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Deutschland geht "falschen" Weg: Siemens-Chef Kaeser sieht USA als Energiewende-Vorbild

Nach dem Führungswechsel demonstriert Siemens-Chef Kaeser neues Selbstbewusstsein. Die Quartalszahlen geben dem Manager zunächst mal recht.

Die Bundesregierung sieht Deutschland gemeinhin als das Land, das die Energiewende am ehrgeizigsten vorantreibt. Siemens-Chef Joe Kaeser sieht das anders. Die Energiewende finde nicht im luftleeren Raum statt, erklärte Kaeser bei der Präsentation der Quartalszahlen am Dienstag in München. Als positives Beispiel nennt er die USA, wo überlegt mit ökologischen Fragen umgegangen werde - in Einklang mit der Ökonomie. Dort habe man sich zügig von der Kohle verabschiedet und ersetze die Energiequelle nun durch Gas, Wind und Sonne. „Amerika macht das sehr gut“, sagte Kaeser. „So hätte man das in Deutschland auch machen können.“

Allerdings habe die deutsche Politik die Probleme inzwischen erkannt. Kaeser glaubt allerdings, dass es ohne Eingriffe in den Bestand, also zum Beispiel in die garantierten Abnahmepreise für Solarstrom, nicht gehen werde. Es sei ein Design-Fehler gewesen, den Konsum und nicht die Innovation zu fördern. Auch die Subvention energieintensiver Unternehmen sei der falsche Weg, „das ist vollkommen klar“.

Das Thema Energiewende spielt eine große Rolle für das Unternehmen. Schließlich will Siemens, dass sein Umsatz mit grünen Technologien kräftig wächst - und von diesem Ziel seines Vorgängers Peter Löscher hat sich Kaeser noch nicht verabschiedet. Seine umweltfreundlichen Gaskraftwerke zum Beispiel verkauft Siemens bis jetzt aber fast ausschließlich im Ausland. So erhielt Siemens im abgelaufenen Quartal nicht nur seinen bislang
größten Auftrag für Windkraft an Land aus den USA sondern erneut auch einen Auftrag über zwei kombinierte Gas- und Dampfkraftwerke.

Im Mai will Kaeser seinen Zukunftsplan vorlegen

Solide ist eines der häufigsten Wörter, das Kaeser am Dienstag vor der Hauptversammlung bei der Präsentation der Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres verwendet. „Wir sind mit einem soliden Quartal in das neue Geschäftsjahr gestartet“, sagt er. „Wie erwartet hat uns dabei das wirtschaftliche Umfeld nicht geholfen.“ Siemens konzentriere sich weiterhin auf sein noch bis Ende des Jahres laufendes Sparprogramm und „auf die Schritte, die wir mit Blick über 2014 hinaus ergreifen werden“.

Im Mai will Kaeser, der seinen Posten im August vergangenen Jahres angetreten hat, genau erläutern, wie er das Unternehmen in Zukunft aufstellen will. Eine finanztechnische Veränderung kündigte der Vorstandschefs bereits jetzt an: Siemens will sich aus Kostengründen von der US-Börse zurückziehen. Bestenfalls werde der Prozess bereits Ende August abgeschlossen sein, erklärte der neue Finanzchef Ralf Thomas.

Mitarbeiter "sind wieder stolz auf Siemens"

Ein positives Signal für die Zukunft ist zunächst einmal, dass der Auftragseingang von Oktober bis Dezember 2013 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 20,8 Milliarden Euro gestiegen ist und der Auftragsbestand Ende des ersten Quartals den Rekordwert von 102 Milliarden Euro erreicht hat. Der Umsatz lag allerdings mit 17,3 Milliarden Euro ein Prozent unter dem Vorjahresniveau. Bei diesen Zahlen hat Siemens Währungseffekte und Veränderungen in der Unternehmensstruktur herausgerechnet.

Das Ergebnis der vier Geschäftsfelder Energie, Industrie, Medizintechnik sowie Infrastruktur und Städte stieg dabei um 15 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Die Ergebnismarge betrug somit 10,2 Prozent - nach 8,6 Prozent im Vorjahreszeitraum. Nach Steuern verdiente Siemens 1,5 Milliarden Euro, wozu allerdings auch außerordentliche Erlöse aus dem Immobilienbereich beitrugen.

Die Zahl der Mitarbeiter in den fortgeführten Geschäften betrug zum Jahresende 360.000, das sind 2000 weniger als noch drei Monate zuvor. In Berlin beschäftigt Siemens rund 12.000 Mitarbeiter. „Eines haben wir bereits erreicht“, konstatierte Kaeser. „Die Kolleginnen und Kollegen sind wieder stolz auf Siemens, und die allermeisten gehen motiviert und selbstbewusst an die Arbeit.“

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