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Wirtschaft: Deutschland vor der Rezession

DIW befürchtet Rückgang der Wirtschaftsleistung – Irak-Konflikt verhindert Aufschwung und drückt die Stimmung

Berlin (brö). Die Wirtschaft in Deutschland könnte derzeit bereits in einer Rezession stecken. Davor warnt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer neuen Studie vom Mittwoch. Ende des vergangenen Jahres sei das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent geschrumpft, und für die ersten drei Monate dieses Jahres sei bestenfalls eine Stagnation zu erwarten. Auch die privaten Banken sprachen von schlechten Aussichten und prognostizierten einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von 4,3 Millionen im Jahresschnitt. Gleichwohl zeigte eine Umfrage des Handelsblatts unter Managern, dass sich das Investitions und Beschäftigungsklima hier zu Lande verbessert habe.

„Gegenwärtig ist die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland kraftlos und droht in eine Rezession abzugleiten“, warnt das DIW in seiner Analyse. Es stützte sich dabei auf vorläufige Berechnungen über die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal des Jahres 2002. Schuld daran sei die anhaltend schlechte Kauflaune der Verbraucher, die zudem durch höhere Steuern und Sozialabgaben seit Jahresbeginn weiter getrübt sein dürfte. Auch der Export werde keine spürbare Belebung bringen, da die Nachfrage aus dem Ausland so schwach sei. Deshalb werde die Wirtschaft bis Ende März allenfalls stagnieren, hieß es.

Damit deuten die Forscher allerdings an, dass auch eine Rezession vorstellbar ist. Davon sprechen Experten dann, wenn das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge im Vergleich zur jeweiligen Vorperiode schrumpft. Das war zum letzten Mal im Jahr 2001 der Fall. Am Dienstag hatte schon der Deutsche Industrie- und Handelskammertag vor einem Abrutschen in die Rezession gewarnt. Die Bundesregierung geht für dieses Jahr von einem Wirtschaftswachstum von 1,0 Prozent aus. Eine leichte Belebung der Konjunktur wird es der Meinung vieler Experten zufolge im Sommer geben – im Jahresschnitt soll es dann trotzdem ein Plus beim Wachstum geben.

Auch der Bundesverband deutscher Banken (BdB) korrigierte seine Erwartungen für dieses Jahr nach unten und erwartet eine höhere Arbeitslosigkeit. Mit einem Stillstand des Beschäftigungsabbaus sei „frühestens Ende des Jahres zu rechnen“, teilte der Verband in seinem Konjunkturbericht für den Februar mit. Die Erwartung von 4,3 Millionen Arbeitslosen liegt ebenfalls über der Prognose der Bundesregierung. Das Problem der Wirtschaft sei derzeit neben der schwachen Binnennachfrage der schwelende Irak-Konflikt und die Verunsicherung der Menschen, befand der Bankenverband. Dagegen sei auch die Wirtschaftspolitik machtlos.

Etwas optimistischer zeigten sich rund 900 Manager, die das Psephos-Institut im Auftrag des Handelsblatts befragte. Gut die Hälfte der Entscheider (53 Prozent) will demnach in den kommenden zwölf Monaten bei ihrer Investitionsentscheidung bleiben. 14 Prozent wollen sogar mehr neue Maschinen kaufen – im Dezember waren es nur acht Prozent gewesen. Auch das Beschäftigungsklima hat sich gebessert, wenngleich immer noch 48 Prozent der Befragten die Mitarbeiterzahl verringern will. Nur zwölf Prozent wollen neue Mitarbeiter einstellen.

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