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DFB-Ausstatter Strenesse: Modische Raffinessen

Joachim Löw wird ein Händchen für gute Kleidung attestiert, dabei bestimmt hauptsächlich der DFB, was er auf dem Platz trägt.

Bundestrainer Joachim Löw gilt als Mann mit Stil. Selbst im Ausland attestierte man dem Badener schon ein Sinn für das Schöne: So zählte der britische Guardian den DFB Coach nach der letzten WM zu den am besten gekleideten Männern der Welt. Dabei ist Löw gar nicht vollständig Herr seines Kleiderschranks, denn was ein Bundestrainer zum Fußballspiel anzieht, liegt wie bei der gesamten Mannschaft weitgehend in der Hand seines Arbeitsgebers, dem Deutschen Fußball Bund.

Der Verband wechselte zuletzt vor der WM 2006 seinen Mannschaftsausstatter - Hugo Boss wurde durch Strenesse ersetzt. Dem Bundestrainer stehen die Hemden des neuen Modesponsors: "Die sitzen ihm, wie maßgeschneidert", freut sich Firmengründer Gerd Strehle. Ein Sprecher von Hugo Boss stimmt zu: "Löw wirkt sehr gut, er hat einfach die Figur für Hemden." Wie "Jogi" wollen viele aussehen, wenn sie ihn sehen: Nach Auskunft von Strenesse brummt nach jedem Spiel der Nationalmannschaft das Geschäft im Online Shop.

Löws Einfluss auf die so genannte "EM-Kollektion" war allerdings begrenzt. Gerd Strehle beschreibt das Ausstattungsprozedere, das sich vor jedem großen Fußballturnier wiederholt: "Ein Kreativteam um Gabriele Strehle entwirft ein Konzept für das Outfit und präsentiert es dann Oliver Bierhoff und Jogi Löw." Hauptsächlich DFB-Manager Bierhoff, der im Jahr 2006 die Partnerschaft mit der Firma einfädelte, aber auch Trainer Löw steuerten im Gespräch dann weitere Ideen dem Konzept bei. "Zu unseren Zeiten hat der Trainer, Rudi Völler noch das letzte Wort gehabt", bemerkt der Hugo-Boss-Sprecher.

Pünktlich zum Turnierbeginn bekommt jeder Spieler und der Trainerstab ein umfassendes Kleidungsset geschenkt, zugleich wird die EM-Kollektion, leicht abgewandelt, in die Modehäuser der Republik ausgeliefert. Durch Joachim Löw und seinen Co-Trainer Hansi Flick wird die Kleidung dann hauptsächlich beworben. Per auffälligem Partnerlook, verstehen es Flick und Löw an der Seitenauslinie Aufmerksamkeit auf die Textilien von Strenesse zu ziehen. Die optische Angleichung des Trainergespanns überraschte Gerd Strehle, als diese erstmals vom Duo Klinsmann/Löw bei der WM 2006 vollzogen wurde: "Der Modeausstattungsvertrag schreibt das bis heute gar nicht vor."

Ein Sprecher vom DFB Marketing versteht das zwillingsartige Auftreten dann auch nicht als dem Absatz dienlich: "Sie wollen damit unter anderem Geschlossenheit symbolisieren." Bei anderen Trainerteams, zum Beispiel bei Olympia, sei dieser Look ebenso üblich. Dass Löw und Flick Strenesse Outfits tragen ist für den Zuschauer nicht zu sehen. Sven Müller, Leiter der Hamburger Sportmarketingagentur Public Brand Management, sieht das als Vorteil: "Penetrantes Marketing mit dicken Markenlogos schreckt viele Kunden ab." Der Trainer bleibe authentisch, indem er nicht als Litfaßsäule fungiere.

Die Modefirma Strenesse hat vorgesorgt: Wer sich für die Produkte interessiert, der findet trotzdem leicht über eine simple Googlesuche, wie "Jogi Löw Hemd" auf die Seite des Herstellers. Zur These vom vorteilhaften, leisen Marketing passt gut, dass Löw in Interviews mit Brigitte & Co, wenn er auf seine schicken Outfits angesprochen wird, nie den Sponsorenvertrag erwähnt. Auch er dürfte einen Nutzen darin sehen, denn so gilt er, der seit den 1980er Jahren seine Frisur nur unwesentlich verändert hat, weiterhin als Mann mit eigenem Geschmack.

Ulrich Goll

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