zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Deutsche Unternehmen sollen transparenter werden

Die Spitzengehälter der Vorstände sollen offengelegt werden, Vorstände börsennotierter Unternehmen sollen nicht mehr als fünf Aufsichtsratsmandate in anderen Firmen innehaben. Dies und Weiteres soll künftig Standard in deutschen Unternehmen werden.

Die Spitzengehälter der Vorstände sollen offengelegt werden, Vorstände börsennotierter Unternehmen sollen nicht mehr als fünf Aufsichtsratsmandate in anderen Firmen innehaben. Dies und Weiteres soll künftig Standard in deutschen Unternehmen werden. Das sieht zumindest der neue Entwurf des so genannten Deutschen Corporate-Governance-Kodexes vor, den der Kommissionsvorsitzende und ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme am Dienstag vorgestellt hat.

Das zwölfseitige Papier stellt einen freiwilligen Verhaltenskatalog für börsennotierte Unternehmen dar und soll die Transparenz der Unternehmensleitung für Investoren erhöhen. Ende Februar soll die Endfassung des Kodexes an das Bundesjustizministerium übergeben werden und noch im kommenden Jahr in Kraft treten. Für die meiste Aufregung könnte die vorgeschlagene Veröffentlichung der Vergütung der Vorstandsmitglieder sorgen. Aufgeteilt nach Festgehalt, erfolgsbezogenen Komponenten und Komponenten mit langfristiger Anreizwirkung wie etwa Aktienoptionen soll die Vergütung für jedes Vorstandsmitglied künftig im Anhang des Konzernabschlusses nachzulesen sein.

Für mehr Transparenz wird laut Cromme außerdem die regelmäßige Veröffentlichung von Quartalsberichten sorgen. Dabei empfiehlt die Regierungskommission, die Berichte nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften zu erstellen.

"Ich glaube, es ist ein wirklich großer Wurf", sagte Cromme. Der Entwurf gehe weit darüberhinaus, was vor einigen Monaten in Deutschland noch für möglich gehalten worden sei. Auch wenn die Regeln freiwillig seien, würden diese befolgt werden, so der Kommissions-Vorsitzende. Denn: "Wer sich an den Kodex nicht halten wird, wird zwar nicht ins Gefängnis kommen, aber vom Kapitalmarkt bestraft werden", sagte Cromme. Zur Einhaltung der freiwilligen Richtlinien ist die Unternehmensspitze nicht gezwungen. Im Rahmen des geplanten "Transparenz- und Publizitätsgesetzes" ist jedoch vorgesehen, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat einmal im Jahr vor den Aktionären äußern müssen, ob sie den Kodex befolgt haben. Falls nicht, müssen sie dies erklären.

Aktionärsschützer bezweifeln jedoch, dass der Kodex die gewünschten Folgen haben wird. "Mit freiwilligen Vorschriften kann man in Deutschland nichts erreichen", sagt das Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft für Kleinaktionäre (SdK), Harald Petersen, dem Tagesspiegel. "Ich halte den Weg für falsch." Er begrüßt einige der Regelungen im Kodex - etwa die Begrenzung der Aufsichtsratsmandate - hält aber vieles für unzureichend. Insbesondere kritisiert er die Regelungen zu Übernahmeangeboten. Die entsprechenden Passagen im Kodex seien "eins zu eins aus dem Wertpapier-Erwerbs- und Übernahmegesetz" entnommen, das vom 1. Januar an in Kraft tritt. Er frage sich, was gesetzliche Bestimmungen in dem Corporate Governance-Entwurf zu suchen hätten. Und die einzige darüber hinaus gehende Empfehlung sei so verschwommen und unbestimmt, dass die Marktbeteiligten damit nichts anfangen könnten. Nach dem Entwurf soll der Vorstand "in angezeigten Fällen" eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, "in der die Aktionäre über das Übernahmeangebot beraten und gegebenenfalls über gesellschaftsrechtliche Maßnahmen beschließen." Vorstand und Aufsichtsrat sind dann an die Interessen der Aktionäre gebunden.

Wie das Handelsblatt erst kürzlich berichtete, hatten große ausländische Fonds in Briefen an Cromme verlangt "den Aktionären eine bessere Praxis zu ermöglichen" als es das neue deutsche Übernahmegesetz vorsieht. Die Kommission solle Unternehmen raten, ihre Aktionäre vor der Abwehr von Übernahme-Angriffen zu konsultieren. Dieser Forderung der Fonds ist die Cromme-Kommission nun nicht nachgekommen.

Zum Hintergrund des Kodex-Entwurfs: Ziel des Corporate Governance ist es, die Unternehmensführung für nationale und internationale Investoren transparenter zu machen und das Vertrauen des Kapitalmarktes zu stärken. Zahlreiche Umfragen belegen, dass Großanleger bereit sind, für Aktien von Unternehmen mit guter Corporate Governance eine Prämie von bis zu einem Fünftel auf den aktuellen Kurs zu zahlen.

kwi

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false