt.

Die Deutsche Telekom darf das amerikanische Mobilfunkunternehmen Voicestream übernehmen. Die US-Aufsichtsbehörde für Telekommunikation (FCC) hat am Mittwoch ihre Genehmigung für den Kauf erteilt. Damit hat das deutsche Unternehmen den Sprung auf den wichtigen US-Markt geschafft. Der Firmenzusammenschluss nutze den Verbrauchern in den USA und sei keine Gefahr für den freien Wettbewerb, erklärte ein FCC-Sprecher in Washington.

Die Fusion war in den Vereinigten Staaten wegen des hohen Staatsanteils bei dem deutschen Unternehmen ursprünglich auf heftigen Widerstand gestoßen. Die Deutsche Telekom ist noch zu 58 Prozent im Besitz des Bundes; mit der milliardenschweren Voicestream-Übernahme sinkt der Staatsanteil jetzt auf knapp 46 Prozent. Die Washingtoner Kommission kann jedoch jede Beteiligung an einem US-Telekommunikations-Unternehmen über 25 Prozent verhindern. Daher war ihre Zustimmung erforderlich, die mit vier Stimmen ohne Gegenstimme erfolgte. Die Deutsche Telekom sei weder bestrebt noch in der Lage, den Wettbewerb auf dem US-Markt zu verzerren, teilte die Behörde mit.

Die FCC stimmte dem angestrebten Kauf des sechstgrößten US-Mobilfunkanbieters zum Preis von 34 Milliarden Dollar (72,4 Milliarden Mark) ohne größere Auflagen zu. Die Fusion wurde im Juli 2000 vereinbart. Die Aufsichtsbehörde billigte zugleich die geplante Übernahme des regional tätigen US-Mobilfunkanbieters Powertel durch Voicestream für 2,2 Milliarden Dollar. Damit wird auch Powertel der Telekom gehören.

"Wir freuen uns, dass wir diese wichtige Hürde genommen haben, und wir freuen uns auf unser Engagement in den USA", sagte ein Sprecher der Telekom. Die Telekom gehe davon aus, dass das Engagement in den USA für gegenseitige Impulse sorgen werde. Jetzt stehe nur noch die Zustimmung der Csius aus. Diese Behörde führe immer dann eine Sicherheitsprüfung durch, wenn sich ein ausländisches Unternehmen auf dem amerikanischen Telekommunikationssektor engagiere. Aber auch in diesem Falle sei man weiterhin optimistisch eine Genehmigung zu erlangen, sagte der Sprecher.

Die Aktionäre von Voicestream und Powertel haben dem Zusammenschluss Mitte März bereits zugestimmt. Die Transaktion umfasst 3,2 T-Aktien plus 30 Dollar je Voicestream-Aktie. Als die Telekom die Übernahme im Juli vergangenen Jahres ankündigte, hatte die Transaktion noch einen Wert von 50,7 Milliarden Dollar. Zu viel Geld für ein Unternehmen, das in den USA nicht einmal zu den fünf größten Mobilfunkanbietern gehört, lautete die Kritik. So rangierten Verizon, Cingular Wireless, AT & T Wireless, Sprint PCS und Netxtel Ende 2000 noch klar vor der künftigen Telekom-Tochtergesellschaft. Voicestream hatte zum Jahresende in den USA nur rund 3,9 Millionen Kunden.

Hinzu kommt, dass Voicestream tief in den roten Zahlen steckt. So fielen die Verluste 2000 mit knapp 2,1 Milliarden Dollar sogar höher aus als der Umsatz (1,9 Milliarden Dollar). Im Vorjahr lag der Verlust noch bei 455 Millionen Dollar. Kein Grund für Miesmache, meinen Telekom-Chef Ron Sommer und Voicestream-Chef John Stanton. Schließlich knüpft der Voicestream-Gründer Stanton mit neuen Lizenzen derzeit an einem engmaschigen GSM-Mobilfunknetz in den USA - und dafür braucht er die Finanzkraft der Telekom. Der Wert der Übernahme ist jedoch mit dem Absturz der T-Aktie erheblich gesunken. Die Aktionäre von Voicestream haben ein Rücktrittsrecht von der Vereinbarung, wenn der Telekom-Kurs dauerhaft unter die Marke von 33 Euro fällt. Zur Zeit kostet die Aktie weniger als 30 Euro. Sie schloss am Mittwoch - vor der Veröffentlichung der Entscheidung - bei 28,79 Euro. Doch dass die einst von Analysten als überteuert kritisierte Übernahme noch scheitert, wird in der Branche inzwischen für unwahrscheinlich gehalten.

vis

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