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Wirtschaft: Die Aktionäre der Bewag bleiben ratlos

"Die Bilanz kann sich sehen lassen, aber wo liegen die Potenziale?" Mit dieser Frage umriss ein Aktionär das Stimmungsbild der Hauptversammlung des Berliner Stromversorgers Bewag am Mittwoch.

"Die Bilanz kann sich sehen lassen, aber wo liegen die Potenziale?" Mit dieser Frage umriss ein Aktionär das Stimmungsbild der Hauptversammlung des Berliner Stromversorgers Bewag am Mittwoch. Nachdem das Unternehmen nicht mehr an den Verhandlungen zur Bildung des nordostdeutschen Stromkonzerns "Vierte Kraft" teil hat und von zwei zerstrittenen Haupteigentümern dominiert wird, fragten sich viele Kleinaktionäre, welchen Wert ihr Eigentum in Zukunft haben wird.

Zumindest Bewag-Vorstandschef Dietmar Winje zeigte sich am Mittwoch optimistisch: "Auf Grund der guten Ertragslage gehört die Bewag zur Spitzengruppe der deutschen Elektrizitätswirtschaft", sagte er. Die Bewag sei marktgerecht aufgestellt und habe eine sehr gute Ausgangslage für eigenständiges Wachstum. Das neue Geschäftsjahr sei gut angelaufen.

Ursprünglich sollte die Bewag mit den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW), der ostdeutschen Veag und der Braunkohlegesellschaft Laubag fusionieren. Die Haupteigner der Bewag, Mirant aus den USA und die schwedische Vattenfall, konnten sich jedoch nicht einigen. Jetzt baut HEW ein kleineres Energieunternehmen auf. Winje sagte, die Bewag wolle mit der jetzt von der HEW-Mutter Vattenfall angestrebten kleineren "Vierten Kraft" kooperieren, um wirtschaftliche Vorteile für beide Seiten zu erreichen. Außerdem strebe das Unternehmen Kooperationen und Übernahmen von Stadtwerken in Deutschland und Europa an.

Die Aktionäre der Bewag reagierten abwartend. Beide Großaktionäre und auch der Vorstand stünden vor einem Dilemma und wüssten offenbar selbst nicht, wie es weitergehen solle, hieß es. Der designierte Vorstandschef der Holding der "Vierten Kraft" und Bewag-Aufsichtsrat, Klaus Rauscher, verwies darauf, dass die Geschäftspolitik der Großaktionäre nicht Gegenstand der Hauptversammlung sei. Man werde die Rechte als Aktionäre der Bewag aber verantwortungsbewusst ausüben und das Interesse des Unternehmens im Auge haben.

Das vergangene Geschäftsjahr hat die Bewag mit einem Jahresüberschuss von 148 Millionen Euro abgeschlossen. In den ersten vier Monaten des laufenden Geschäftsjahres erzielte die Bewag ein Ergebnis vor Ertragssteuern von 78 Millionen Euro und liegt damit leicht über dem Ergebnis des Vorjahresniveaus. Nach den ersten drei Monaten des Jahres lag der Wert - wie diese Zeitung berichtete - noch um gut 20 Prozent unter dem Wert des Vorjahres.

asi

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