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Wie bestellt. Autos dürften in diesem Jahr wieder eine der wichtigsten Stützen der deutschen Exportwirtschaft sein – etwa der in Leipzig hergestellte Geländewagen Macan von Porsche. Foto: dpa

© dpa

Deutsche Wirtschaft: Auf geht’s

2013 war ein schwaches Jahr für die deutsche Wirtschaft – dank einer stärkeren Weltkonjunktur soll nun der Aufschwung kommen.

Sigmar Gabriel musste sich zurückhalten. Erst seit einem knappen Monat amtiert er als Wirtschaftsminister, und das meiste, was im vergangenen Jahr passiert ist, geht noch auf die Kappe seines Vorgängers Philipp Rösler (FDP). Zum Beispiel das Wachstum, die Kernkompetenz des Ressortchefs. Doch der Anstand verbot es Gabriel, das für 2013 ermittelte Plus von 0,4 Prozent als das schwächste seit langem und als Versagen der Vorgänger-Regierung zu geißeln. Das hätte den aktuellen Koalitionspartner gar nicht gefreut. Also ließ der SPD-Chef am Mittwoch wissen, die Konjunkturzahl „wirkt auf den ersten Blick verhalten“. Dahinter konnte er aber Gutes ausmachen. Alle Indikatoren deuteten derzeit „auf einen breit angelegten Aufschwung“ hin, sagte er. Sein Ziel sei es, „diese gute Entwicklung zu stärken und zu verstetigen“.

Das ist auch bitter nötig. Schwächere Zahlen gab es vom deutschen Bruttoinlandsprodukt zuletzt im Krisenjahr 2009. Den Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, ein Plus von 1,2 Prozent, verfehlte die deutsche Wirtschaft deutlich. An den Verbrauchern lag es nicht, sie sorgten mit ihren Ausgaben für Schwung und trugen damit 57,5 Prozent der Wirtschaftsleistung. Kein Wunder, legten sie zugleich wegen der geringen Zinsen noch weniger Geld auf die hohe Kante als im Vorjahr. Die stabilen Preise wirkten zusätzlich belebend – die Inflationsrate lag nur bei 1,5 Prozent. Bremsend für die Entwicklung der Gesamtwirtschaft wirkte aber der Außenhandel, weil die Importe der Unternehmen stärker zulegten als die Exporte. In den vergangenen Jahren waren die Ausfuhren stets eine Stütze für das Wachstum gewesen.

Zudem waren Unternehmen von der Euro-Krise verunsichert und hielten sich so stark mit Investitionen in neue Maschinen und Fabriken zurück wie seit Anfang der siebziger Jahre nicht mehr. „Die deutsche Wirtschaft wurde durch die anhaltende Rezession in einigen europäischen Ländern und eine gebremste weltwirtschaftliche Entwicklung belastet“, bilanzierte Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes, als er nun in Berlin die Zahlen für 2013 vorlegte.

Trotzdem konnte der Chef-Statistiker aus Wiesbaden ein paar gute Zahlen präsentieren: Das Wachstum war besser als in den meisten anderen Euro-Staaten. Die Arbeitslosigkeit war so niedrig wie noch nie seit der Wende, und die Erwerbstätigkeit stieg zum siebten Mal in Folge. 41,8 Millionen Menschen gingen im Schnitt einer Beschäftigung nach. Allerdings wuchs das Arbeitsvolumen in der gesamten Wirtschaft nur um 0,2 Prozent, weil jeder Beschäftigte rechnerisch fünf Stunden weniger arbeitete als 2012. Besonders gut liefen die Geschäfte bei Unternehmensdienstleistern, in den Branchen Information und Kommunikation sowie bei Handel, Verkehr und Gastgewerbe. Eine sinkende Wertschöpfung gab es auf dem Bau und in der Finanz- und Versicherungsbranche.

Wenn es stimmt, dass 2014 die Konjunktur deutlich besser läuft, könnte es bald neue Rekorde geben. Der Weltbank zufolge kommt die globale Nachfrage wieder in Schwung, vor allem aus Amerika, aber auch dank der allmählichen Erholung in Europa. Das könnte endlich die Investitionen der Unternehmen anregen. Auch für den Bau und den privaten Konsum sieht es gut aus, nicht zuletzt dank der boomenden Finanzmärkte und der extrem niedrigen Zinsen.

„Die deutsche Wirtschaft fährt nicht mehr nur auf zwei Zylindern, sondern auf allen vier Zylindern“, sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. „Unsere Konjunktur wird noch einige Jahre besser laufen als der Rest des Euro-Raums – auch wenn die Reformen der Agenda 2010 zurückgedreht werden, was langfristig das Wachstum belastet.“

Die Weltbank sagt der Bundesrepublik für dieses Jahr eine um 1,9 Prozent höhere Wirtschaftsleistung voraus. Auch andere Ökonomen halten das für plausibel. Andreas Rees, Deutschland-Experte der Unicredit, rechnet für die ersten drei Monate sogar mit einem „Big Bang“, also einem überraschend hohen Wachstum, und für das gesamte Jahr mit einem Plus von 2,5 Prozent. Darauf deute etwa die gute Stimmung der Unternehmen hin, die das Ifo-Institut in seinen monatlichen Umfragen misst, sagte er.

Für Sigmar Gabriel sind das gute Nachrichten, gute Konjunkturzahlen verkündet ein Wirtschaftsminister immer gerne. Er weiß schon, was entscheidend für die kommenden Monate sein wird. „Wichtig ist eine weitere Belebung der privaten und öffentlichen Investitionstätigkeit“, ließ er am Mittwoch erklären. Dass es mit den höheren staatlichen Ausgaben klappt, darauf hat er als Vizekanzler ja einen gewissen Einfluss.

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