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Wirtschaft: Die Bahn fährt in den roten Bereich

Der Konzern verbucht im ersten Halbjahr einen deutlichen Verlust – Konjunkturflaute und Investitionen belasten

Berlin (hop). Die Deutsche Bahn AG hat im ersten Halbjahr 2002 tiefrote Zahlen geschrieben. Das Betriebsergebnis nach Zinsen lag bei minus 235 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2001 hatte die Bahn noch einen Gewinn von 66 Millionen Euro verbuchen können. Grund dafür seien die stark erhöhten Investitionen in neue Fahrzeuge und Sachanlagen, teilte die Bahn in ihrem Halbjahresbericht am Donnerstag in Berlin mit. Positiv entwickelte sich dagegen der Konzernumsatz. Der stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,4 Prozent auf rund 7,7 Milliarden Euro.

Trotz der gestiegenen Einnahmen transportierte die Bahn im ersten Halbjahr weniger Fahrgäste und Güter. Die Verkehrsleistung sank im Personenverkehr um 4,4 Prozent auf 34,293 Milliarden Personenkilometer, im Güterverkehr um 1,4 Prozent auf 39,218 Milliarden Tonnenkilometer. Die Bahn führt den Rückgang auf die schwache Konjunktur und Programme, das Angebot marktorientierter zu gestalten, zurück.

Diese Anpassungsprogramme seien mit dem ersten Halbjahr noch nicht abgeschlossen worden, sagte Bahnsprecher Uwe Herz dem Tagesspiegel. „Und sie werden auch am Jahresende noch nicht beendet sein.“ Die Bahn rechne daher auch für das Gesamtjahr 2002 mit einer „leichten Unterschreitung der Verkehrsleistung vom Vorjahr“. Das vergangene Jahr sei allerdings auch ein Rekordjahr mit der höchsten Verkehrsleistung seit dem Beginn der Bahnreform 1994 gewesen, sagte Herz.

Industrie zieht langsam wieder an

Positive Signale aus der Wirtschaft für die zweite Jahreshälfte sieht Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. Im ersten Halbjahr habe die Bahn zwar die schwache Konjunktur deutlich zu spüren bekommen, doch entwickele sich die Nachfrage durch Schlüsselbranchen wie die Stahlindustrie wieder besser. „Wir sind zuversichtlich für eine positivere zweite Jahreshälfte“, sagte Mehdorn.

Auf absehbare Zeit wird die Bahn jedoch rote Zahlen schreiben. Belebe sich die Konjunktur wieder, werde der Verlust aber wie geplant bei 550 Millionen Euro liegen. Inwieweit die aktuellen Hochwasserschäden die Bilanz trüben könnten, wollte Mehdorn noch nicht abschätzen. Dies sei „erst in mehreren Wochen möglich“.

Das bisherige Minus bei der Bahn wird vor allem durch verstärkte Investitionen verursacht. „Wir modernisieren die Bahn und sind damit auf einem guten Weg. Temporär negative Ergebnisse müssen wir dabei wie geplant in Kauf nehmen“, sagte Mehdorn. 2001 hatte der Konzern mit der Strategie „Offensive Bahn“ begonnen. In deren Rahmen werde der Fahrzeugpark modernisiert, die Bahnhöfe gesäubert und mehr Geld in den Fahrweg gesteckt. Die Bruttoinvestitionen des Konzerns stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 37,3 Prozent auf rund 3,9 Milliarden Euro. Ein Großteil der Steigerung ist auf den Kauf des Telematikunternehmens Arcor DB Telematik GmbH (inzwischen nur noch DB Telematik GmbH) zurückzuführen, räumt Herz ein. Aber auch ohne diesen Kauf hätten die Investitionen deutlich zugenommen, sagte Bahn-Sprecher Herz. „Das Ziel, bis 2004/2005 die Kapitalmarktfähigkeit zu erreichen, steht aber immer noch.“ Bis dahin werde der Konzern wieder schwarze Zahlen schreiben, sagte Herz.

Erste Früchte der Modernisierung der Bahnhöfe erntet die Bahn bereits. Die Umsätze in diesem Unternehmensbereich stiegen im Vergleich am stärksten – um 7,5 Prozent auf 115 Millionen Euro. Es siedeln sich wieder mehr Geschäfte an den Haltestationen an. „Wir hatten eine höhere Zahl von Neueröffnungen in großen Bahnhöfen“, erläuterte Herz. Das liege insbesondere daran, dass die Bahnhöfe durch den Ausbau attraktiver und stärker vermarktet würden.

Die Bahn setzt weiterhin auf Rationalisierung. Der Arbeitsplatzabbau setzte sich auch in diesem Jahr fort. Zwischen dem 30. Juni 2001 und dem 30. Juni 2002 schrumpfte die Zahl der Beschäftigten um 7377 auf 211 962.

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