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Wirtschaft: „Die Asiaten sind nicht so flexibel“

Motorola-Deutschlandchef Quinkert über Handyproduktion in Deutschland

Herr Quinkert, kann man in Deutschland wettbewerbsfähig Handys produzieren?

Ja, natürlich kann man das, wenn man hier hochwertige Geräte herstellt. Die Handyproduktion ist hochautomatisiert und sehr kapitalintensiv. Die Materialkosten machen 70 bis 80 Prozent der Handykosten aus. Wer hier jedoch einfache Mobiltelefone produzieren will, hat es schwer. Dafür geht man besser nach China, wo die Lohnkosten weniger als ein Zehntel der hiesigen Lohnkosten betragen.

Warum produziert Motorola hier?

Wer stur an die Kosten denkt, sollte weg aus Deutschland. Aber es gibt eine Reihe anderer Argumente: die Nähe zum deutschen Markt mit 82 Millionen potenziellen Kunden zum Beispiel. Und die Lage Deutschlands im Zentrum Europas. Von hier aus kann ich alle Kunden innerhalb von 24 Stunden beliefern. Ein weiteres wichtiges Argument ist die loyale und flexible Mitarbeiterschaft. Diese Flexibilität ist sehr viel wert, die finden Sie in Asien nicht, wo die Mitarbeiter meist nur auf eine Tätigkeit trainiert sind.

Motorola lässt auch bei BenQ produzieren. Bleibt es dabei?

BenQ produziert bereits heute für alle wichtigen Hersteller – für Motorola genauso wie für Siemens oder Panasonic. Jeder verlagert Teile seiner Produktion nach außen. Das ist normal und wird auch so bleiben.

Bisher haben Siemens und Motorola eng im Bereich UMTS zusammengearbeitet. Wird diese Kooperation fortgesetzt?

Wir haben zunächst komplette UMTS- Handys geliefert, später nur noch die Chips. Auch das wird langsam auslaufen. Aber wir arbeiten weiter eng mit Siemens zusammen: Wenn wir ein Mobilfunknetzwerk errichten, ist Siemens- Technik dabei. Wenn Siemens eine U-Bahn baut, kann Motorola die Funktechnik liefern. In diesen Märkten können nur Unternehmen überleben, denen es gelingt sich darauf einzustellen morgens Wettbewerber, mittags Partner und abends Kunde und Lieferant zu sein.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

Norbert Quinkert ist Chef der Motorola Deutschland GmbH. In Flensburg betreibt der US-Konzern ein Handywerk mit 1800 Mitarbeitern – weltweit Motorolas drittgrösste Produktionsstätte.

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