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Wirtschaft: Die Bahn baut Gleise ab

Umweltverbände: Bund muss mehr Mittel geben

Berlin - Das Gleisnetz der Bahn wird in den kommenden Jahren weiter schrumpfen. Das bestätigte ein Bahnsprecher am Montag dem Tagesspiegel. „Es geht aber nicht um die Stilllegung von Strecken“, betonte er. Vielmehr sollten Gleise abgebaut werden, „die nicht mehr benutzt oder benötigt werden“ – etwa bei Rangier- und Abstellanlagen. Umweltverbände forderten die Bundesregierung auf, die Einschnitte durch zusätzliche Mittel zu verhindern. Ein Ministeriumssprecher betonte jedoch, Kriterium für die weitere Nutzung von Gleisen sei ihre Auslastung. „Notwendige Schienen werden nicht abgebaut“, sagte er.

Aus Aufsichtsratskreisen war am Wochenende bekannt geworden, dass die Bahn bis zum Ende des Jahrzehnts etwa 5200 der heute noch 65000 Kilometer aufgeben will. Allerdings lässt sich auf Grund dieser Zahlen nicht auf Einschnitte in das Streckennetz schließen, das unter Herausrechnen von parallelen Gleisen 37000 Kilometer umfasst. Außerdem soll rund ein Viertel der aktuell 88200 Weichen und Kreuzungen abgebaut werden. Der Bahnsprecher wollte die Abbauzahlen aber nicht kommentieren.

Bei der Eisenbahnergewerkschaft Transnet hieß es wiederum, man prüfe noch, um welche Strecken es gehe. „Wir gehen aber nicht davon es, dass es um befahrene Gleise geht. Wir können nur davor warnen, dass ins Bestandsnetz eingegriffen wird“, sagte ein Sprecher. Das Verkehrsministerium verwies darauf, dass es für Gleisstilllegungen genaue Regeln gebe. So muss der betroffene Abschnitt vorher ausgeschrieben und gegebenenfalls an einen anderen Betreiber verkauft werden. Durch die geplante Novellierung des Allgemeinen Eisenbahngesetzes soll das erleichtert werden.

Doch die Umweltverbände Verkehrsclub Deutschland (VCD) und BUND beklagen, dass es bei der Gleispolitik der Bahn zu wenig Transparenz gebe. Beide forderten den Staat auf, sich stärker zu engagieren. „Es gibt auch viele Straßen, die nicht wirtschaftlich betrieben werden können, bei denen aber die öffentliche Hand die Kosten für den Erhalt trägt“, sagte Tilmann Heuser, Verkehrsexperte des BUND. Ein ähnliches Verfahren solle es auch beim Schienennetz geben. Doch noch seien die Kosten nicht im Einzelnen nachvollziehbar. „Wir brauchen einen detaillierten Netzzustandsbericht“, sagte Heuser. VCD-Verkehrsexpertin Heidi Tischmann sagte: „Der Bund muss in die Pflicht genommen werden.“ Heuser zweifelte an den Beteuerungen, dass nur nicht benötigte Gleise abgebaut würden. „Es gibt jetzt schon Berichte von Nahverkehrsstrecken, die trotz Interesse nicht weiter betrieben werden können.“ Außerdem verringere die Bahn durch die Einschnitte ihr Zukunftspotenzial. „Was will sie machen, wenn es mit der Bahn wieder aufwärts geht?“

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