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Wirtschaft: Deutschland will Frankreich von den Qualitäten Koch-Wesers überzeugen

Die Entscheidung über den neuen Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) sollte nach Ansicht der Bundesregierung bis Ende des Monats fallen. Nach Informationen des Handelsblattes versucht die Bundesregierung zur Zeit "auf höchster Ebene" Frankreich davon zu überzeugen, sich hinter den deutschen Kandidaten, den Staatssekretär im Finanzministerium Caio Koch-Weser, zu stellen.

Die Entscheidung über den neuen Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) sollte nach Ansicht der Bundesregierung bis Ende des Monats fallen. Nach Informationen des Handelsblattes versucht die Bundesregierung zur Zeit "auf höchster Ebene" Frankreich davon zu überzeugen, sich hinter den deutschen Kandidaten, den Staatssekretär im Finanzministerium Caio Koch-Weser, zu stellen. Man halte ihn für einen sehr guten Kandidaten und unterstütze ihn vorbehaltlos. "Ein europäischer Kandidat ist aber nur dann durchzusetzen, wenn sich alle EU-Länder einig sind", heißt es mahnend in Regierungskreisen in Berlin. Eine schnelle Entscheidung sei deshalb nötig, weil sich jüngst im Falle der Welthandelsorganisation WTO gezeigt habe, wie schädlich es sei, wenn die Nachfolge an der Spitze einer internationalen Organisation lange verschleppt werde.

Frankreich ist das einzige EU-Land, das bisher die Unterstützung für Koch-Weser verweigert. Das Land stellt mit Michel Camdessus den noch amtierenden IWF-Direktor, und hat diesen Posten seit nunmehr 32 Jahren besetzt. Für Irritationen sorgt in der Bundesregierung, dass französische Diplomaten in den vergangenen Wochen offenbar inoffiziell den Namen eines möglichen französischen Kandidaten streuten. Genannt worden sei Laurent Fabius, der frühere sozialistische Premierminister. "Dies ist mit uns aber nicht zu machen", hieß es in Berlin. Man werde die Regierung in Paris daran erinnern, dass die deutsch-französische Freundschaft keine Einbahnstraße sei und man in der Kandidatur von Koch-Weser eine Unterstützung Frankreichs erwarte.

Zu den Andeutungen aus den Vereinigten Staaten, man wolle möglicherweise von der traditionellen Einteilung abgehen, nach der die Amerikaner den Weltbank-Chef stellen, die Europäer dagegen den IWF-Direktoren, hieß es in Berlin, bisher sei kein einziges sachliches Argument gegen Koch-Weser vorgebracht worden. Vorbehalte des amerikanischen Finanzministers Lawrence Summers seien eher persönlicher Natur. Dies dürfe bei einer solchen Entscheidung aber keine Rolle spielen. Aus Washington ist zu erfahren, dass die Nachfolge für Camdessus bei einem Treffen der sieben stärksten Industrienationen (G 7) in Tokio am 22. Januar endgültig enschieden werden soll. Als möglicher weiterer Kandidat war in den vergangenen Wochen auch der Chef der israelischen Notenbank, Jacob Frenkel, gehandelt worden. Frenkel war zuletzt Präsident der israelischen Notenbank. Zuvor hat er schon einmal beim Währungsfonds gearbeitet.

Koch-Weser mahnte auf einem Seminar der UN-Organisation für Handel und Entwicklung (Unctad) in Berlin eine Reform des Währungsfonds an. Der IWF habe zwar schon erste Schritte zu mehr Transparenz gemacht. "Aber ich hoffe, dass der IWF noch weiter gehen wird." Nötig sei auch, die begonnenen strukturellen Reformen innerhalb der Organisation fortzusetzen. Koch-Weser lobte zudem die beabsichtigte engere Abstimmung mit der Weltbank.

ink

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