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Wirtschaft: Deutschland braucht noch Nachhilfe in Sachen Energie

Prognos-Studie: Vorhandene Potentiale werden nicht genutzt BERLIN (fbs).Bei der Weltklimakonferenz in Rio de Janeiro 1992 wurde in der Agenda 21 das Leitbild einer dauerhaft durchhaltbaren Entwicklung (sustainable development) formuliert.

Prognos-Studie: Vorhandene Potentiale werden nicht genutzt BERLIN (fbs).Bei der Weltklimakonferenz in Rio de Janeiro 1992 wurde in der Agenda 21 das Leitbild einer dauerhaft durchhaltbaren Entwicklung (sustainable development) formuliert.Die deutsche Energiewirtschaft könnte dieses Ziel aufgrund der vorhandenen technischen Potentiale bereits heute erreichen.Doch die Nutzung dieser Möglichkeiten wird von wirtschaftlichen Interessen, sozialen Ansprüchen und "überkommenen Konsumgewohnheiten" begrenzt.Zu diesem Schluß kommt eine neue Studie des Prognos-Instituts zum Energiesektor.Das Baseler Institut untersuchte darin im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, welche Einschränkungen und Anpassungsmöglichkeiten sich aus den in Rio formulierten Zielen für die deutsche Energiewirtschaft ergeben. Die Energie habe in Deutschland als "unverzichtbarer Produktionsfaktor" eine Schlüsselstellung, so Prognos.Bis zum Ende des 18.Jahrhunderts hing die wirtschaftliche Entwicklung überwiegend von den natürlichen Energiequellen wie Holz und Wasser ab.Mit der Nutzung fossiler Energieträger - Kohle und später Öl und Gas - wuchsen im Zuge der Industrialisierung dann Bevölkerung und Wohlstand.Aber damit stiegen auch die Emissionen: Schwefeldioxid, Stickoxid, Ruß und Staub gelangen seitdem in die Atmosphäre. Die Risiken des Energieeinsatzes beeinflußten jedoch Angebot und Nachfrage nach Energieträgern bisher kaum, so die Baseler Wissenschaftler.Die Energiepreise, die sich auf den Weltmärkten bildeten, richteten sich allein nach den aktuellen Knappheiten.Daran änderte auch die künstliche Einschränkung der Fördermengen durch die OPEC-Länder letztlich wenig.Die Warnungen des Club of Rome vor den "Grenzen des Wachstums" 1972 lösten eine weltweite Diskussion über eine dauerhaft durchhaltbare Entwicklung für die Menschheit aus und der politische Handlungsbedarf werde grundsätzlich akzeptiert, so Prognos.Offen bleibe aber nach wie vor die konkrete Umsetzung. Doch was passiert, wenn die Vorräte zu Ende gehen? Bei den gegenwärtigen Energien sei mit klaren Grenzen der Verfügbarkeit bereits in etwa 40 Jahren zu rechnen, glaubt Prognos.Die Kohlereserven reichten unter den heute absehbaren Bedingungen zwar noch für über 120 Jahre.Viel schneller, bereits in 34 Jahren, könnte Erdöl auf den Weltmärkten knapp werden.Für Erdgas und Natur-Uran liege die dynamische Reichweite mit 45 Jahren nur wenig höher. Ein weiteres Problem sieht Prognos in der geographischen Verteilung der Energiereserven.Denn lediglich Kohle sei in allen Erdteilen zu finden.Die wichtigsten Reserven an Erdöl und Erdgas dagegen seien in den Ländern des Nahen Ostens (65 Prozent bei Erdöl, 20 Prozent beim Erdgas) und der GUS (Erdöl 12 Prozent, Erdgas 40 Prozent) konzentriert.Durch diese Abhängigkeiten könnte die Situation auf den Weltmärkten für Öl und Gas "wieder dramatischer werden".Einen Preisanstieg in den nächsten Jahren hält Prognos daher "für sehr wahrscheinlich".Damit würden auch die Risiken für die Störung der deutschen Energieversorgung und für die Beschäftigung, wie etwa in den 70er und 80er Jahren, wachsen. Angesichts der ökonomischen und ökologischen Grenzen gerate der deutsche Energiesektor in eine schwierige Situation, so Prognos.Seine Zukunft hänge stark von internationalen Entwicklungen und politischen Entscheidungen ab.Die Akteure im Energiesektor befänden sich zudem in einer Art "Gefangenen-Dilemma": "Trotz Kenntnis langfristig sicherer und besserer Entwicklungschancen treffen sie unter Erfolgsdruck nicht optimale Entscheidungen", urteilt die Studie.Obwohl die technischen Potentiale in Deutschland vorhanden seien - Solarzellen, Erdwärme oder Windkraft gibt es schon - setze sich eine neue Orientierung im Umgang mit Energie gegen "kurzfristige Wirtschaftlichkeit" nur mühsam durch, meinen die Statistiker weiter. Nachholbedarf bestehe vor allem bei der Energieinsparung und der Nutzung erneuerbarer Energien.Allein durch eine rationellere Nutzung ließe sich der Energiebedarf um 50 bis 60 Prozent senken, berechnete Prognos.Ein Vorsprung beim Know-how um "wirtschaftlich machbare und ökologisch sinnvolle Energienutzung" könnte für Deutschland eine Chance für neue Arbeitsplätze sein.

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