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Wirtschaft: Deutschland rechnet mit einem Franzosen für EZB-Chefposten

Die Bundesregierung geht davon aus, dass ein Franzose Nachfolger von Wim Duisenberg wird. Regierungssprecher Karsten Heye erinnerte am Freitag an eine entsprechende Beschlusslage des Europäischen Rates von 1998.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass ein Franzose Nachfolger von Wim Duisenberg wird. Regierungssprecher Karsten Heye erinnerte am Freitag an eine entsprechende Beschlusslage des Europäischen Rates von 1998. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Duisenberg, hatte am Donnerstag erklärt, er werde Mitte kommenden Jahres vorzeitig sein Amt niederlegen. Die Frage, ob die Bundesregierung den französischen Kandidaten, den amtierenden Notenbankchef Jean-Claude Trichet, unterstütze, ließ Heye offen. Die französische Regierung werde ihren Kandidaten rechtzeitig benennen. Ein entsprechender Vorschlag muss dem Europäischen Rat zur Entscheidung vorgelegt werden.

Auf Empfehlung des Ministerrates und nach Konsultation des Europäischen Parlamentes sowie des EZB-Rates wird der EZB-Präsident durch die Regierungschefs der Mitgliedsländer ernannt. Über einen Führungswechsel im Juli 2003 müsste spätestens auf einer turnusmäßigen Ratssitzung Ende Juni entschieden werden. Die Pariser Regierung will den EZB-Chefposten mit einem Franzosen besetzen. Ihr Wunschkandidat Trichet ist jedoch durch den Skandal um die Großbank Crédit Lyonnais beeinträchtigt. Außer Trichet werden noch vier andere Franzosen für den EZB-Spitzenposten gehandelt. Außerdem wurden der luxemburgische Regierungschef Jean-Claude Juncker, der belgische Finanzminister Didier Reynders und der Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB), Philippe Maystadt, wiederholt als Duisenberg-Nachfolger ins Gespräch gebracht.

Unter den vier weiteren Anwärtern mit französischem Pass stehen Laurent Fabius und Jean Lemierre vorn. Fabius ist in der amtierenden Regierung französischer Wirtschafts- und Finanzminister. Je nach Ausgang der Wahlen im Juni könnte der Politiker durchaus zur EZB wechseln wollen. Lemierre hatten die Franzosen als Nachfolger des Deutschen Horst Köhler nach London geschickt. Hier leitet der ehemaliger Chef des Pariser Schatzamtes derzeit die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.

Auch Christian Noyer, der noch bis Ende Mai EZB-Vizepräsident ist, könnte ein Jahr später durchaus wieder zur Währungsbehörde zurückkehren. Und schließlich wird auch der Name Herve Hannoun genannt. Er ist zurzeit der zweite Mann der französischen Notenbank nach Jean-Claude Trichet und verfügt über Erfahrung als sozialistischer Minister. Vom luxemburgischen Regierungschef, Jean-Claude Juncker, schließlich wird gesagt, man habe ihm schon vor einem halben Jahr den EZB-Chefposten angetragen. Er habe aber abgelehnt. Wie er wurde auch der belgische Finanzminister Didier Reynders wiederholt ins Gespräch gebracht. Er selber will mittlerweile nichts mehr ausschließen. Und schließlich wird Reynders Vorgänger, Philippe Maystadt, genannt. Er ist zurzeit Präsident der Europäischen Investitionsbank.

mo

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