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Wirtschaft: Die Aktie von Borussia Dortmund bleibt ein Fan-Papier

Sportliche Erfolge sind keine Garantie für steigende Kurse

Dortmund (lei). Als Borussia Dortmund vor zwei Jahren als erster und bisher einziger deutscher Fußballklub an die Börse ging, stand die Aktie sogleich in dem Ruf, eine „FanAktie“ zu sein: Ein Wertpapier, das in erster Linie ein Publikum anspricht, das sich bei der Anlage mehr von Gefühlen als von Renditechancen leiten lässt.

Das Vorurteil hat sich bestätigt. Vor kurzem auf der Bilanzpressekonferenz des westfälischen Fußball-Unternehmens räumte Geschäftsführer Michael Meier Fehler ein. Der Gesellschaft habe eine „klare Marketingstrategie“ gefehlt, sagte er. „Wir hätten stärker das Bewusstsein dafür schärfen müssen, dass eine echte Aktie auf den Markt gebracht wird und kein Totoschein.“ Die Aktionäre konnten sich allenfalls über den Erfolg der Mannschaft freuen. Auf den Kurs haben sich außerordentliche Erträge im Kerngeschäft Fußball nur flüchtig ausgewirkt. Innerhalb von zwei Jahren hat sich das Papier gegenüber dem Ausgabekurs von elf Euro um fast zwei Drittel verbilligt. Die Geschäftsführung musste den Anteilseignern mitteilen, dass die Zahlung einer Dividende noch nicht absehbar sei.

Nach der Qualifikation für den höchstdotierten europäischen Vereinswettbewerb, die Champions League, oder dem Gewinn der deutschen Meisterschaft stieg der Kurs, wurde aber rasch wieder nach unten gedrückt, vor allem durch Gewinnmitnahmen. Der Deutschen Bank etwa, einer der Großaktionäre des BVB, wird nachgesagt, nach Kurserholungen des öfteren größere Tranchen von Aktien zu verkaufen. Gerd Niebaum, Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA, bestätigt solche Spekulationen nicht. Stattdessen betont er, dass der Fußballverein Borussia Dortmund „mit mehr als 25 Prozent der Aktien nach wie vor der größte Einzelaktionär ist“.

Nicht nur der sportliche Erfolg blieb letztlich ohne nachhaltigen Einfluss auf den Kurs. Auch die wirtschaftliche Entwicklung konnte den Abwärtstrend nicht aufhalten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verbuchte der deutsche Fußballmeister einen Überschuss in Höhe von 755000 Euro – gemessen an der Gesamtleistung des Konzerns von 150 Millionen Euro ein mageres Ergebnis, verglichen mit dem Vorjahresverlust von elf Millionen Euro jedoch eine deutliche Verbesserung. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (6,2 Millionen Euro) sei „sehr erfreulich“, sagt Paul Suciu-Sibianu, Analyst der WGZ-Bank, „das können nicht viele Fußballvereine vorweisen.“

Auch andere Faktoren stimmen nicht nur die Geschäftsführung zuversichtlich. Dazu gehört der Wert der Mannschaft (geschätzte 150 Millionen Euro), liquide Mittel von etwa 50 Millionen Euro sowie der erwartete weitere Aufschwung beim Ticketverkauf nach dem Ausbau des Westfalenstadions, das Eigentum des BVB-Konzerns ist. Viel Geld bringen aber auch die so genannten fußballaffinen Geschäftsfelder wie Merchandising, Hotelbetrieb oder das Reisebüro.

Einige Analysten sehen den fairen Wert der Borussia-Aktie bei sieben bis neun Euro. WGZ-Analyst Suciu-Sibianu, Autor einer Studie über börsennotierte Klubs, sieht das Papier „im Vergleich zu anderen Fußballaktien deutlich unterbewertet“. Von den 38 Fußball-Unternehmen, die an europäischen Börsen notiert sind, hat bisher nur der englische Renommierklub Manchester United eine Erfolgsstory auf dem Parkett hingelegt.

Die Zwischenbilanz der Dortmunder hat auf die Konkurrenten aus der Bundesliga abschreckend gewirkt. Derzeit plant kein anderer deutscher Fußballverein einen Börsengang. Marktführer Bayern München hat sich zwar in eine AG umgewandelt und zehn Prozent der Anteile an die Sportartikelfirma Adidas verkauft, an die Börse zieht es den deutschen Rekordmeister aber nicht. Der FC Schalke 04 plant, sich mit einer Anleihe über 85 Millionen Euro in Kürze ein hohes Maß an Liquidität zu verschaffen.

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